Den Schulen und Kindertageseinrichtungen in Singen macht die aktuelle Coronavirus-Variante schwer zu schaffen. Immer mehr erkranken und müssen zu Hause bleiben. Nachdem vergangene Woche die Bruderhof-Kita schließen musste, sind jetzt ganze Klassen betroffen, für die Quarantäne angeordnet wird.
So sieht es die Stadt als Träger: „Wir merken, dass die Welle jetzt durchrollt. Überall müssen ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden“, berichtet Bürgermeisterin Ute Seifried nach einem Gespräch mit den Schulleitern. Sobald 20 Prozent der Schüler an Corona erkrankt und mit einem PCR-Test positiv getestet sind, ordnet das Gesundheitsamt Quarantäne für die Klasse an. Seifried nennt als Beispiele die Beethoven-Schule, in der von 25 Klassen fünf in Quarantäne sind, oder das Friedrich-Wöhler-Gymnasium, wo es aktuell drei von 45 Klassen sind. Bei den Kitas war es neben der Bruderhof-Kita eine Gruppe des Kindergartens in Überlingen am Ried. Doch nicht nur die erkrankten Kinder und Jugendlichen fehlen, viele Schüler und Kita-Kinder müssen auch zu Hause bleiben, weil ein Geschwisterkind oder die Eltern erkrankt sind. Zusätzlich fallen Lehrkräfte und Erzieherinnen aus. Seifried begrüßt, dass Eltern Kinder mit Symptomen zu Hause lassen und selbst einen Schnelltest machen, damit Erkrankte erst gar nicht in die Schule gehen.
Massiv erhöhter Testbedarf
Die Stadtverwaltung verzeichnet außerdem einen massiv erhöhten Testbedarf, weil sich bei einem Corona-Fall die ganze Klasse fünf Tage lang testen muss. Die Klassen, die in Quarantäne sind, erhalten Fernunterricht. Die Schul- und Kitaleitungen seien fast nur noch mit Corona-Management beschäftigt und versuchten, den Überblick zu behalten, wer da ist und wer nicht. Trotzdem macht Seifried deutlich: „Komplett zu machen wir auf keinen Fall.“ Für die Kinder und Jugendlichen sei es von zentraler Bedeutung, dass das Schulleben weiterhin stattfinde. Seifried rechnet mit einem weiteren Anstieg der Erkrankten. Man habe nach den Weihnachtsferien beobachten können, wie es Woche für Woche mehr wurden. Doch nicht nur Schulen sind betroffen: „Wir mussten den Jugendtreff Südpol schließen, weil das Personal erkrankt ist“, berichtet Seifried.
So sieht es die Schulleitung: Sabine Beck, Schulleiterin des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums, bestätigt die Zahlen, die sich aber schnell ändern. „Das geht im Zwei-Tages-Rhythmus“, erklärt sie. Sie melde sich spaßeshalber schon mit: „Außenstelle des Gesundheitsamtes.“ Den Überblick über die Situation zu behalten, bezeichnet sie als Herausforderung. Sie wisse schon, wer anwesend sei. Die Krankmeldungen kämen aber über verschiedene Kanäle und diese Informationen müssten zusammengeführt werden. Der Schnelltest am Morgen in der Schule sei ein gutes System. Zusätzlich melden sich aber Eltern bei den Lehrern, dem Sekretariat, der Schulleitung und per Mail. „Ich bin manchmal kurz davor, den Überblick zu verlieren“, erklärt Beck. Dazu komme der Informationsbedarf der Eltern und auch das Gesundheitsamt muss informiert werden. Wenn der Quarantänefall in einer Klasse eintritt, sind Geboosterte oder Genesene eigentlich davon ausgeschlossen.
Schule entscheidet über Fernunterricht
Die Schule könne aber selbst entscheiden, ob sich für die verbliebene Anzahl von Schülern der Präsenzunterricht lohnt, oder ob die Klasse in den Fernunterricht geht. Positiv findet sie die kurzen Quarantänezeiten von fünf Tagen bei Kontaktpersonen, dann können die Schüler mit einem nachgewiesenen Schnelltest wieder in die Schule. So lasse sich auch der Fernunterricht organisieren, bei dem die Schüler Aufgaben bekommen. „Das läuft sehr gut über die Lernplattform, da haben wir ja inzwischen Übung“, berichtet Beck. Sie kann sich noch erinnern, wie im vergangen Januar fast alle Schüler im Fernunterricht waren und die Schule wie ausgestorben war. „Da geht einem dann das Herz auf, wenn man die Kinder und Jugendlichen an der Schule sieht“, sagt sie.
So sehen es die Eltern: Wolfgang Wölfle ist Elternbeiratsvorsitzender der Bruderhof-Grundschule in Singen und lobt vor allem das Corona-Management der Schule. „Die Schulleitung mit der Schulleiterin Bettina Niederhammer agiert absolut vorausschauend und wir als Eltern fühlen uns immer gut informiert“, sagt er. Es sei bedauerlich, dass Schüler, Lehrer und ganze Klassen in Quarantäne müssten, aber der Umgang von Seiten der Schule mit der Pandemie sei vorbildlich. Diese Rückmeldung bekomme er auch von anderen Eltern. Die Schulleiterin habe erst kürzlich die Teststrategie vorgestellt. „Die Konzepte sind gut und wir haben großes Vertrauen, dass die Schule das richtig macht“, erklärt Wölfle.
Eltern fühlen sich gut informiert
Kristin Sorg vom Gesamtelternbeirat der Kitas in Singen ist mit ihren beiden Kindern von der Schließung der Kita-Bruderhof betroffen. Ihr sechsjähriger Sohn ist am Freitag ebenfalls erkrankt, aber auf dem Weg der Besserung. In der Bruderhof-Kita seien beide Kitagruppen und die Krippengruppe geschlossen worden, weil einfach zu viele Kinder und Erzieherinnen erkrankt waren, berichtet sie. Die Eltern würden über die Kita-App zuverlässig informiert. Theoretisch könne die Kita heute wieder aufmachen, aber das hänge auch davon ob ab, ob genügend Personal da sei.