Die Stockacherin Charlotte Blank kennt die Ablachtalbahn aus der Perspektive des Fahrgastes – und zwar aus ihrer Kindheit in den 1950er-Jahren. Damals sei sie öfter zu Besuch zu ihren Großeltern in Konstanz gefahren. Wobei der Zug sie nur bis Radolfzell brachte, wo ihr Großvater sie dann abgeholt habe. Eine Dampflok vor dem Zug und Holzbänke in den Waggons seien damals noch der Standard gewesen, erzählt Blank.

Und damals passierte ihr auch etwas, was beim heutigen Seehäsle nicht passieren kann. Mit einer Freundin, sie sei damals etwa zehn Jahre alt gewesen, habe sie einmal zur Nachmittagsvorstellung des Theaters in Konstanz fahren wollen – doch der Zug setzte sich in der falschen Richtung in Bewegung. Die beiden Mädchen fuhren in Richtung Meßkirch Norden, statt nach Radolfzell. Das Seehäsle fährt von Stockach aus nur nach Radolfzell. Die Konsequenz damals: Den Rückweg hätten die beiden Mädchen wohl zu Fuß antreten müssen, so Blank.

In Sachen Güterverkehr waren die 1950er-Jahre ebenfalls eine komplett andere Welt im Vergleich zur heutigen Zeit, in der der Reihe nach verschiedene Paketdienste durch die Wohnstraßen fahren. Charlotte Blank erinnert sich noch an die „bahnamtliche Rollfuhr“. Damals habe ein Kutscher mit dem Pferdefuhrwerk die Fracht in der Stadt verteilt, die mit der Bahn angeliefert worden sei.