Auf die Fahrgäste des Seehäsles zwischen Stockach und Radolfzell kommen im Dezember viele Veränderungen zu, denn auf der Strecke steht ein Betreiberwechsel an. Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) hat sich bei der Neuausschreibung der Verbindung in diesem Jahr nicht mehr beworben, stattdessen hat die DB-Regio das Rennen gemacht. Nun werden weitere Details zum Wechsel bekannt – und das Landesverkehrsminsterium nennt die Verbindung sogar als eine der wichtigsten Neuerungen im Fahrplan 2024. Denn für Fahrgäste soll einiges besser werden.
Künftig fährt von Montag bis Freitag durchgehend von 06 Uhr bis 20 Uhr alle halbe Stunde ein Zug, dieser habe zudem WLAN und eine Toilette. „. Mit der neuen Taktung wird das Seehäsle nun zur S 61“, teilt das Verkehrsministerium weiter mit.
Doch was bedeutet das für diejenigen, die es umsetzen? „Die Beendigung eines Verkehrs kommt nicht häufig vor“, erklärt SWEG-Pressesprecher Christoph Meichsner auf Nachfrage des SÜDKURIER zum anstehenden Betreiberwechsel. Stichtag für den Wechsel sei Sonntag, der 10. Dezember. Obwohl der Vorgang für die SWEG selten ist, stelle er das Unternehmen vor keine besonderen Herausforderungen.
SWEG hat sich nicht erneut beworben
Ein Teil des Personals werde dann bei den Ringzug-Verkehren, welche die Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar miteinander verbinden, weiterbeschäftigt. Ein anderer Teil werde das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Auch die vier Triebzüge vom Typ VT 650 Stadler Regio-Shuttle, die bislang auf der Seehäsle-Strecke im Einsatz sind, werden künftig beim Ringzug in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zum Einsatz kommen, berichtet Meichsner.
Doch warum will die SWEG die Strecke zwischen Stockach und Radolfzell nicht weiter bedienen? Der Aufgabenträger habe die Seehäsle-Leistungen mit Beginn des Fahrplanwechsels Mitte Dezember insgesamt stark verändert. „Eine Analyse der damit zusammenhängenden Faktoren ergab unternehmensintern, dass eine SWEG-Teilnahme am Wettbewerb keinen Sinn ergibt“, sagt Christoph Meichsner.
Mehr Sitzplätze und Internet im Zug
Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember ist die DB-Regio zuständig für den Zugverkehr zwischen Stockach und Radolfzell. Wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage des SÜDKURIER mitteilt, arbeite das zuständige Team vor Ort mit Hochdruck daran, den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten. Hierzu gebe es auch wöchentliche Abstimmungen mit der SWEG.
Das Personal, das bislang auf der Strecke tätig ist, werde nicht übernommen, bestätigt auch der DB-Sprecher, auch wenn jeder Triebfahrzeugführer bei dem Unternehmen herzlich willkommen sei. Mit der Übernahme des Verkehrs durch DB-Regio kommen nicht nur neue Mitarbeiter, sondern auch neue Fahrzeuge auf die Strecke.
Laut Angaben des Bahnsprechers handelt es sich dabei um Triebwagen der Bauart VT 650. Diese sind damit zwar identisch mit den bisherigen Triebwagen der SWEG, sollen jedoch im Landesdesign gestaltet sein und über Toiletten und WLAN verfügen. Zudem sollen die Triebfahrzeuge in der Regel immer im Doppelpack unterwegs sein.

Was die Zuverlässigkeit angeht, so erklärt der Bahnsprecher, dass betrieblich gesehen keine Änderungen vorgenommen würden. Es sei somit zu erwarten, dass die Züge zuverlässig fahren können. Jedoch werde auch in Zukunft mit Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten für die Bodensee-Gürtelbahn zu rechnen sein.
Bessere Taktung in den Abendstunden
Mit dem Fahrplan- und Betreiberwechsel soll laut SÜDKURIER-Informationen die Taktung in den Abendstunden verstärkt werden. Ab 20 Uhr sollen die Seehäsle-Züge täglich noch im Stundentakt verkehren. Bislang war das laut dem aktuellen Fahrplan nur freitags und samstags der Fall. Der letzte Zug von Radolfzell nach Stockach fährt wie gehabt um kurz vor Mitternacht um 23.51 Uhr. Von Stockach nach Radolfzell soll der letzte tägliche Zug um 23.16 Uhr abfahren.
Die Kosten übernimmt ab jetzt das Land
Doch noch etwas anderes ändert sich zum Stichtag am 10. Dezember: Bisher hat der Landkreis den Betrieb des Seehäsles eigenständig organisiert und bezahlt. Doch eigentlich falle das Thema Schienenverkehr in den Aufgabenbereich des Landes. „Daher übernimmt das Land ab dem Fahrplanwechsel im Dezember den Betrieb der Strecke“, erklärt Katja Ebel vom Landratsamt auf Nachfrage.
Das Geld, das der Landkreis dadurch spart, komme allerdings ebenfalls der Verbindung zwischen Stockach und Radolfzell zugute. Es werde genutzt, um auf der Strecke eine Taktverdichtung zu finanzieren. „Das Land bezahlt hier lediglich den Landesstandard“, so Ebel. Landesstandard, das bedeutet in diesem Fall einen einzigen Zug pro Stunde. Der Landkreis sorgt mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln dafür, dass die Züge tagsüber weiterhin im Halbstundentakt verkehren können.
Wie viel Geld der Landkreis dadurch spart, dass das Land nun die Grundfinanzierung für den Betrieb des Seehäsles übernimmt, kann Katja Ebel nicht sagen. „Denn bisher hat der Landkreis sowohl den Betrieb als auch die Schieneninfrastruktur bezahlt. In Zukunft bleibt die Infrastruktur in der Zuständigkeit des Landkreises erhalten. Beide Posten sind/waren in einem Eigenbetrieb verbunden, sodass bei vielen finanziellen Posten, die über den Eigenbetrieb laufen, zuerst geprüft werden müsste, ob sie sich bisher auf den Betrieb oder die Infrastruktur bezogen“, erklärt sie.