„Camper klagen über fehlende E-Lade-Infrastruktur in touristischen Hotspots“, schildert der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz und Verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er sieht dadurch negative Folgen für den Tourismus in der Region, wie er in einer Pressemitteilung erklärt. Der Singener Tourismus-Experte Markus Bumiller hält auf SÜDKURIER-Anfrage dagegen die Zahl der Elektro-Campingfahrzeuge für verschwindend gering. Er fordert: Der Tourismus in der Region müsse verstärkt auf den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs setzen, um eine bessere Attraktivität zu erlangen. Als negativ für die Entwicklung wertet er dagegen den Bau von neuen Windkraft-Anlagen.

Camper sind gefragt und werden elektrisch

Reisen mit dem Wohnmobil werde immer beliebter. Für Hans-Peter Storz (SPD), der selbst gerne mit seinem Camper reist, ist dieser Trend verständlich. Das Wohnmobil biete Flexibilität und fühle sich trotzdem durch individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten heimisch an, sagt der Abgeordnete. Wer sich heute einen neuen Camper zulegen wolle, stelle sich vermehrt auch die Frage nach dem Antrieb. Auch bei Wohnmobilen geht der Trend zur Elektromobilität.

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Doch wie gestalte sich die E-Lade-Infrastruktur gerade mit Blick auf touristische Hotspots? „Camper hatten im Austausch mit mir darüber geklagt, dass an stark frequentierten Sehenswürdigkeiten häufig zu wenige Lademöglichkeiten vorhanden seien“, berichtet Storz. Nicht immer biete sich das Laden auf dem Campingplatz an.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz fordert mehr Ladestationen für Camping-Fahrzeuge, um den Tourismus in der Region ...
Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz fordert mehr Ladestationen für Camping-Fahrzeuge, um den Tourismus in der Region voranzubringen. (Archivbild) | Bild: Holle Rauser

„Viele Camper halten an touristisch frequentierten Orten wie am Bodensee als Zwischenstopp auf ihrer Reise. Wenn sie ihren Wohnwagen dabei nicht laden können, verliert das touristische Ziel oder der Elektrocamper an Attraktivität, weil man eine zusätzliche Fahrt einplanen muss.“ Beides sei sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus nachhaltiger Sicht ein Problem.

Aus diesem Grund hatte Storz dem Ministerium für Verkehr eine kleine Anfrage zur Lade-Infrastruktur in den sogenannten Hotspots gestellt. Unter anderem sollte dabei die Entwicklung der Anzahl von Normal- und Schnellade-Punkten in den jeweiligen Landkreisen abgefragt werden. Aber auch die Anzahl der zugänglichen Ladepunkte und Informationen darüber mit Blick auf touristische Ballungsräume sollte dabei erfasst werden. Schließlich habe die Landesregierung bereits vor zwei Jahren eine Strategie zum Ausbau der Ladeinfrastruktur beschlossen.

Das Angebot öffentlicher Ladepunkte habe sich um ein Vielfaches vergrößert, so Storz. Mit Blick auf die touristischen Ballungsgebiete falle die Antwort der Landesregierung jedoch nichtssagend aus, bemängelt er. Das Verkehrsministerium vermeide eine Aussage über mögliche Engpässe an touristisch frequentierten Orten mit der Begründung, dass der Begriff Hotspot keine allgemein gültige Definition habe. Das hält der Abgeordnete für vorgeschoben. Denn die Bezeichnung touristische Hotspots werde im Tourismuskonzept des Landes sehr wohl verwendet.

Storz sieht den Ausbau der Lade-Infrastruktur gefährdet

Außerdem räume auch das Verkehrsministerium in seiner Antwort ein, dass Berichte über eine unzureichende Lade-Infrastruktur an Tagen mit hoher Nachfrage an Orten wie Freizeitparks vorlägen. Hans-Peter Storz sieht den schnelleren Ausbau der E-Lade-Infrastruktur an den richtigen Stellen gefährdet. Dies senke auch die Attraktivität der nachhaltigen Antriebsform und des Tourismus-Standortes Baden-Württemberg.

Tourismus-Verbandschef Markus Bumiller setzt verstärkt auf den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs, um dem Tourismus im ...
Tourismus-Verbandschef Markus Bumiller setzt verstärkt auf den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs, um dem Tourismus im Hegau-Bodensee-Gebiet mehr Attraktivität zu verleihen. | Bild: Arndt, Isabelle

Bumiller: „Die Reisemobile fahren überwiegend mit Diesel oder Benzin“

Ein Singener Tourismus-Fachmann hält dagegen. „Aktuell laufen fast alle Reisemobile noch mit Diesel oder Benzin. Die Anzahl der elektrischen Reisemobile hält sich momentan absolut in Grenzen, man kann sie mit der Lupe suchen“, erklärt Markus Bumiller, Vorsitzender des Verbandes Tourismuswirtschaft Bodensee. Es gebe aktuell einige Konzept- und wenige Serienfahrzeuge.

Da die touristische Entwicklung nur Hand in Hand mit der Bevölkerung einhergehen könne, sei es deutlich sinnvoller, die allgemeine Lade-Infrastruktur auszubauen, als sich auf touristische Hotspots zu konzentrieren, betont Bumiller. Als wichtiger erachte er den Ausbau des ÖPNV und des Fernverkehrs, um Gäste möglichst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an touristische Destinationen zu bringen.

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„Des Weiteren müssen wir uns auch klar darüber sein, dass mit zunehmender Elektromobilität auch der Strombedarf weiter steigt. Setzt man hier weiterhin so extrem auf Windkraft, wie es die Landesregierung aktuell tut, werden wir uns eh Gedanken darüber machen müssen, ob touristische Ziele weiterhin attraktiv bleiben oder durch eine übermäßige Anzahl an Windkraft-Anlagen deutlich abgewertet werden“, betont Bumiller. Eine smarte, verlässliche Gesamtlösung habe sowohl die Landes- als auch die Bundesregierung leider noch nicht gefunden.

„Für unsere Region am westlichen Bodensee sehe ich persönlich zum Beispiel den geplanten Windpark am Schienerberg als extrem kontraproduktiv zur laufenden touristischen Entwicklung“, sagt er.