Der Soroptimist International Club Überlingen tritt in Stockach und Bodman-Ludwigshafen hauptsächlich zum Advent in Erscheinung. Seit 16 Jahren findet dann nämlich die Weihnachtsbaumaktion statt. Doch wer verbirgt sich hinter dem ungewöhnlichen und etwas sperrigen Namen und welche Ziele verfolgt der Club? Der SÜDKURIER sprach darüber mit Eva-Maria Leirer, Gründungsmitglied des Club Überlingen und den Clubschwestern Sandra Welsch-Fischer aus Stockach und Martina Niehl aus Bodman-Ludwigshafen.
Was ist Soroptimist International?
Soroptimist International ist mit rund 80.000 Mitgliedern in über 3000 Clubs in 132 Ländern die weltweit größte ehrenamtliche Service-Organisation berufstätiger Frauen mit gesellschaftlichem und sozialem Engagement. Die Frauen setzen sich für die Rechte und die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Kindern ein. Der Club Überlingen wurde 1988 als 62. Club von Soroptimist International Deutschland (SID) gegründet. Derzeit besteht SID aus 222 Clubs mit über 6700 Mitgliedern.
Im Club Überlingen engagieren sich aktuell 32 Clubschwestern aus vielen Orten, beispielsweise Bodman-Ludwigshafen, Orsingen-Nenzingen, Stockach, Radolfzell, aber auch aus Salem und Uhldingen. Zwei weitere Clubs am See haben ihren Sitz in Friedrichshafen und Konstanz.
Der Name Soroptimist ist übrigens abgeleitet vom lateinischen Begriff „sorores optimae“ und bedeutet so viel wie „beste Schwestern“. Die Mitglieder verstehen dies als Maßstab für ihr eigenes Verhalten im Leben und Beruf. Sie versuchen, lokal, regional, national und weltweit zu handeln und Kontakte zu anderen Clubschwestern zu pflegen, um so immer neue Anregungen zu bekommen.
Weihnachtsbaumaktion der Clubschwestern im November
Wie beste Schwestern helfen die Soroptimistinnen in Stockach. Von der Weihnachtsbaumaktion profitieren bedürftige Kinder und Senioren, für die es sonst wohl keine Geschenke gäbe. Die Baumeröffnung in Stockach findet in der Sparkasse Hegau-Bodensee am Donnerstag, 21. November, um 11 Uhr statt. Zeitgleich hängt Martina Niehl die Wunschzettel an den Baum im dm-Markt Ludwigshafen. Die Wünsche stammen aus dem Kinderheim Linzgau, der Sernatingen-Schule in Ludwigshafen sowie dem Tafelladen in Stockach. Nur die Organisation, die die Wünsche sammelt, kennt die Namen.
Für die Soroptimistinnen und die Schenkenden bleiben alle Personen bis auf wenige Angaben anonym. Auf dem Zettel stehen dann nur eine Zahl und der Wunsch selbst. Wohltäter können einen Zettel nehmen und den Wunsch erfüllen, der Club verteilt die Geschenke dann entsprechend. Und falls doch ein Wunsch übrig bleibt, werden die Soroptimistinnen selbst zu Erfüllern. Insgesamt werden im Clubgebiet an allen Bäumen etwa 800 Wünsche hängen.
Wer kann Mitglied werden?
Früher konnte eine Frau sich nicht selbst bewerben, sondern wurde von einem Mitglied vorgeschlagen. Außerdem durfte jeder Beruf nur einmal vorkommen – ähnlich wie bei anderen Service-Clubs. Das hat sich geändert. Heute sind Anwärterinnen ein Jahr lang als Gast dabei, bevor über ihre Aufnahme entschieden wird. Sandra Welsch-Fischer aus Stockach erzählt: „Wir lernen die Frau kennen und erfahren, was sie beruflich macht. Ganz wichtig ist, dass sie sich im Club engagiert, also bei einer unserer Aktionen mitmacht, sich in der Pressearbeit oder für die Homepage einsetzt.“ Jede habe schließlich andere Kompetenzen und Möglichkeiten, sich einzubringen.
Monatlich findet ein Clubabend statt, an mindestens fünf Abenden muss jede Clubschwester teilnehmen. Außerdem hält jede Frau einen Vortrag aus ihrem beruflichen Bereich. In jüngster Zeit kamen einige jüngere Frauen dazu, berichtet Martina Niehl erfreut.
Eine Clubschwester erzählt, weshalb sie Mitglied ist
Die Bodman-Ludwigshafenerin erklärt, warum sie Clubschwester ist. In Vereinen sei man häufig, um sich selbst etwas Gutes zu tun. „Beim Soroptimist Club Überlingen bin ich, weil ich in diesem Club eher was bewegen kann denn als Einzelperson. Ich finde es wichtig, mich zu engagieren, um etwas zu verändern.“ Sandra Welsch-Fischer sagt: „Mir geht es nicht wirklich schlecht. Ich möchte gerne etwas geben.“ Hier seien die Frauen nicht Mitglieder, um sich zu profilieren, sondern um gemeinsam etwas zu erreichen. Sie könnten sich aufeinander verlassen und hätten zusammen viel Spaß. „Die Gemeinschaft und nette Kontakte sind Nebeneffekte, die ich nicht missen möchte“, so die Stockacherin.
Gründungsmitglied Eva-Maria Leirer liegt die Ausbildung und Bildung von Mädchen und Frauen besonders am Herzen. „Wir wollen Frauen anregen und ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, aus ihrer Komfortzone rauszugehen und auch mal um neue Positionen zu kämpfen.“
Sandra Welsch-Fischer erläutert, sie unterstützten auch Menschen, die durchs Raster gefallen sind. „Wir gucken in die Familien und überlegen, wie wir helfen können, damit sie wieder auf die Beine kommen. Vorrangig geht es uns um Frauen und Mädchen, aber auch um Familien – und da gehören natürlich auch Männer dazu.“
Welche Club-Projekte stehen demnächst an?
Neben einer Weihnachtbaumaktion gibt es die Aktion „Ein Licht, ein Baum“ mit feierlicher Baumillumination am Sonntag, 1. Dezember, um 17 Uhr auf der Hofstatt in Überlingen. Gerlinde Kretschmann wird als Schirmherrin und Ehrengast dabei sein – sie ist die Ehefrau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne).
Außerdem wird jährlich ein Seeclub-Konzert veranstaltet. Seit 2023 beteiligen sich die Frauen an den Orange Days, bei denen auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht wird. Die Aktionstage starten am 25. November, bis 10. Dezember sind international Zeichen gegen Gewalt geplant. Auch am Weltfrauentag am 8. März ist der Club aktiv, außerdem werden unterjährig interessante Vorträge organisiert.
Gemeinnütziger Verein gegründet, um Spenden zu sammeln
Aus dem Club heraus wurde ein gemeinnütziger Verein gegründet, um Spendenbescheinigungen ausstellen zu können: die Sorop-Hilfe. Eva-Maria Leirer ist die Vorsitzende und erklärt: „Das machen viele Serviceclubs, um noch mehr Spenden generieren zu können.“ Der Bedarf wachse, berichtet sie. Aber das Spendenaufkommen habe in den vergangenen Jahren sehr zugenommen, sodass Familientreffs und Caritas jetzt Lebensmittelgutscheine in Höhe von 25 oder 30 Euro zur Verteilung vor Weihnachten erhielten, damit bedürftige Alleinerziehende, Großfamilien oder Senioren zum Einkaufen gehen können.