Nahezu lautlos baut Takeda seinen Standort im Singener Industriegebiet weiter aus und investiert noch einmal im mehrstelligen Millionenbereich an der Robert-Bosch-Straße. Denn das weltweitagierende Pharmaunternehmen hat mit dem Bau einer Anlage zur Herstellung des Wirkstoffs für seinen Dengue-Impfstoffkandidaten begonnen. Genau ein Jahr nach der Fertigstellung der Produktionsstätte investiert das Unternehmen damit erneut 74 Millionen Euro in den Standort. Insgesamt belaufen sich die Investitionen für die Impfstoffproduktion in Singen damit auf über 200 Millionen Euro.
Ein eindeutiges Signal für den Standort, wie Thomas Wozniewski, Global Manufacturing and Supply Officer, im Rahmen einer Onlinekonferenz, die coronabedingt den offiziellen Spatenstich ersetzt hat, betonte: „Der Standort in Singen gehört mit zu den wichtigsten von Takeda.“ Dies werde auch durch die hohen Investitionssummen der vergangenen Jahre vor Ort deutlich.

Auch Dirk Oebels, Standortleiter der Betriebsstätte Singen, betonte, welchen Stellenwert der Standort unterm Hohentwiel in der Firmenphilosophie einnehme: Takeda habe vier Niederlassungen in Deutschland. „Singen ist die größte davon“, so Oebels, der seit Anfang September die Standortleitung übernommen hat. Mehr als 40 Jahre sei der Standort in Singen alt und in all dieser Zeit wurde dort immer wieder investiert. Mit dem Neubau setze Takeda die Erfolgsgeschichte fort, die man mit der Einweihung der Fabrik für Impfstofffertigung vor einem Jahr begonnen habe.
Arbeiten trotz Corona voll im Zeitplan
Trotz Corona-Pandemie befindet sich der Neubau nach Aussage von Oebels im Zeitplan. Er rechne mit einer Fertigstellung im Jahr 2025, das Richtfest soll bereits im Sommer 2021 gefeiert werden. In dem neuen Gebäude sollen nach seiner Fertigstellung rund 100 Menschen an der Herstellung eines Dengue-Impfstoffes arbeiten.
Aufgrund der Inbetriebnahme der Abfüllanlage im vergangenen Jahr ist es Takeda möglich, den Impfstoff komplett von Singen aus herzustellen, abzufüllen, zu verpacken und zu versenden. „Deutschland wird so zum Absender eines Impfstoffes, der die Gesundheit von fast 400 Millionen Menschen verbessern und die Bedrohung durch Dengue auf der ganzen Welt bekämpfen kann“, sagte Oebels.
Takeda investiere damit erneut in ein hochgradig modernes und digitalisiertes Fertigungsgebäude. Thomas Wozniewski ergänzte: „Die Herstellung eines Dengue-Impfstoffes hat innerhalb unseres globalen Produktionsnetzwerks hohe Priorität.“ Die Produktion des Impfwirkstoffes verstärke die Lieferkette von Takeda und sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ziel, in Singen den gesamten Produktionsprozess für den Dengue-Impfstoffkandidaten unter einem Dach anzusiedeln. „Dies wird uns erlauben, Synergien und das langjährige Erfahrung unserer Mitarbeiter aus Singen zu nutzen“, so Wozniewski weiter.
Dass Takeda nach der Einweihung des neuen Gebäudes im vergangenen Jahr mit dem begonnenen 74-Millionen-Euro-Neubau noch einmal kräftig in den Standort in Singen investiert, kommt auch bei Oberbürgermeister Bernd Häusler und der Stadtverwaltung gut an. „Es freut uns sehr, dass Takeda weiter in seinen Standort in Singen investiert. Das zeigt uns, dass dieses international agierende Unternehmen mit seinen Produkten erfolgreich ist, gerade weil es seine Produktionsstätte hier vor Ort nochmals erweitert“, sagte das Singener Stadtoberhaupt. Takeda sei als Global Player der Pharmabranche einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Stadt. „Wir sind sehr froh darüber, dass sich das Unternehmen mit seiner Folgeinvestition von 74 Millionen so eindeutig zum Standort Singen bekennt und damit auch die Arbeitsplätze sichert“, betonte OB Häusler weiter.
Dengue-Impfstoff aus Singen soll 2022 auf den Markt kommen
- Das Dengue-Virus: Der Erreger kann bei Menschen jeden Alters das sogenannte Denguefieber auslösen. Er wird durch Stechmücken übertragen. Laut Takeda-Angaben erkranken schätzungsweise 390 Millionen Menschen weltweit jedes Jahr am Dengue-Virus – vor allem in subtropischen Klimazonen. 500.000 von ihnen müssten im Krankenhaus behandelt werden, teilt Takeda mit. „In diesem Jahr mussten wir erleben, welche verheerende Wirkung Infektionskrankheiten haben können, wenn kein Impfstoff zur Verfügung steht. Dengue ist da keine Ausnahme“, sagte Gary Dubin, Senior Vice President und Head Global Medical Office Takeda Impfstoffe. Dengue sei die sich am schnellsten verbreitende, durch Mücken übertragene Viruserkrankung. „Die Investition in die Anlage in Singen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Engagements, die Bedrohung durch Dengue zu bekämpfen“, so Dubin. Er rechne damit, dass ein entsprechender Impfstoff 2022 zugelassen werden könne und es ihn auch auf dem europäischen und amerikanischen Markt geben solle.
- Takeda in Deutschland: Das japanische Pharmaunternehmen Takeda beschäftigt in Deutschland rund 2.500 Mitarbeiter, etwa 1.000 – davon rund 50 Auszubildende – arbeiten am Standort in Singen. Die Niederlassung in Singen wurde 1979 gegründet und ist die größte Niederlassung des Unternehmens in der Bundesrepublik. Der Standort in Singen ist spezialisiert auf gefriergetrocknete Pulver und halbfeste Darreichungsformen – das sind beispielsweise Salben oder Cremes. Im November 2019 hat Takeda in Singen seine erste Dengue-Impfstofffabrik weltweit eingeweiht. Als größter japanischer Arzneimittelhersteller engagiert sich Takeda laut eigenen Aussagen in 80 Ländern und Regionen weltweit dafür, Patienten mit medizinischen Innovationen eine bessere Gesundheit zu ermöglichen.
- Die Unternehmensgeschichte: Die Ursprünge der Takeda GmbH in Singen gehen auf die 1979 gegründete Byk-Guldenwerke Chemische Fabrik AG zurück. 2002 firmierte das Unternehmen zu Altana um, im Jahr darauf wurde die Arzneimittelproduktion um die Gefriertrocknung erweitert. 2007 folgte die Übernahme von Altana durch das Unternehmen Nycomed, das wiederum im Jahr 2011 durch Takeda übernommen wurde. (mgu)