Singen – Der Fotokünstler Marcus Schwier kennt manche Ecken in Singen besser als die Einheimischen. Auf Einladung der Stadt hat er über vier Jahre hinweg Singen wiederholt aufgesucht und fotografiert. Das Ergebnis seiner fotografischen Recherche ist in der Ausstellung „125 x Singen“ im Kunstmuseum zu sehen. In einem Künstlergespräch mit Museumsleiter Christoph Bauer gab Schwier Einblicke in seine Arbeit und erläuterte seine Vorgehensweise. Spezialisiert auf Architekturfotografie und ohne festen Plan unterwegs, erkundete Schwier Singen und deren Wandel. Er fotografierte im öffentlichen Raum, wobei er die Aufmerksamkeit auf Bekanntes und Unbekanntes, auf räumliche Umgebungen und auch Details legt. Zudem zeigt er auch die meist unzugänglichen Orte, von denen die Stadt maßgeblich lebt. Die Fotos geben Einblick in die Werkanlagen der Großindustrie wie Maggi, Fondium oder Takeda sowie Handwerksbetriebe wie Lauber Fensterbau.
„Marcus Schwier hat die Stadt mit seinen Augen gesehen und zeigt, was viele noch nie gesehen haben“, erläuterte Bauer, der mit Schwier auf dem Rundgang durch die Ausstellung auf einzelne Fotos einging. Schwier erzählte, dass er nur mit Erlaubnis und in Begleitung Zugang zu den Werkhallen hatte. Gespannt verfolgten gut 60 Interessierte den Ausführungen. Aus der Umgebung gelöst und bildbestimmend ins Foto gesetzt, waren auch bekannte Objekte nicht gleich einzuordnen. „Bauten werden zu Skulpturen, die Komposition eines Bildes ist Bestandteil von Schwiers Fotografie“, verglich Bauer die Tribüne im Hohentwielstadion mit einem aufgeklappten Laptop.
„Eine Stadt ist ein Organismus, der sich ständig verändert“, erklärte Schwier am Beispiel eines bildbestimmenden Hochhauses, dass er versuche, das Objekt auf seine Charaktereigenschaften zu reduzieren. Schwier lebt und arbeitet in Düsseldorf und Salem, nach einem Architekturstudium studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf. Die Fotos sind bis zum 15. September im Kunstmuseum zu sehen.