Der Großeinsatz am Rückhaltebecken Haselmoos hat am Dienstagnachmittag nicht nur die Einsatzkräfte gefordert, sondern auch jede Menge Wasser – genauer knapp fünf Millionen Liter Wasser. Der Weiher liegt am Rand des Industriegebiets an der Georg-Fischer-Straße in Singen. Auch zwei Tage nach dem nächtlichen Rettungseinsatz bleiben viele Fragen, der SÜDKURIER gibt Antworten.
Was ist passiert?
Mitarbeiter der Singener Abwasserentsorgung hatten am Dienstagmorgen, 15. August, wegen Wartungs- und Reinigungsarbeiten das Wasser im Rückhaltebecken teilweise abgelassen. „Das Ablassen des Weiherwassers wurde nur in großen Abständen kontrolliert, sodass übersehen wurde, dass der Weiher bereits mehr Wasser verloren hat, als vorgesehen war“, erklärte die Leiterin der Abwasserentsorgung, Beate Richter, am Mittwoch auf Anfrage. Die Singener Feuerwehr rückte dann gegen 16.30 Uhr mit 15 Fahrzeugen und 60 Einsatzkräften aus, um Wasser in den Weiher zu pumpen. Insgesamt wurden gut fünf Millionen Liter Wasser in den Haselmoos-Weiher gepumpt.
Wie schlimm ist der Vorfall wirklich?
Sowohl Feuerwehrkommandant Mario Dutzi als auch Christian Berger von der städtischen Wasserversorgung schätzen den Fall als nicht kritisch ein. Auch das Landratsamt, das durch die Untere Wasserbehörde vor Ort war, schätzt den Verlauf als glimpflich ein. „Durch das zeitnahe Wiederbefüllen des Weihers wurde größerer Schaden vermieden und auch der Fischbestand konnte weitestgehend gerettet werden“, informiert Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamt.
Wo fließt das Wasser ab?
Wie Pellhammer mitteilt, wurde das Wasser bei dem Großeinsatz über den Haselmoosgraben abgelassen. „Der Haselmoosgraben mündet in die Radolfzeller Aach, die wiederum in den Bodensee einleitet.“ Es hat sich also nicht anderswo aufgestaut.
Welche Kosten sind entstanden und wer zahlt das?
Der Großeinsatz hat viele Einsatzkräfte gefordert. Neben der Singener Feuerwehr, die mit 60 Feuerwehrleuten vor Ort war, waren auch Mitarbeiter der Stadtwerke Singen sowie des Landratsamtes Konstanz, Untere Wasserbehörde, involviert, schreibt Pellhammer. „Die Kosten sind durch den Störer, also die Stadtwerke Singen, zu tragen“, so die Pressesprecherin. Mit welcher konkreten Summe die Stadtwerke rechnen müssen, stehe aber noch nicht fest.
Kann so etwas wieder passieren?
Die Arbeiten durch die Stadtwerke Singen sind inzwischen abgeschlossen, dadurch kann das Regenrückhaltebecken wieder im Normalbetrieb laufen. Allerdings: „Da die Absenkung des Wasserspiegels im Weiher aufgrund von Revisionsarbeiten notwendig war und es im Folgenden zu Versäumnissen kam, ist es nicht ausgeschlossen, dass es [das Ablassen von zu viel Wasser; Anmerkung der Redaktion] sich unter Umständen wiederholen könnte“, so die Pressesprecherin des Landratsamtes.
Wird das Trinkwasser knapp?
Wie Feuerwehrkommandant Mario Dutzi am Mittwoch erklärte, wurde das meiste Wasser aus dem Grundwasser entnommen. Nur ein kleiner Teil stammte aus dem Trinkwassernetz. Das bestätigt Christian Berger, Leiter der Wasserversorgung Singen. „Die Feuerwehr hat etwa 150.000 Liter Wasser direkt aus dem Trinkwassernetz im Industriegebiet entnommen, die restliche Menge stammt aus dem Grundwasser“, sagt Berger, der vor Ort die Aktion überwacht hat. Das entspricht dem Tagesverbrauch von 1171 Menschen, wenn man von Zahlen des Umweltbundesamtes ausgeht – das nennt einen Verbrauch von durchschnittlich 128 Litern pro Mensch und Tag.

Wer nun befürchtet, dass wegen des Einsatzes anderswo Trinkwasser fehlt, den kann Christian Berger beruhigen: Dadurch sei es keineswegs zu einer Trinkwasserknappheit gekommen. Für die Stadt Singen stehen laut Berger 850.000 bis 900.000 Liter Trinkwasser täglich zur Verfügung, zusätzlich habe die Stadt Wasserspeicheranlagen mit insgesamt 15 Millionen Liter Speichervolumen in der Hinterhand. Damit sei die Trinkwasserversorgung in der Kernstadt und den Ortsteilen gewährleistet.