Klack-klack-klack. So hat sich früher eine Parkuhr angehört. Wenn man einen Groschen eingeworfen hat, musste man drehen. Dann hat man einen roten Halbkreis auf der Uhr gesehen. Und wenn sie anfing, die Parkdauer zurück zu zählen, hat sie immer wieder geklackt. Dies ist eine kleine Erinnerung, die Bernd Schlimper (65) an die frühere Zeit in Singen hat. Er lebt im Emil-Sräga-Haus in der Singener Südstadt und blickt in kleiner Runde für den SÜDKURIER anlässlich des Jubiläums zum 125-jährigen der Stadterhebung mit zwei weiteren Bewohnern der Einrichtung zurück in die Singener Geschichte.

Schlimper kann sich etwa an eine Parkuhr erinnern, die einst beim C&A stand. „Man kann sich heute auch nicht mehr vorstellen, wie wenig die Häuser früher gekostet haben“, erläutert der ehemalige Immobilienmakler. Er kann sich an Preise von 50.000 Mark für ein Zwei-Familien-Haus erinnern. Dies sei in der damaligen Zeit freilich auch viel Geld gewesen – denn ein ganztags arbeitender Mann habe nur ein paar hundert Mark pro Monat verdient.

Auch Heimleiter Raffaele Giampa kann dazu etwas ergänzen: „Die Wohnblöcke in der Konstanzer Straße wurden alle für die Alu gebaut und die Mitarbeiter konnten sie danach günstig kaufen.“ Sein Großvater habe damals bei der Alu gearbeitet.

Karstadt-Eröffnung hat sich angefühlt wie Großstadt-Leben

Gusti Döppner (90) war viele Jahre als Sekretärin in einer Singener Schule tätig. Zuvor in der Maggi. Sie kann sich noch an den Maggi-Steg erinnern. Die 93,6 Meter lange und 5,25 Meter hohe Fußgängerbrücke habe die Fabrik mit der Stadt verbunden. Später gab es dann eine Unterführung, die von der Fußgängerzone in Richtung Bahnhof führte. „Die Eröffnung des Karstadts war ein großes Ereignis für uns alle. Wir Singener haben uns alle auf einmal gefühlt, wie wenn wir in einer Großstadt leben würden“, erinnert sie sich an die Zeit im eher beschaulichen Singen.

An die ersten Jahre des Karstadts kann sich auch Peter Maier (78) noch gut erinnern. Der Radolfzeller aus dem Ortsteil Güttingen war damals immer wieder als Busfahrer in Singen unterwegs. „Der Karstadt hat ein neues Lebensgefühl gebracht: Alles ist da, haben wir gedacht, wenn wir durch das Kaufhaus geschlendert sind“, so Maier. Immer wieder einmal habe er als Busfahrer Lenkpausen einhalten müssen – und diese habe er gerne im Karstadt verbracht.

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Als Busfahrer war Peter Maier mit den roten Bahnbussen auch im Singener Stadtverkehr unterwegs. „Im Stadtverkehr Singen bin ich besonders gern gefahren, weil die Fahrgäste immer sehr freundlich und unkompliziert waren“, erinnert er sich. Damals habe Singen durch die Gastarbeiter schon internationales Flair gehabt. Aber auf den Straßen sei es noch beschaulicher zugegangen – und in der Stadt habe man am Montag oder Dienstag fast niemanden getroffen. „Singen war an solchen Tagen noch dörflicher als sonst. Heute ist an jedem Tag viel los und man kann aufgrund der Passanten nicht mehr erkennen, ob es Montag oder Freitag ist“, vergleicht er die Situation von früher mit heute.

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Im Bahnhofsgebäude in Singen habe es damals den Betriebsarzt Doktor Hämmerle gegeben. Und auch an die Bahnhofskantine in der Bahnhofstraße erinnert er sich gut. Diese sei nicht nur Bahnmitarbeitern offen gestanden. Auch viele Singener hätten die Kantine wegen der günstigen Preise gerne besucht.

Als es den Lohn noch in Lohntüten gab

Noch viele Erinnerungen sind es, die die Runde an die früheren Jahrzehnte in Singen hat. Da erinnert man sich an einen Besuch des Politikers Heiner Geißler in der Kunsthalle. Legendär ist der Tanzkurs, den man damals natürlich im Untergeschoss „beim Vögler“ gegenüber der Ekkehard-Realschule absolviert hat. Sie erinnern sich an verschiedene Fisch- und Tabakgeschäfte, sowie Restaurants, die es heute alle nicht mehr so gibt. Das Geld wurde damals am Ende des Monats noch in Lohntüten ausgezahlt. Und als Kind habe man im dörflichen Singen noch „Tanzknöpfle“ gespielt – und Knöpfe auf der Straße kreisen lassen.