Am Ende der Vorstellung gibt es eine Überraschung. Nur drei Darsteller! Aber ein rundes Dutzend Figuren. Das Maskentheater-Ensemble Familie Flöz aus Berlin hat rund 400 Zuschauer in der Stadthalle auf Einladung der Volksbühne mit seinem neuen Programm „Feste“ verzaubert und berührt. 90 Minuten Maskentheater ganz ohne Worte – das war etwas ganz Besonders! Absolut sehenswert.
Am Ende zeigen Andres Angulo, Johannes Stubenvoll und Thomas van Ouwerkerk ihre wahren Gesichter. Die drei Schauspieler schlüpfen auf der Stadthallenbühne in unzählige Rollen. Und das ganz ohne Worte, aber mit eindrucksvollen Masken.
Tragikomödie mit viel Atmosphäre
Schauplatz der Tragikomödie ist der Betriebshof eines herrschaftlichen Hauses am Meer, wo Vorbereitungen für eine Hochzeit stattfinden. Melancholische Musik untermalt die Stimmung perfekt. Das Flackern der Laterne verheißt nichts Gutes, und der Hausmeister schafft die Reparatur auch nicht.

Eine schwangere Vagabundin stört die Vorbereitungen. Zunächst. Schließlich wird sie von der Putzfrau quasi adoptiert. Eine traurige Figur gibt die Braut ab. Ob sie tatsächlich heiraten will, bleibt offen.
Besonderes visuelles Erlebnis
Zumindest beim Tanz mit dem Bräutigam kommt ein wenig Jubel-Stimmung auf, als die Rhythmen des bekannten Songs „Uptown Funk“ von Mark Ronson ft. Bruno Mars erklingen. Die Sturzgeburt der Vagabundin kommt den Wünschen der Braut wohl näher, nämlich der Sehnsucht, ein Baby in ihren Armen zu wiegen.
Die Familie Flöz hat diese neue Produktion gemeinsam mit dem Theaterhaus Stuttgart, dem Theater Duisburg und dem Lessing Theater Wolfenbüttel unter der Regie von Michael Vogel erst im August uraufgeführt. Wie jede der dargestellten Figuren ihr persönliches Glück sucht und teilweise auch findet, ist ein ganz besonderes visuelles Erlebnis für das Publikum.
61 Abonnenten verloren
Vor der Aufführung hatte die Volksbühne ihre Mitgliederversammlung. Stephan Glunk berichtete als stellvertretender Vorsitzender über die Auswirkungen der Corona-Zeit für die Volksbühne. Die Vorsitzende Angelika Berner-Assfalg war wegen einer nicht-öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses unabkömmlich.
Bedingt durch die Corona-Pandemie haben sich Abonnenten der Volksbühne zum Teil zur Kündigung entschlossen. „Wir haben derzeit 141 Abonnenten. In der Saison davor waren es noch 202“, sagte Stephan Glunk. Das Kindertheater, das im Dezember 2019 mit „Die Bremer Stadtmusikanten“ das letzte Mal stattfand, wird wohl nicht mehr aufgelegt. „Das liegt vor allem am fehlenden Busangebot“, so Glunk. „Wir überlegen, ob wir ein Familientheater an Sonntagen anbieten können.“
In der Saison 2019/20 konnte neben dem Kindertheaterstück nur die Veranstaltung „Comedian Harmonists“ stattfinden. In der Saison 2020/21 gab es gar keine Aufführungen. „Wir hoffen, dass wir nun zu einer fast normalen Spielzeit kommen“, so Glunk. Der Vorverkauf für die zweite Veranstaltung, das Schauspiel „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, die am 6. März 2022 stattfindet, laufe sehr gut, so Glunk.
Trotz der Pandemie geht es der Kasse der Volksbühne recht gut, wie Kassierer Matthias Denzel sagte. Teilweise konnte man Stücke noch stornieren und die Zuschüsse der Stadt liefen weiter. Stadthallen-Geschäftsführer Roland Frank lobte das „eingespielte Team“ der Volksbühne und die gute Zusammenarbeit.

Einen kleinen Ausblick auf die Saison 2022/23 hatte die neue Schriftführerin Magdalena Steinebach. So tritt voraussichtlich am 20. November 2022 das spanische Ensemble Orquestra de Cambra de L‘Empordà mit „Concerto Scherzetto – Comedy trifft Klassik“ auf.
Am 11. Januar 2023 stehen „Die Feuerzangenbühne“ und am 20. April 2023 die Komödie „Hexenschuss oder Der Bandscheiben-Vorfall“ auf dem Plan.
Neuer Vorstand
- Der Verein Volksbühne Singen hat einen neuen Vorstand gewählt: Vorsitzende ist Angelika Berner-Assfalg, ihr Stellvertreter Stephan Glunk, neue Schriftführerin ist Magdalena Steinebach, Kassierer Matthias Denzel und als Beisitzer fungieren Walter Möll und Gerhard Bumiller. Kassenprüfer sind Michael Burzinski und Nico Winter.
- Das Abonnement mit normalerweise drei Vorstellungen kostet 57 Euro. In dieser Saison werden nur zwei Aufführungen berechnet, da eine Vorstellung ausfallen musste. Bei manchen Vorstellungen gibt es vorab eine Einführung.
- Die Volksbühne Singen, die 1990 gegründet wurde, ist erreichbar über die Stadthalle Singen, Telefon (07731) 85-241.