
Der Rundgang beginnt, wo die Menschen mit ihren Autos hereinkommen: in der Tiefgarage. Diese reiche auch ein stückweit unter den an der Rückseite des Hauses gelegenen Garten, erklärt Axel Nieburg, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Hegau.

Anschlüsse zum Laden von Elektroautos habe man allerdings nicht eingebaut, sagt er auf Nachfrage von Birgit Kloos, SÖS-Gemeinderätin. Denn: Wenn ein Mieter sein Auto einmal am Ladeanschluss habe, würde er es nicht mehr wegfahren. Und auch wer für das Lademanagement bezahle, sei völlig unklar. „Von vorn bis hinten nicht durchdacht“ seien die verfügbaren Ideen zum Laden von Elektroautos, sagt Nieburg. Doch wenn ein Mieter einen E-Anschluss in der Tiefgarage wolle, könne er ihn haben.

Bei den Abstellräumen sind die Kellerabteile mit Metallkonstruktionen abgeteilt. Diese sind luftdurchlässig und gleichzeitig sehr beständig.
Im Untergeschoss befindet sich auch der Heizraum. Das Gebäude sei im Passivhaus-Standard errichtet, wie Nieburg erklärt. Doch ein bisschen heizen müsse man trotzdem. Dafür gibt es eine Heizung mit Holzpellets.

Dabei würde die Baugenossenschaft Wert darauf legen, dass diese Pellets aus heimischen Wäldern kommen, sagt Axel Nieburg. Etwa 20 Watt Heizleistung pro Quadratmeter würde genügen, sagt Andreas Präffcke vom Ingenieur-Büro Ebök, das die Haustechnik geplant hat. Bei einer 100 Quadratmeter-Wohnung entspreche das der Leistung eines Heizlüfters.

73 Wohnungen gibt es im Gebäude, dass diese ausschließlich vermietet würden, sei der Genossenschaft von Anfang an klar gewesen, schildert Nieburg. Die Hälfte der Zwei-Zimmer-Wohnungen sei von 55 auf 45 Quadratmeter inklusive Balkon verkleinert worden. Die Idee dahinter: Es sollen Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte angeboten werden. Damit das Wohnen im Grünen, wie das Motto des Projekts lautet, für die Mieter auch bezahlbar bleibt, habe die Genossenschaft die Größe auch bei einigen anderen Wohnungen verringert. Dreizimmer-Wohnung gebe es statt wie sonst mit 75 Quadratmetern auch mit 65 Quadratmeter inklusive Balkon. Die Quadratmeter-Mieten liegen laut dem Exposé zwischen knapp über 10 Euro und etwa 12,75 Euro. Wobei Nieburg betont, dass die Heizkosten schon inbegriffen seien. Eine Sonderregelung für Passivhäuser mache das möglich. Die Durchschnittsmiete über den gesamten Bestand liegt laut Axel Nieburg bei 6,29 Euro – ohne Heizkosten.

Um die Wohnungen für die Bewohner möglichst lange nutzbar zu halten, seien sie aus der Tiefgarage barrierefrei zu erreichen, sagt Axel Nieburg. Auch bei Balkonen und Bädern habe man auf möglichst niedrige Schwellen geachtet. Behindertengerechte Wohnungen könne die Genossenschaft allerdings nicht bieten, so der Geschäftsführer.

Die 73 Wohnungen im Neubau ersetzen nun 36 Wohnungen in den Vorgängerbauten. Diese hätten aus einem Altbestand von Georg Fischer gestammt, erklärt Axel Nieburg. Die Baugenossenschaft habe die Wohnungen schon vor längerer Zeit gekauft. Dieser Bestand sei allerdings nicht mehr modernisierungsfähig gewesen. Die früheren Mieter seien Stück für Stück ausgezogen, danach habe das Landratsamt noch für einige Zeit Flüchtlinge in den Gebäuden untergebracht. Die Kunstaktion Arte Romeias war im Jahr 2017 dann der Abschluss für die alten Gebäude, ehe sie im Winter 2017/2018 abgerissen wurden. Der Neubau lief seit 2019. In die Neubauten würden nun hauptsächlich neue Mieter einziehen, sagt Genossenschafts-Chef Nieburg. Manche kämen allerdings auch aus anderen Wohnungen der Genossenschaft, die dann wiederum neu vermietet werden können. Und: Die Wohnungen sind heiß begehrt. 600 bis 700 Anfragen habe es bei der Hegau schon gegeben, nur 20 Wohnungen seien noch zu haben. Am 1. November sollen die ersten Mieter einziehen.

Auch für eine Genossenschaft müssen sich die Bauprojekte tragen. Dauerhaft rote Zahlen, das kann nicht klappen. Deswegen sagt Axel Nieburg: Ohne die niedrigen Kreditzinsen hätte das Projekt nicht klappen können. Denn die Investition von 18,5 Millionen Euro habe die Genossenschaft unter anderem durch Mittel der KfW für klimafreundliches Bauen finanziert. Die Zinsen, die dieses Kapital kostet, müssen erwirtschaftet werden. Und Nieburg geht sogar noch weiter: „Bei zwei oder drei Prozentpunkten mehr Zinsen wäre der Mietwohnungsbau sofort tot.“ Denn Mieten werden dann unerschwinglich teuer.