„Der Kurs hat mir den richtigen Weg gezeigt“, sagt Zubeda Konbos, die vor fast sechs Jahren aus Syrien gekommen ist. Sie hat in Singen mit acht anderen Frauen den Kurs „Brücken in die pädagogische Arbeit“ der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) besucht. Im Kurs festigten sich ihre Pläne für die Zukunft: Zubeda Konbos möchte im nächsten Jahr eine Ausbildung zur Erzieherin machen. Der Brückenkurs, der vom Jobcenter finanziert wird, richtet sich an Menschen mit Migrationshintergrund und Zugewanderte, die Interesse an einer Ausbildung zu pädagogischen Fachkraft haben. Denn im Bereich Kinderbetreuung gibt es eine große Nachfrage und die Aussichten, eine Anstellung zu finden, sind gut. Das Angebot ist ein Kooperationsprojekt von Caritas, AWO, der Stadt Radolfzell und der DAA.
Bildung und Betreuung in Deutschland
Der Kurs bereitete die Teilnehmerinnen, die aus Syrien, der Türkei, Russland und dem Iran kommen, in einem halben Jahr halbtags auf verschiedenen Ebenen auf einen pädagogischen Beruf vor. Er vermittelt kulturelles Wissen wie zum Beispiel das Verständnis von Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland. Die Frauen lernen Fachwissen wie Kinderrechte und Kinderschutz, ein Verständnis für die Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung oder die Entwicklungsbereiche in Anlehnung an den Orientierungsplan der Kitas kennen.
Praktikum ist Teil des Kurses
Im praktischen Teil absolvierten die Frauen einmal pro Woche ein Kita-Praktikum. Der Praxistag wurde von Gabi Weschenfelder, Leiterin des AWO-Taka-Tuka-Familienhauses, mit ihnen vor- und nachbereitet. Gerade dieser praktische Teil, habe den Frauen gezeigt, ob der Beruf wirklich etwas für sie ist, so Elke Wößner, DAA-Bereichsleiterin Pädagogik und Soziales. Außerdem bekamen die Teilnehmerinnen von Marius Otte fachbezogenen Deutschunterricht.
Frauen helfen sich gegenseitig
Was aber mit das Wichtigste sei: „Die Frauen können ein halbes Jahr lang in einer geschützten Gruppe lernen, festigen ihren Berufswunsch, knüpfen Kontakte und unterstützen sich“, erklärt Lehrerin Mona Schramm. Die Teilnehmerinnen hätten ein Netzwerk geknüpft, das über den Kurs hinausreicht und können sich auch in Zukunft, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, helfen. Der respektvolle Austausch der Kulturen, das Entwickeln von Schlüsselkompetenzen, Selbstvertrauen und Selbstwahrnehmung, seien Teil des Kurses und wichtig für den Schritt ins Berufsleben gewesen. Die Frauen lernten auch Selbstmanagement, zum Beispiel wie sie mit der Doppelbelastung Beruf und Mutter umgehen können und diskutierten über die Rolle der Frau in verschiedenen Kulturen. „Da gab es einige Aha-Momente“, berichtet Mona Schramm. Die Teilnehmerinnen haben unterschiedliche Schul- oder Studienabschlüsse, doch mit gegenseitiger Hilfe meisterten sie alle Schwierigkeiten.
Viele Möglichkeiten danach
Die Teilnehmerinnen können nach dem Kurs zum Beispiel eine Ausbildung zur Kinderpflegerin, zur Erzieherin oder Tagesmutter machen. Möglich ist auch eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin anzuschließen. Der Praxisteil des Kurses zählt als Vorpraktikum in der Erziehrinnenausbildung. Ein anschließendes Bewerbungscoaching hilft beim Berufseinstieg. „Alle neun Teilnehmerinnen haben den Kurs abgeschlossen, alle konnten profitieren und gehen als Freundinnen“, bilanziert Wößner den Kurs. Er sei für alle Beteiligten ein Erfolg gewesen und wird im Herbst wieder aufgelegt.

Dankbarkeit für den Kurs
Alle Teilnehmerinnen dankbar, dass die den Kurs besuchen durften und wollten sich alle lobend äußern. Die Syrerin Ryma Allces Youssef sagt: „Es war eine gute Erfahrung, ich habe tolle und sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt und habe keine Angst mehr vor den nächsten Schritten. Ich möchte danke sagen.“ Hanaa Alhajaj war in Syrien Lehrerin und möchte nun ebenfalls im Kindergarten arbeiten: Sie hat ihre Bewerbung schon abgeschickt. „Es war eine tolle Zeit, der Kurs hat uns eine eigene Richtung gezeigt“, erklärt Elif Dunas, die in ihrer Heimat Lehrerin für Geschichte war. Sie strebt eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin an der DAA an, die in Kitas Erzieherinnen bei ihrer Arbeit unterstützt. Sie möchte auf jeden Fall auch in Zukunft mit Kindern arbeiten, der Kurs habe sie in ihrer Absicht bestärkt. Zum Abschluss feierten die Absolventinnen ein kleines Fest, zu dem Jede etwas für ein Buffet beisteuerte. Das Abschluss-Zertifikat wird in in dieser Woche überreicht.
Neuer Kurs will Migrantinnen stärken und aus der Isolation holen
- Kurs gestartet: Die DAA Singen hat außerdem das neue Projekt „Migrantinnen stärken“ gestartet, das aus Mitteln der Europäischen Union gefördert wird. Bei der Auftaktveranstaltung konnte Kundenzentrumsleiterin Paula Lamprecht Linda Kelmendi von der Stabstelle Integration, Martin Burmeister von der Stabstelle Sozial- und Bildungsplanung Singen, Astrid Koberstein-Pes vom Jobcenter Landkreis Konstanz, und Mitarbeiter der Migrationsberatungen und Integrationsbeistände begrüßen, die den Kurs unterstützen. Das berichtet Lisa Burmeister, die das Projekt mit Mona Schramm durchführt. „Wir möchten die Migrantinnen, die bisher nicht in irgendeiner Form in das bestehende Netzwerk eingebunden sind, erreichen und in Erfahrung bringen, was sie brauchen, um die ersten Schritte zu einer erfolgreichen Integration machen zu können“, erläutert Lisa Burmeister die Ziele. „Unsere Idee ist, hierzu das Migrationsnetzwerk und die sich im Aufbau befindende Quartiersarbeit in Singen zu verknüpfen, und Treffpunkte für Frauen im Quartier zu schaffen. Wir werden geleitet von der Vision, dass es in jedem Stadtteil von Singen einen Ort gibt, an dem Frauen sich zu gemeinsamen Aktivitäten treffen können und so ein gesellschaftlicher Zusammenhalt über alle Kulturen hinweg entsteht und Frauen selbstbestimmt ihren eigenen Weg einschlagen können.“ Im Anschluss legten die Projektpartner die Grundlagen für eine gemeinsame Arbeit, da sich das Projekt in die bestehenden Netzwerke einbinden und hier ein zusätzlicher Baustein sein möchte.
- Deutsche Angestellten-Akademie: Die DAA GmbH ist eine gemeinnützige GmbH. In einer gemeinnützigen GmbH werden die Erträge für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. Die Gesellschaft leistet nach eigenen Angabenvals Nachfolgerin der DAG-Bildungseinrichtungen, die 1946 durch die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft gegründet wurden, einen Beitrag zur beruflichen Bildung. Aus der Erkenntnis, dass der beruflichen Bildung eine entscheidende Rolle bei der Zuteilung sozialer und beruflicher Chancen zukommt, konzipiert die Angestellten-Akadmie Angebote und führt Bildungsveranstaltungen durch.