An zwei Abenden zeigte die Theater-AG des Nellenburg-Gymnasiums das Theaterstück „Bunbury – oder: Ernst sein ist alles“ aus der Feder des irischen Dramatikers Oscar Wilde. Es waren zwei Abende voller Lampenfieber-Momente und nervöser Erwartungshaltung, aber auch zwei Abende mit ziselierten Wortgefechten, amüsanter Situationskomik und mit süffisanter Schauspielkunst vom Feinsten.
Karten so gut wie ausverkauft
Die detailverliebt gestalteten Eintrittskarten waren so gut wie ausverkauft. Und so verfolgten die Zuschauer gebannt, welchen Eskapaden sich die feinen Damen und Herren der viktorianischen Oberschicht widmeten: Man ahnte ja bereits, dass da nicht alles Gold ist, was glänzt und dass sich hinter so manch eleganter Fassade ein Hallodri verbirgt, der Dinge zu verbergen hat.
Weswegen beispielsweise Algernon (Algie) Moncrieff, hingebungsvoll gemimt von Florian Gamer, seinen kranken Freund Bunbury erfunden hat, der es ihm ermöglicht, dem Stadttrubel hin und wieder zu entfliehen. Und weswegen sich der von David Szabo in perfekter Gentlemanmanier gespielte John Worthing (Jack) ab und an als Ernst ausgibt, einen in moralischer Hinsicht fragwürdigen Lebemann, der sich in der Stadt fröhlich daneben benehmen kann.
„Auch 16-Jährige können Dandy“
Die Herren hatten es also faustdick hinter den Ohren. Dies brachten die Schüler überaus glaubhaft rüber, was so manch einer im Publikum, der das Stück kennt, vorher vielleicht angezweifelt hatte. Wie zum Beispiel die Hamburgerin Insa Scheller, gerade am Bodensee im Urlaub, die jedoch abschließend sagte: „Anfangs war ich ja skeptisch. Doch nun bin ich überzeugt: Auch 16-Jährige können Dandy.“
Auch die weiblichen Darstellerinnen konnten in ihren Rollen mehr als überzeugen: Ava Weber als spitzzüngige Cecily Cardew, Alicia Steffan und Katharina Prottengeier als mondäne Gwendolen Fairfax, Nina Bianchi als gestrenge und leicht arrogante Lady Bracknell und Lola Glunk als unschuldige Miss Prism. Sara Rajkovic als moralisch einwandfreier Pfarrer Chasuble, Katharina Lüttke als sarkastische Haushälterin Miss Lane und Phoebe Höfler-Robitsch als tollpatschiger Butler hauchten den von ihnen gemimten Rollen sehr enthusiastisch Leben ein.
Auch alte Sprache kann erheitern
Und dies auf überaus belustigende, wenn auch ungewohnt wortgewaltige Art und Weise: Denn schließlich ist die Komödie selbst aus dem 19. Jahrhundert, bedient sich also teils veralteter Sprachwendungen. Diese wissen aber grandios zu erheitern – folgt man ihnen aufmerksam und mit gespitzten Ohren.
Und genau das tat das gebannt lauschende und an den Lippen der Schauspieler hängende Stockacher Publikum. Es quittierte am Ende sowohl die Leistung der Darsteller als auch die aller am Gelingen der Aufführungen Beteiligten mit brandendem Applaus. Zu solch einem Stück gehören ja auch Bühnentechnik (Technik-AG), Bühnenbild und Requisiten, Kostüme und Maske, Programmheft, eine Souffleuse und auch die Pianistin Andrea Roeß.
Viel Vorbereitungszeit hat sich gelohnt
Nicht zuletzt steht und fällt eine solche Theaterproduktion durch die Regie: Und hierzu hat Lehrerin Judith Glunk beigetragen. Sie dankte verschiedenen Personen und ihrer Theater-AG: „Ich bin so stolz auf Euch. Ihr habt so unfassbar viel Zeit investiert. Ihr seid einfach wunderbar und ich freue mich schon auf unser nächstes Projekt.“