Lebensmittelpreise steigen seit der Corona-Pandemie immer weiter an. Besonders der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene Anstieg von Lebensmittelpreisen macht vielen zu schaffen. Nicht nur Menschen leiden darunter, sondern auch ihre Haustiere, weiß Beate Grundmüller, Vorsitzende der Tiertafel Singen. Sie und ihr Verein versorgen seit November vergangenen Jahres die 140 Haustiere von 80 bedürftigen Menschen.
Denn wer in eine finanzielle Notlage gerät, gibt sein Tier nicht einfach auf, sagt Grundmüller. Es werde viel zurückgesteckt, um sich und seinen Vierbeiner zu versorgen. Für das Tier würde man an jeder nötigen Stelle sparen, um das Tierheim zu vermeiden, ergänzt Marion Czajor, Vorsitzende des Tierheims Singen. Auch wenn das bedeute, dass man selbst unter finanziellen Schwierigkeiten leide.
Gesundheit oder Alter sind entscheidend
„Die Vierbeiner sind ein Teil der Familie und werden wie das eigene Kind behandelt“, sagt Czajor. So erklärt sie, wieso es trotz der hohen Inflation und der gestiegenen Lebensmittelpreise kaum Tiere gebe, die aus finanziellen Gründen im Tierheim abgegeben werden. „Wer unter einer Brücke in einem Schlafsack schlafen muss, kümmert sich darum, dass sein Tier auch darin schläft“, drückt es Czajor drastisch aus.
Während der Corona-Pandemie haben sich zwar mehr Haushalte ein Haustier zugelegt, doch das habe keinen Effekt fürs Tierheim gehabt. Mehr Tiere würden bei ihr nicht abgegeben werden. Wenn ein Tier ins Tierheim gegeben werde, dann vor allem aufgrund von Krankheit oder aus Altersgründen. Also in Fällen, in denen die Haltung nicht mehr möglich ist.
Kein Anspruch auf Sozialleistungen
Auf Unterstützung vom Staat können Tierbesitzer nicht hoffen, denn in der Welt der Bürokratie eindeutig geregelt: Wer ein Haustier hat, hat kein Anrecht auf zusätzliche Sozialleistungen. Das Bürgergeld etwa garantiere nur das Existenzminimum, zu dem ein Haustier nicht gehöre, heißt es in einem Urteil des Landessozialgerichts. Der Kostendruck für die Haustierbesitzer macht sich dann bei der Tiertafel bemerkbar.
Wer Unterstützung bei der Tierhaltung braucht, findet diese nämlich an anderer Stelle: Beate Grundmüller und ihr Verein möchten Haustierbesitzer in Not entlasten. Ihr Verein will jedem im Hegau die Möglichkeit geben, sein Tier artgerecht zu halten und zu versorgen. Versorgt wird aber nur, wenn das eigene Einkommen nicht mehr reicht, erklärt Grundmüller.
Verein versorgt schon 140 Tiere
Um sich bei dem Verein zu registrieren, muss man seine Bedürftigkeit vom Sozialamt nachweisen lassen oder einen Rentenbescheid vorlegen können. Darüber hinaus sollte man auch den Impfpass des Tieres und einen Nachweis über dessen Haltung mitbringen, so Grundmüller. „Viele ukrainische Flüchtlinge, die zu mir kommen, haben ihren Nachweis nicht mitbringen können. Eine Familie kam am nächsten Tag dann mit ihrer Katze zu mir. Das geht natürlich auch“, erklärt die Vereinsvorsitzende.
Wer registriert ist, darf zum ersten Freitag des Monats bis zu drei Tiere versorgen lassen. Konkret werden Bedürftigen bis zu 80 Prozent des nötigen Futters, Leinen, Körbe, Halsbänder, Katzenstreu und anderen notwendige Dingen des täglichen Bedarfs bereitgestellt. Beate Grundmüller spricht von 80 Kunden mit 80 Katzen und 60 Hunden, die sie und ihr Verein auf diese Weise unterstützen. Der Verein stemme das alles mit seinen sieben Mitgliedern
Für die Arztkosten sieht es anders aus – denn diese sind zu teuer, um vom Verein übernommen zu werden. Tierärzte, mit denen sie in Kontakt gekommen sei, wären selbst zu belastet, um ihren Verein zu unterstützten. „Das ist schade, denn gerade in solchen Fällen kommt es eher zur Trennung vom Tier“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Tiertafel ist auf Spenden angewiesen
Dass der Verein viele Tierbesitzer unterstützen kann, wäre jedoch ohne Spenden nicht möglich, betont Grundmüller. Der Verein kann dabei auf die Hilfe von Mitgliedern, Unternehmen und privaten Förderern zählen. Darüber hinaus sollen Kuchenverkäufe und Flohmärkte bei der Finanzierung helfen.
Der Verein hofft auch auf weitere Hilfe. „Besonders freuen wir uns über neue Mitglieder, die mit anpacken“, sagt Beate Grundmüller. Sie hofft, dass niemand sein Tier aufgrund von Geldmangel verlieren muss.