Während anderswo gestreikt wird, etwa zuletzt in Radolfzell bei Hügli, bleibt es im Singener Maggi-Werk erstaunlich ruhig. Dabei ist dort ebenfalls die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vertreten. Doch die kam schon in der ersten Verhandlungsrunde zu einer Einigung mit dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé, zu dem Maggi gehört. Das sagt Burkhard Siebert, Geschäftsführer der Region Schwarzwald-Hochrhein bei der NGG, auf Anfrage. Er bewertet das Singener Ergebnis so: „Nestlé hat seine soziale Verantwortung wahrgenommen. Das ist richtig gut.“
Großzügige Zahlen – wie anderswo auch
Für die rund 600 Maggianer gibt es laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaft acht Prozent mehr Lohn plus 1500 Euro Inflationsausgleich bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Die kurze Laufzeit ist in den Augen der NGG wichtig, um bald wieder verhandeln zu können. Denn momentan wisse niemand, wie sich die Inflation weiter entwickelt.
Im Vergleich zu Tarifabschlüssen aus früheren Jahren klingen diese Zahlen sehr großzügig. Doch Siebert relativiert: „Im Moment sind die Abschlüsse in der Nahrungsmittelindustrie so.“ Angesichts der hohen Inflation sei das auch im Interesse der Unternehmen, denn es gebe dann keinen langwierigen Arbeitskampf.
Die Verhandlungen bei Hügli in Radolfzell würden dazu in einem krassen Gegensatz stehen, lässt Siebert durchblicken. In der Mitteilung der NGG ist von einem Eklat in der zweiten Verhandlungsrunde die Rede, der die Gewerkschaft am Ende auch zum Warnstreik Ende August veranlasst habe. Auch das Radolfzeller Unternehmen würde übrigens gut Geld verdienen, lautet Sieberts Einschätzung. Dass für die Betriebe in Singen und Radolfzell getrennt verhandelt wird und jeweils eigene Tarifverträge abgeschlossen werden, hat laut Burkhard Siebert historische Gründe.
Trotz guter Nachrichten kein Kommentar
Zur Frage, wie stark die Gewerkschaft in den beiden Unternehmen vertreten ist, gibt Siebert keine Zahlen heraus. Bei Maggi sei der Anteil der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter aber deutlich höher als bei Hügli, sagt er. Und dass die NGG bei Hügli Zuwachs bekomme, ergänzt er dann auch noch. Nestlé äußert sich übrigens nicht zum Thema. Pressesprecherin Isabel Hörnle schreibt, das Unternehmen kommentiere Tarifverhandlungen und deren Ausgang nicht öffentlich.