Es ist ein besonderer Höhepunkt für die Firma Zorn Maschinenbau und ihn selbst, erklärte Geschäftsführer Martin Zeiher in seiner Begrüßung zum Spatenstich an der künftigen Adresse im Gewerbegebiet Himmelreich. Doch einfach war der Weg bis hierhin nicht – und zu Ende ist er ebenfalls noch nicht. Die Firma hatte das Grundstück im März 2022 erworben, ohne zu ahnen, was damit auf sie zukommen würde. Aber: „Es war und ist das einzige, das es in Stockach gibt“, lautete Zeihers Erklärung.

Aktuell arbeite man am bisherigen Standort in der Höllstraße mit 60 Mitarbeitern sehr beengt. Seit 1987 baut die Firma dort Sondermontageanlagen für Mikromechanik. Der Neubau sei dringend notwendig für die Weiterentwicklung von Zorn, das laut Wirtschaftsförderin Regina Schlecker zwar nicht zu den größten Arbeitgebern der Stadt gehört, sich hier aber gut entwickelt habe und stark verwurzelt sei.

Mehrere Hindernisse auf dem Gelände

Doch auf dem neuen Zorn-Grundstück gibt es gleich mehrere Herausforderungen. An einer Seite verläuft die Hauptversorgungsleitung der Bodenseewasserversorgung von Sipplingen in den Hochbehälter nach Liptingen. Außerdem befindet sich auf dem ursprünglichen Grundstück ein Löschwassertank der Stadt. Eine Gashochdruckleitung führt ebenfalls über das Gelände. Anfangs querte noch eine Stromleitung, die inzwischen stillgelegt wurde.

Sie stießen auf einen erfolgreichen Neubau an: (von links) Henrik Sachse und Sümeyra Demir (Architekturbüro Wuhrer), Birgit Weber ...
Sie stießen auf einen erfolgreichen Neubau an: (von links) Henrik Sachse und Sümeyra Demir (Architekturbüro Wuhrer), Birgit Weber (Ingenieurbüro Baur), Jens Heinert (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Hegau-Bodensee), Norbert Baur (Ingenieurbüro Baur), Hermann Püthe (Inhaber Zorn Maschinenbau GmbH und Geschäftsführer Inpotron Schaltnetzteile GmbH), Stadtbaumeister Lars Heinzl, Kämmerer Sebastian Scholze, Wirtschaftsförderin Regina Schlecker, Architekt Joerg Wuhrer, Bürgermeisterin Susen Katter, Barbara Keinath (Assistentin der Geschäftsleitung Zorn Maschinenbau GmbH), Andreas Jung (MdB), Bernhard Rankl (Zorn Maschinenbau), Martin Zeiher (Geschäftsführer Zorn Maschinenbau GmbH), Anne Schmid (Gesellschafterin Inpotron Schaltnetzteile GmbH), Tobias Mülhaupt (Prokurist Zorn Maschinenbau GmbH), Sascha Mark (Firmenkundenberater Sparkasse) und Herbert Zeiher (Zeiher Bautechnik). | Bild: Claudia Ladwig

Erst habe es geheißen, man dürfe die Flächen oberhalb der Leitungen befahren und als Parkflächen nutzen. Dann sei klar geworden, dass kein Schwerlastverkehr über die Leitung der Bodenseewasserversorgung fahren darf, was die Anlage eines Wendehammers notwendig gemacht habe.

Bereits 1 Million Euro Kosten – nur für die Baugrube

Der Plan wurde angepasst, doch das Gebäude ragte dadurch etwa einen Meter über die Grundstücksgrenze. Nach einigen Monaten habe man eine Lösung mit der Stadt gefunden. Zeiher erklärte, zum Ausgleich habe er in Orsingen acht Bäume gepflanzt.

Nun müssen zur Sicherung der Baugrube noch Betonpfahlwände in den Boden. „Wenn die Baugrube fertig ist und wir mit dem Hochbau starten könnten, haben wir etwa 1 Million Euro verbraten – nur für die Baugrube mit den Sicherungsmaßnahmen“, so Zeiher. Insgesamt wird mit Kosten von rund 6 Millionen Euro gerechnet.

Zeiher dankte der Sparkasse Hegau-Bodensee für die Finanzierung dieses Projekts und ergänzte: „Eigentlich wollte ich heute die Einweihungsparty machen, jetzt ist es nach über einem Jahr Bauantragszeit halt der Spatenstich.“

Politiker loben das Projekt

Bürgermeisterin Susen Katter erlebte ihren ersten Spatenstich. Sie sagte, es sei erfreulich, wenn eine Firma aus Stockach mit langer Tradition weiter vor Ort bleibe. Zorn Maschinenbau sei mit ihrem Portfolio bedeutend als Arbeitgeber für die Raumschaft. Dass man auf eine nachhaltige Bauweise achte, zeige, dass die Firma Verantwortung für die Umwelt und die nachfolgende Generation übernehme. Das finde sie toll und wichtig.

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Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung griff zu einem Wortspiel: „Dieser Zorn macht Freude.“ Es sei nicht selbstverständlich, dass so in einer Stadt investiert werde. Er dankte allen, die diese unternehmerische Entscheidung ermöglicht haben. „Planung, Umsetzung, Behörden, Finanzierung – alle müssen an einem Strang ziehen, damit sowas gelingt.“ Der Umzug aus der Höllstraße ins Himmelreich stehe aus seiner Sicht auch perspektivisch für die Weiterentwicklung.

Abschließend sprach Architekt und Bauleiter Joerg Wuhrer. Er nannte den Spatenstich einen Meilenstein in der Firmengeschichte. „Endlich als Zorn Maschinenbau eigenständig an einem Standort mit all den gewünschten Möglichkeiten eines modernen Verwaltungs- und Produktionsgebäudes wahrgenommen zu werden – damit geht ein lang gehegter Wunsch aller Mitarbeiter in Erfüllung.“

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Er betonte, der Entscheidungsprozess sei nicht einfach gewesen. Das Gelände sei extrem herausfordernd und für einen Industriebau sicher nicht die erste Wahl. Doch er erwarte, dass der Neubau völlig neue, fachübergreifende Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kommunikation bieten werde.

Auch anderen Stockacher Firmen bauen um

Zorn ist dabei nicht die einzige Stockacher Firma, die aktuell im Himmelreich investiert, wie Wirtschaftsförderin Regina Schlecker auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt. „Wir sind in Stockach in der glücklichen Lage, dass unsere Unternehmen trotz der aktuellen Krisen gut ausgelastet sind und volle Auftragsbücher haben“, sagt sie. Größere Bautätigkeiten gebe es im Himmelreich derzeit auch bei Kammerer Medical Systems. Dort sind zu den ursprünglichen Planungen bereits weitere Gebäude in Vorbereitung.

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Das Unternehmen GreenPlaces baue ebenfalls im Industriegebiet Hardt. Außerdem habe die Gerhard Haas GmbH & Co. KG (Rival) eine Bauvoranfrage für eine weitere Produktionshalle mit Verwaltungstrakt in der Heinrich-Fahr-Straße gestellt, welcher in der jüngsten Gemeinderatssitzung am 24. Januar zugestimmt wurde.

Gewerbegebiete sollen erweitert werden

Zudem gebe es Anfragen weiterer Betriebe, die Grundstücke zur Erweiterung oder für einen Neubau suchen, so Schlecker. „Deshalb gibt es Pläne zur Erweiterung sowohl für das Industriegebiet Hardt als auch für das Gewerbegebiet Himmelreich und das Interkommunale Gewerbegebiet Blumhof. Die Flächen sind im Flächennutzungsplan als Gewerbeflächen vorgesehen“, zählt sie auf.

Die zusätzlichen Flächen im Erweiterungsgebiet Himmelreich seien bereits weitestgehend für ansässige Unternehmen reserviert. Für Neuansiedlungen blieben eher Blumhof und Hardt.

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„Doch die Prozesse für den Erwerb von erforderlichen Grundstücken durch die Stadt und für die Bebauungsplanverfahren werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Für kurzfristige Anfragen gibt es nur sehr vereinzelte Grundstücke. Deren Eignung wird im Einzelfall bei Eingang von Anfragen geprüft“ erläutert sie. Neben den Anforderungen durch Bebauungsplan und jeweilige Umgebung sei die Schaffung von Arbeitsplätzen dabei ein wichtiges Kriterium.