Wie können soziale Medien dazu genutzt werden, Menschen mit und ohne Auto zusammenzubringen? Darum ging es beim Format „Runder Tisch Mobilität“ im Umweltzentrum Stockach und Hans Steißlinger vom BUND Bodman-Ludwigshafen-Stockach erläuterte den etwa zehn Anwesenden, wie Apps helfen können, beispielsweise Mitfahrgelegenheiten im Sinne direkter Nachbarschaftshilfe zu organisieren. Das wäre auch für Stockach eine gute Lösung, befand er – und blickte dafür auch nach St. Georgen, wo mit einer App ein digitaler Marktplatz geschaffen worden sei.
Mit den Apps Pendla und Crossiety zu mehr Nachbarschaftshilfe?
Die bereits in Stockach vorhandene App „Pendla“ richtet sich vor allem an Berufspendler, doch Hans Steißlinger stellte auch andere Apps vor, die zusätzliche Möglichkeiten für Nachbarschaftshilfe bieten. Er nahm die Community-App „Crossiety“ als Beispiel, die in der Stadt St. Georgen bereits erfolgreich genutzt werde. St. Georgen ist mit 13.000 Bewohnern ähnlich groß wie Stockach und „Crossiety“ sei dort offenbar bereits recht gut ins Stadtleben eingebunden, wie die vielen Angebote, Veranstaltungen, Neuigkeiten, Hilfsangebote, Ratschläge, Gruppen, Diskussionsforen und vieles mehr zeigen.
Diese App bietet einen „Digitalen Marktplatz“ mit vielen Funktionen, die den sozialen Zusammenhalt stärken. Da die Kosten für eine Teilnahme noch unklar sind, plant Steißlinger, direkt in St. Georgen nachzufragen. Dass auch andere, kleinere Gemeinden in Deutschland (Diemelstadt, Neckartenzlingen, Kapellen an der Fleuth, Lauchringen) und in der Schweiz (Mellikon, Buchrain, Lohn, Surses, Hefenhofen) die App nutzen, lasse vermuten, dass die Kosten vielleicht nicht zu hoch sind.
Junge Entscheidungsträger könnten Idee voranbringen
Wenn man dann die Kosten kenne, dann könne man auch versuchen, die „Stadt mit ins Boot zu holen“, beschrieb Hans Steißlinger das weitere Vorgehen. Er ist optimistisch, dass die jungen Entscheidungsträger und Macher der Stadt Stockach, wie Bürgermeisterin Susen Katter, Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier, Museumsleiter Julian Windmöller und auch Bodman-Ludwigshafens Bürgermeister Christoph Stolz sich interessiert zeigen würden gegenüber einer App, die die Menschen so zusammenbringen und vernetzen könne.
Wichtig wäre, dass alle – Stadt, Kulturamt, Vereine und Geschäfte – an der App teilnehmen und ihre Termine dort eintragen.
Die Anwesenden diskutierten auch darüber, wie realistisch die digitale Vernetzung ist. Einige, wie Sabine Zillecker aus Stockach, fanden die App zu kompliziert, während Claudia Rinkenburger – ebenfalls aus Stockach – warnte, dass man nicht noch mehr Zeit am Handy verbringen sollte. Dennoch sahen die meisten in „Crossiety“ eine vielversprechende Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten und neue Angebote zu entdecken. Eine Teilnehmerin bemerkte, dass auch viele ältere Menschen sicher im Internet und in sozialen Medien unterwegs sind.
Weitere Apps, die sich für Stockach anbieten könnten
In den Weiten des Internets gibt es noch zahlreiche andere Apps, die Einwohner vernetzen und der Nachbarschaftshilfe dienen können. Dazu zählen etwa „imachs“, „nebenan.de“ oder „nextdoor.de“. Wobei Hans Steißlinger berichtete, dass es ihm bei „nextdoor“ nicht einmal gelungen sei, sich als Interessent anzumelden. Für weitere Ideen sind das Umweltzentrum oder der BUND Ortsverein Bodman-Ludwigshafen-Stockach dankbar und offen, wie er erklärte.
Nach dem 20. Jubiläum des Formats „Runder Tisch Mobilität“ im Oktober erklärte Steißlinger bei der aktuellen, 21. Sitzung auch, wie es weitergehen könnte: Nachdem in den vergangenen vier Jahren viele Experten zu Rate gezogen wurden, gehe es jetzt um konkrete Maßnahmen. Dabei sei es wichtig, die Bürger in den Dialog über Umweltfragen wie Artenschutz, Landschaftsnutzung und Ressourcenschonung einzubeziehen. Auch detailliertere Gespräche mit der Stadtverwaltung oder anderen Verantwortlichen seien angedacht. Steißlinger betonte, dass alle – besonders die jüngeren Generationen – aktiv mitwirken müssten, da ältere Menschen dies nicht alleine bewältigen könnten.