War da wirklich mal kein Kreisverkehr? Dass sich am Stockacher Ortseingang aus Richtung Nenzingen und Espasingen alles im Kreis dreht, ist heute vollkommen normal. Bis es im Jahr 2001 soweit war und anschließend die ersten Probleme ausgemerzt waren, befand sich dort aber eine Kreuzung, die für Staus und gefährliche Situationen sorgte. Die Stadt hätte den Kreisel gerne schon früher gehabt. Es gab dann auch Debatten darum, was in der Mitte der Rißtorf-Verkehrsdrehscheibe stehen soll. Aber der Reihe nach:
Die Pläne und das liebe Geld
Die Rißtorf-Kreuzung war gefährlich und ein Unfallschwerpunkt. Zudem entstanden dort immer wieder Verkehrsstaus. Der Umbau zu einem Kreisverkehr war im Mai 2000 mit mindestens 600 000 D-Mark Baukosten veranschlagt, wie der SÜDKURIER am 5. Mai 2000 unter der Überschrift „Dritter Kreisel steht in den Sternen“ berichtete. Davon sollte die Stadt die Hälfte tragen, die Verwaltung wollte aber noch mit dem Straßenbauamt in Konstanz verhandeln.

Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits klar, dass der Rißtorf-Kreisel, der Stockachs dritter Kreisverkehr werden sollte, großzügiger als die an der Linde und bei der ZG gebaut werden könnte. Der Linde-Kreisel war in der zweiten Hälfte der 1990er gebaut worden, der ZG-Kreisel wurde auf den Jahrtausendwechsel fertig.
Ein Vertreter des Straßenbauamts machte keine große Hoffnung auf Geld, da der Bund einen generellen Vergabe- und Ausschreibestopp verhängt hatte. Doch im Artikel hieß es weiter: „Bürgermeister Stolz, erheblich optimistischer, rechnet mit keiner ewigen Wartezeit. Auch beim ZG-Kreisel habe es zunächst schlecht ausgesehen, gab er zu bedenken.“


Vorarbeiten für den Bau
Im Juli 2000 stand im Raum, dass Stockach die Baukosten vorfinanzieren könnte. Doch der Bund wollte nicht, so ein Artikel, der am 28. Juli 2000 erschienen ist. Im Folgejahr wurde dann für die Planung und den Zeitplan alles konkreter. Der SÜDKURIER berichtete am 15. März 2001, dass die Vorbereitungen für den Rißtorf-Kreisel laufen und er bereits im Sommer desselben Jahres in Betrieb gehen solle. Ein Haus direkt an der alten Straßenkreuzung wurde dafür abgerissen. Die geschah auch, um Platz für das Gewerbegebiet Papiermühle zu machen, das eine eigene Kreisel-Zufahrt erhielt, aber erst später seine heutige Form annahm.
Baustart im März 2001
Für den Kreisel-Bau, der im März 2001 mit dem Bau eines Staukanals begann, wurde eine Ersatzfahrbahn neben der Straßenbaustelle geschaffen. Die Hauptschlagader des Verkehrs in Richtung Westen solle nicht abgeklemmt werden, so ein SÜDKURIER-Artikel, der am 16. März 2001 veröffentlicht wurde. Allerdings musste ab Ende April der Verkehr aus Richtung Nenzingen für einige Zeit über das Gewerbegebiet Hardt fahren, was dort zum Beispiel für schwierige Verkehrssituationen im Begegnungsverkehr zwischen Lastwagen sorgte.
Der Kreisverkehr wuchs schnell. Auf einem Foto, das am 22. Mai 2001 in der Zeitung erschien, war er bereits deutlich zu erkennen. Mitte Juni fand nach 40 Tagen Bauzeit die Eröffnung des Kreisels statt, der eine Innen- und eine Außenspur sowie zweispurige Zufahrten hatte. Die Zahlen: 200 Meter Gas- und Wasserleitungen unter der Erde, 1000 Meter Stromkabel, 7000 Quadratmeter in drei Asphaltschichten, 500 Meter Bordsteine und 100 Quadratmeter Betonpflaster, zählte ein Artikel am 15. Juni 2001 auf. Der letzte Feinschliff mit weiterem Fahrbahnbelag folgte etwa einen Monat später im Juli.
Doppelspur war ein Problem
Der Rißtorf-Kreisel war nach Empfehlungen aus dem Verkehrsministerium gebaut worden. Doch die Innen- und Außenspur sowie die doppelten Einfahrspuren bereiteten in der Praxis Probleme. Im Mai 2002 wurden deshalb die Einfahrtsspuren auf jeweils eine reduziert und der Kreiselradius angepasst.
Streit um U-Boot auf Kreisel
„Auf dem neuen Kreisel möchte Bürgermeister Rainer Stolz den Turm eines Original-U-Boots aufstellen“, hieß es bereits am 15. März 2001 im SÜDKURIER, also in der Anfangsphase der Bauarbeiten. Stolz hatte bereits bei einem Kaufangebot der Bundesmarine zugegriffen und 20 000 D-Mark bezahlt. Dies sollte eine Beziehung zum Paten-U-Boot U 23 der Stadt knüpfen, wobei es beim Kauf um einen Teil des U-Boot-Turms von U 20 ging. Zum Thema Standort entbrannte jedoch eine hitzige Debatte.

In einem Artikel mit dem Titel „Gemeinderat versenkt U-Boot“ am 23. März 2001 ging es darum, dass die Idee des Bürgermeisters keine Mehrheit fand. Ein Argument aus dem Gremium war, dass man eine Kriegswaffe nicht in den Vorgarten stelle.
Es kam verschiedenste Ideen auf: Eine Bepflanzung für den Kreisel oder ein Lenk-Werk, das das Tor zum Bodensee aufgreift. „Die Wogen der Debatte gingen wie stürmische See auf und nieder“, so der Artikel, der viele Wortbilder wie dieses benutzte. Das Thema bewegte ganz Stockach und es entstand sogar eine Unterschriftenaktion mit rund 500 Signaturen für das U-Boot auf dem Kreisel.
Wo das U-Boot heute ist
Der obere Turm-Teil von U 20, der Ende März 2001 in Stockach ankam, ging schließlich Mitte Mai 2002 neben der Sparkasse in der Schillerstraße vor Anker – samt Figuren des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping des Bodmaner Künstlers Peter Lenk. Das Werk trägt den Titel „Der Traum eines Seemanns“. Dies machte bundesweit Schlagzeilen.

Es hatte im Februar 2002 zwar eine zweite Abstimmung über das U-Boot auf dem Kreisel stattgefunden, es gab aber keine Mehrheit. Der Kreisel erhielt die heute bekannte Gestaltung. Eine Anspielung auf ursprüngliche Idee gibt es aber in Form eines Rohrs, das wie das Seerohr eines U-Boots aussieht.