Knapp zwei Wochen ist es her, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft die Europameisterschaft im eigenen Land eröffnet hat. Wie man an den vielen Fan-Festen in den Großstädten sehen kann, ist die Stimmung der Fußballfans im Lande famos. Auch im Hegau wird fleißig mitgefiebert und vor den Fernsehern, Leinwänden und nach dem Spiel, aus den Autos heraus gefeiert. Doch wie erleben die Behörden und die vielen Public Viewing Betreiber das Turnier bisher?
Wenn zwei Mannschaften unterschiedlicher oder gar verfeindeter Länder bei der EM gegeneinander spielen und die Fans darauf beim Public Viewing aufeinandertreffen, könnte es zu kleinen Reibereien untereinander kommen. Das sei für die Stadt nicht auszuschließen, meldet die Pressestelle der Stadtverwaltung auf Nachfrage dem SÜDKURIER. Offiziell seien Auseinandersetzungen zwischen Fans nicht bekannt und die Polizei nicht verpflichtet, das bei der Stadt zu melden.
Doch in Sachen Autokorsos arbeitet die Stadt und Polizei eng zusammen. Nachdem es bei Fankorsos zu Unfällen kam und Krankenwagen blockiert wurden, entschied die Polizei in Absprache mit der Stadt diese Gegenmaßnahme. Welche Straßen in welchem Umfang gesperrt werden müssten, werde situativ entschieden, erklärte die Pressesprecherin des Konstanzer Polizeipräsidiums, Katrin Rosenthal, bei früherer Gelegenheit.
Kritik an der Maßnahme hätten Bürger schon an die Stadt Singen herangetragen, schreibt die Pressestelle. Einigen sei es zu wenig Korso. Dem gegenüber stehen Bürgermeldungen, denen die Korsos und die Fangesänge auf den Straßen zu laut seien. „Beides gleichzeitig kann man aber nicht lösen“, schreibt die Pressestelle der Stadt Singen.

Scheint die Problematik mit den Autokorsos geregelt, winkt der Stadt in diesem Jahr eine größere Herausforderung. Denn das Stadtfest und das Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft fallen auf dasselbe Wochenende. „Hierzu haben wir uns im Vorfeld mit der Polizei verständigt, sodass wir keine Probleme erwarten“, schreibt die Pressestelle. Polizeipräsenz sei gegeben, um auffällige Personen werde sich gekümmert, erklärte schon Claudia Kessler-Franzen vom Standortmarketing Singen aktiv auf dem Pressegespräch zum Stadtfest.
Grundsätzlich sei die Stimmung in Singen aus Sicht der Stadt gut und die meisten Bürger hätten Verständnis, dass es bis zum Ende der Spiele etwas lauter sein könnte als üblich. „Die Gastwirte wurden informiert, dass die Fernseher nach dem Ende der Abendspiele unverzüglich ausgeschaltet werden müssen, damit auch die Anwohner, die am anderen Morgen zur Arbeit müssen, noch zu ein paar Stunden Schlaf kommen“, schreibt die Pressestelle weiter.
Auch Gastronomen ziehen positive Bilanz
Bei den vielen Anbietern von Public Viewings im Hegau ergibt sich eine durchweg positive Zwischenbilanz. „Bei uns war bis jetzt alles sehr friedvoll und vor allem sehr nette Leute“, erklärte Gabriele Bauer, Veranstaltungsleiterin der Singener Gems, auf Nachfrage. Besonders sei auch die positive Stimmung unter den Fans in Kombination mit dem Barpersonal. „Die haben einfach Spaß miteinander“, merkte sie an. Mit Ausblick auf die kommende K.O-Runde der Europameisterschaft, kündigte Bauer auch an, das Spiel der Schweiz am Samstagabend, zusätzlich zu allen Deutschlandspielen zu übertragen.
Eine ähnliche Bilanz zieht auch Cemil Yegin, Inhaber der Willy‘s Sportsbar in Singen. Ihn freue die gute Stimmung unter den vielen Fans. Dabei sei seine Sportsbar nicht nur bei den deutschen Spielen gut besucht, auch viele Fans anderer Nationen würden für eine gute Stimmung sorgen, sagte Yegin. Das „Wir-Gefühl“, abseits von politischen Debatten, sowie Hass und Hetze, finde sich im Sport bei dieser Europameisterschaft wieder, erkennt er. Yegin freut sich nun auf eine spannende K.O-Phase mit weiterhin friedlichen Fußball-Fans.
Für Benjamin Uhler, der im Zelt neben Pilles Treff bewirtet, ist die diesjährige Europameisterschaft bislang ein voller Erfolg. Das bunt gemischte Publikum, zwischen Jung und Alt, gefalle ihm dabei besonders gut, sagte er. Die Übertragungen in seinem Zelt seien durchweg gut besucht und von guter Stimmung unter den Fans begleitet, ergänzte Uhler. Er erhofft sich jetzt, dass sich auch die letzten „Zuhausegucker“ unter die Fans bei den Public Viewings mischen, um die gute Stimmung und Euphorie mitaufzunehmen.