Die Idee entstand aus der Not heraus: Schon kurz nachdem mit der Vergabe von Corona-Impfterminen im Kreis begonnen worden war, zeichneten sich Probleme gerade für die älteren Personengruppen ab. Über die Telefone landeten viele in Endlosschleifen, eine Terminbuchung über das Internet war für einige zu kompliziert. „Die Menschen hatten definitiv keine Ahnung, wie sie an die Termine kommen sollten“, erinnert Albert Blässing, Vertreter der Stadt Stockach im Kreisseniorenrat, sich zurück. Im ganzen Land seien daraufhin Gruppen entstanden, die Senioren bei der Impfterminsuche helfen sollten – auch in Stockach.

Situation sollte verbessert werden

Gemeinsam mit Elisabeth Bürgermeister, die ebenfalls dem Kreisseniorenrat angehört, dem Stockacher Siegfried Bühler sowie Julia und Marcel Reiser und Walter Dix von der Kolpingfamilie gründete Albert Blässing dort ein ehrenamtliches Helferteam. Von Seiten der Stadt Stockach gab es Unterstützung von Cornelia Giebler, die im Hauptamt arbeitet, zudem wurde ein separater Raum mit der nötigen Technik zur Verfügung gestellt.

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„Mir war das wirklich ein Anliegen, dass ich mich für die älteren Bürger einsetze“, erklärt Elisabeth Bürgermeister ihre Motivation. Siegfried Bühler drückt es noch etwas drastischer aus: „Ich habe mich tierisch aufgeregt, wie man bei den Impfterminen mit den Senioren umgeht. Ich sehe das als unzumutbar.“ Um die Situation zu verbessern, begannen die Helfer im Februar mit ihrer Arbeit und waren zunächst an drei Tagen in der Woche jeweils für vier Stunden telefonisch erreichbar, um die Terminsuchenden zu erfassen und Beratung zu leisten.

Viel Aufwand für die Helfer

Die hauptsächliche Arbeit besteht darin, persönliche Daten der Anrufer zu erfassen und sich dann auf die Suche nach Impfterminen für diese zu machen. Eine mühsame Aufgabe. „Wir haben am Anfang nicht gedacht, dass es so viel Aufwand ist“, sagt Marcel Reiser. Wie Cornelia Giebler berichtet, hätten zum Teil über 100 Personen auf der Warteliste gestanden.

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Und die Termine waren auch für die Helfer alles andere als leicht zu bekommen. „Wir hatten keine anderen Möglichkeiten als die anderen Bürger“, so Albert Blässing. Auch das Helferteam musste daher warten, bis Termine erst einmal zur Verfügung standen und dann möglichst schnell reagieren, um diese zu reservieren.

Schnell reagieren – zum Teil auch in der Nacht

Dafür habe man sich untereinander über einen Messenger-Dienst vernetzt. „Und immer wenn einer von uns gemeldet hat, dass es irgendwo Termine gibt, haben wir uns hingesetzt und diese gebucht“, schildert Blässing den Ablauf – zum Teil auch mitten in der Nacht. Dafür seien auch die Endgeräte der Kinder oder Partner zum Einsatz gekommen, da nur eine bestimmte Anzahl von Terminen gleichzeitig von einer Person reserviert werden konnte.

„Wir kämpfen wie die Löwen um so einen Impftermin“ – Albert Blässing
„Wir kämpfen wie die Löwen um so einen Impftermin“ – Albert Blässing | Bild: Freißmann, Stephan

Besserung habe man sich zwischenzeitlich vom Recall-System erhofft, dass vom Land Mitte Februar eingeführt wurde. Über dieses sollten Impfwillige ab einer bestimmten Altersgruppe zentral registriert werden und Termine erhalten. Doch das habe nicht funktioniert, berichtet das Helferteam aus Stockach. Stattdessen seien die Namen, die man an Stuttgart weitergegeben habe, dort auf einer Liste gelandet „und dabei blieb es“, so Blässing.

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Erst als das Landratsamt Konstanz sich schließlich selbst um die Wartenden zu kümmern begonnen habe, sei es wieder vorwärts gegangen, wenn auch langsam, da dann die Unsicherheiten bezüglich des Impfstoffs Astrazeneca begonnen hätten. Mittlerweile gibt das Helferteam aus Stockach die Daten der über 75-Jährigen an das Landratsamt weiter, um die anderen Impfwilligen kümmert es sich weiterhin selbst.

Verteilung der Impfdosen sind Problem

Bisher sei es in 172 Fällen gelungen, erfolgreich Termine an Senioren aus Stockach zu vermitteln. Allerdings nur deshalb, weil die Helfer auch in Nachbarkreisen nach Impfterminen suchten. Durch die starre Verteilung der Impfdosen – im vergangenen Jahr war vom Land und vom Sozialressort beschlossen worden, dass alle Landkreise die gleichen Mengen erhalten, unabhängig von ihrer Einwohnerzahl – sei es im Kreis Konstanz viel schwerer gewesen, einen Termin zu finden, als etwa im Kreis Tuttlingen. Etwa die Hälfte der Personen habe man an andere Kreise vermittelt.

Und nicht nur für die Vermittlung der Impfwilligen, sondern auch für Transport zu den Impfzentren wurde gesorgt. Dank der Stockacher Bürgerstiftung, die den Großteil der Kosten für Taxen übernimmt, falle auch nur ein kleiner Eigenanteil auf die Senioren zurück. Albert Blässing drückt der Bürgerstiftung dafür einen großen Dank aus. „Das wären sonst große Beträge gewesen, die auf die Bürger zugekommen wären.“ Von den Senioren gebe es positive Rückmeldung für den Einsatz, berichtet das Helferteam. „Es gibt eine große Dankbarkeit“, sagt Cornelia Giebler. Das motiviere.

Nicht immer waren alle kooperativ

Und doch habe es manchmal auch Anlass zum Ärgern gegeben, erzählt Blässing: So habe sich auch mal nach Vereinbarung eines Termins herausgestellt, dass die betreffende Person bereits geimpft worden war, jedoch nicht Bescheid gegeben hatte. Die Mühe war also umsonst „Wir kämpfen wie die Löwen um so einen Termin, da ist es schon ärgerlich, wenn der dann weg ist“, so Blässing.

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Problematisch sei außerdem, dass viele Personen nicht mehr mit Astrazeneca geimpft werden wollen. Das könne er verstehen, die Entscheidung müsse schließlich jeder für sich treffen. „Aber wir haben keinerlei Einflüsse auf den Impfstoff.“ Vermitteln will das Team daher nur noch an Personen, die sich diesbezüglich nicht einschränken.