Es gehört viel Mut dazu, ein Unternehmen zu gründen. Und es gehört noch mehr Mut dazu, zu scheitern und offen darüber zu sprechen. Frederica Fele-Schartner, die ehemalige Pächterin des Gasthaus Sternen in Bohlingen, berichtete bei der zweiten Veranstaltung des Frauennetzwerks BeYou Female Network GbR über ihren Weg in die Selbstständigkeit und die Gründe, das Gasthaus aufzugeben.

Die drei BeYou-Gründerinnen Helen Kümmel, Jessika Kaya und Jasmin Tivadar wollen mit ihren Veranstaltungen Unternehmerinnen aus der Region, aber auch alle anderen Frauen vernetzen und ihnen helfen, ihr Potential zu erkennen und auszuschöpfen. Rund 60 Frauen hatten sich für das Event in der, extra für das Treffen vorab eröffneten, Cafè-Bar Gleis 1 im Singener Bahnhof ein Ticket gekauft. „Wir sind glücklich, dass unser Angebot so gut angenommen wird“, erklärte Helen Kümmel.

Von der Fernsehköchin in die Insolvenz

Den Mut zu berichten nahm Frederica Fele-Schartner aus der Unterstützung der drei Gründerinnen von BeYou, der positiven Stimmung des Netzwerk-Treffens und dem Bewusstsein, dass man aus dem Scheitern lernen und diese Erfahrung weitergeben kann, erklärt sie. Fele-Schartner wurde in der Region bekannt, als sie mit 29 Jahren das Gasthaus Sternen in Bohlingen im Juni 2020 als Pächterin übernommen hat und im Juni 2022 bei der Fernseh-Sendung ‚Mein Lokal, dein Lokal‘ mitmachte.

Rund 60 Frauen kamen zum Treffen in Singen, das Frauen in der Region vernetzen will.
Rund 60 Frauen kamen zum Treffen in Singen, das Frauen in der Region vernetzen will. | Bild: Weiß, Jacqueline

Ende Dezember 2022 kündigte sie das Pachtverhältnis aus persönlichen Gründen. „Ich habe viel Leidenschaft in den Betrieb gesteckt, viel gelernt und viele tolle Menschen kennengelernt“, berichtet Fele-Schartner rückblickend. Doch irgendwann habe sie gemerkt, dass sie die Selbstständigkeit zerreißt. Die Corona-Pandemie, welche die Gastronomie hart traf, habe dieses Gefühl verstärkt.

Urlaub mit der Tochter öffnete die Augen

„Man kämpft und kämpft, hat 16-Stunden-Tage“, berichtete die ehemalige Unternehmerin und alleinerziehende Mutter. Ein Urlaub mit ihrer Tochter habe ihr die Augen geöffnet. Sie ging auf Rat ihrer Anwältin in die Insolvenz. „Man denkt immer, das sei etwas Schlimmes, aber für mich, das Team und den Eigentümer war es ein Weg, das Unternehmen gut zu übergeben“, berichtete Frederica Fele-Schartner. Inzwischen arbeite sie als Angestellte im Marketing und besonders die geregelten Arbeitszeiten täten ihrer Familie gut.

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Frauen dürfen netter zu sich sein

In einem zweiten Vortrag sprach die selbstständige Hair- und Make-up-Artistin und Fachtrainerin Yvonne Turek über ihre Arbeit in der Schönheitsbranche. Sie war vor ihrer Selbstständigkeit für ein großes Unternehmen bei Modeschauen und Fotoshootings und habe alle Seiten der Beautybranche erlebt, berichtet sie. Beeindruckt habe sie immer die Kreativität, das Fachwissen und die Professionalität.

Kritisch sieht sie, dass die gezeigten Bilder nicht der Realität entsprechen und, dass die Schönheitsindustrie aus dem Druck, immer gut aussehen zu müssen, Profit schlägt. Ihr Ziel sei es, mit ihrer Arbeit den Menschen ein gutes Gefühl zu geben, selbstbewusst zu sein und sich bewusst zu machen, was jeden Einzelnen ausmacht. „Wir dürfen netter zu uns sein, etwas für uns tun und kleine Erfolge feiern“, gab sie den Frauen mit auf den Weg.

Außerhalb der Komfortzone Ziele erreichen

Diesem Vorsatz folgte die dritte Rednerin des Abends Jasmin Tivadar, die als Coach Wege aufzeigte, eigene Ziele zu erreichen. Sie ermutigte dazu, die Komfortzone zu verlassen, auch wenn das mit Unsicherheit und Angst verbunden sei. Dabei helfe, seine Glaubenssätze zu verändern und sich immer wieder vor Augen zu führen: „Wie will ich es haben oder was will ich stattdessen.“ Die Teilnehmerinnen sollten sich ihre Ziele vor Augen führen und anschließend in Gruppen laut aussprechen, damit sie mehr Verbindlichkeit bekämen.

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Die Teilnehmerinnen waren mit Spaß und Engagement bei der Sache. In den Pausen wurde angeregt über Beruf und Familie gesprochen und viel gelacht. „Ich bin zum ersten Mal dabei, auch um die Mädels zu unterstützen“, erklärt die selbstständige Konditormeisterin Anne Blatter aus Gottmadingen. Sie wollte den Abend zum Netzwerken nutzen und schauen, was dabei herauskommt. Die Idee, so etwas anzubieten, sei gut, weil so etwas in der Region fehle, erklärte sie.

Die Veranstalterinnen sind mehr als zufrieden: „Es ist der Wahnsinn! Wir konnten uns gar nicht ausmalen, was wir damit bewirken und jetzt sind wir überwältigt von den Feedbacks, die wir nach den Events erhalten.“