Laut aktuellen statistischen Erhebungen gehören nur noch knapp weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland einer der christlichen Kirchen an. Für die verbliebenen Gläubigen mag das ernüchternd sein, doch nur weil jemand auf dem Papier nicht zu einer Glaubensgemeinschaft gehört, heißt noch lange nicht, dass er nicht auf der Suche ist nach einem tieferen Sinn oder einer spirituellen Heimat.
Das haben die Organisatoren des Stockacher Alpha-Kurses schon mehrfach erlebt und wissen es zum Teil sogar aus eigener Erfahrung. Der Alpha-Kurs beschäftigt sich mit wichtigen Glaubensthemen und Lebensfragen. „Es geht darum, die Leute mit dem christlichen Glauben vertraut zu machen“, sagt Jürgen Brecht vom Organisationsteam. Dabei stehe der offene Austausch und das gemeinsame Gespräch im Fokus.
Es sind schon viele Freundschaften entstanden
Die Abende laufen immer gleich ab: Begonnen wird mit einem gemeinsamen Abendessen, danach gibt es immer kurze Filme, etwa zur Frage, wer der historische Jesus war, wie man das beste aus seinem Leben machen kann oder was es mit dem heilige Geist auf sich hat. Danach wird in Kleingruppen über das jeweilige Thema gesprochen und die Teilnehmer können sich über ihre Sichtweisen und Erfahrungen dazu austauschen.
„Mich beeindruckt jedes mal aufs neue, wie schnell sich tiefe Beziehungen bilden. Ich selbst habe durch die Alpha-Kurse viele neue Freundschaften geschlossen“, sagt Brecht. Das bestätigt auch Ursula Maier-Lehn. Sie war bereits an zwei Alphakursen als Teilnehmerin dabei, nun gehört sie zum Organisationsteam. „Ich war immer fasziniert davon, dass gleich vom ersten Moment an eine absolute Wohlfühlatmosphäre geherrscht hat“, erzählt sie. Insbesondere von dem reichen Erfahrungsschatz, der durch die Vielfalt an Meinungen deutlich wird, habe sie profitieren können.
Aber was war überhaupt ihre Motivation, sich zu einem solchen Kurs anzumelden? „Ich wollte noch mehr vom Glauben wissen, weil es einfach so tiefe Themen gibt, die einen das ganze Leben begleiten. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass im Grunde jeder Mensch eine gewisse religiöse Veranlagung hat“, sagt Maier-Lehn. Jürgen Brecht fügt hinzu: „Nicht umsonst heißt es, Alpha ist ein Kurs für Sinn-Sucher“.
Menschen kommen über Konfessionsgrenzen hinweg
Das Teilnehmerspektrum sei breit gefächert. So kamen zu den letzten beiden Kursen, die die Seelsorgeeinheit Stockach organisiert hat, etwa auch Gäste aus Messkirch, Radolfzell, Steißlingen, Eigeltingen und Hohenfels „und das sogar über alle Konfessionsgrenzen hinweg“, sagt Brigitte Brecht. Explizit eingeladen seien auch Kirchenferne Menschen, fügt Jürgen Brecht hinzu.
„In der Gruppe ist für mich eine richtige Wohlfühloase entstanden. Ich konnte mich unglaublich öffnen, und wenn ich hier angekommen bin, dann war der Alltagsstress immer sofort weg“, berichtet Klaus Längle, der Ebenfalls ursprünglich als Teilnehmer zum Alpha-Kurs kam und mittlerweile zum Leitungsteam gehört.
Zweimal gab es bereits so ein Angebot in der Seelsorgeeinheit Stockach. Der dritte Anlauf im Jahr 2020 musste wegen Corona nach drei Abenden abgebrochen werden. „Aber elf Leute, die damals dabei waren haben sich schon wieder für die Neuauflage angemeldet“, sagt Jürgen Brecht.
Erwachsene können sich Glaubensfragen neu stellen
Einer der zum ersten Mal dabei ist, ist Pfarrer Thomas Huber. Er hält den Kurs für eine große Chance, denn „gerade bei Erwachsenen ist der Religionsunterricht oft schon lange her, da bietet ein solcher Kurs, die Möglichkeit, sich nochmal ganz neu mit seinem Glauben und den wesentlichen Fragen, die einen im Leben umtreiben, auseinanderzusetzen. So wie ich das bisher mitbekommen habe, hat der Kurs bei vielen Teilnehmern etwas getroffen, das nicht gesättigt war“, so Huber.
Der Alpha-Kurs beginnt am Mittwoch 21. September um 19 Uhr und umfasst acht Abende und ein Wochenende und ist kostenlos. Veranstaltungsort ist das Palottiheim, direkt neben der St. Oswald-Kirche. Die Veranstalter bitten um eine Vorherige Anmeldung im Pfarrbüro, es ist jedoch prinzipiell auch möglich, spontan vorbei zu schauen. „Die Willkommenskultur ist uns sehr wichtig“, so Jürgen Brecht.