Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine Ende Februar sind die drastisch gestiegenen Energiekosten in aller Munde und belasten private Haushalte enorm. Manch einer hat sich deshalb in den vergangenen Wochen schon zweimal überlegt, ob eine Fahrt mit dem Auto unbedingt notwendig ist, oder ob bei der Raumtemperatur zuhause ein paar Grad eingespart werden können. Doch natürlich sind nicht nur Privatpersonen von den hohen Preisen für Sprit, Heizung und Strom betroffen. Auch auf die Kommunen in der Region kommen höhere Ausgaben zu, was am Ende des Tages auch wieder die Bürger betrifft.

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Die Stadt Stockach zum Beispiel hatte für das Jahr 2022 für den Bereich Heizkosten rund 555.000 Euro im Haushalt eingeplant. Weitere 170.000 Euro wurden für Fahrzeugunterhaltung, dazu zählen unter anderem auch Treibstoff wie Benzin und Diesel, für den städtischen Fuhrpark veranschlagt. „Es ist davon auszugehen, dass diese Haushaltsansätze wohl deutlich überschritten werden“, macht Bürgermeister Rainer Stolz auf Nachfrage des SÜDKURIER ganz klar deutlich.

Um welche Summen es dabei am Ende gehe, könne derzeit aber noch nicht verlässlich prognostiziert werden. „Ein größeres Problem für diesen Haushalt wird es aber wohl nicht geben“, so der Stockacher Rathauschef, aber „im nächsten Jahr wird es deutlich ansteigen“.

Auch im Rathaus soll gespart werden

Wenig überraschend, dass man sich auch im Rathaus Gedanken über Einsparungsmöglichkeiten macht. „Wir werden dann daran erinnern müssen, dass es durchaus möglich ist, die Grundtemperatur um ein Grad abzusenken. Ansonsten gibt es eine ganze Reihe von Regeln, die der Einsparung von Energie dienen, die auf zahlreiche Weise kommuniziert worden sind und die es zu beachten gilt“, erklärt Stolz.

Was die Stromversorgung angeht, habe die Stadt Stockach bereits seit 2016 bei den Ausschreibungen für die Versorgung ihrer Gebäude Ökostrom als Kriterium festgelegt, ausgeschrieben und auch so vergeben. Das heißt, die Stadt Stockach wird komplett seit 2016 mit 100 Prozent Ökostrom der Stadtwerke beliefert.

In Bodman-Ludwigshafen wird der größte Teil der gemeindeeigenen Gebäude mit Gas beheizt. Vereinzelt sind aber auch Öl- oder Pelletheizungen im Einsatz, berichtet Bürgermeister Matthias Weckbach. „Bei den Einrichtungen der Gemeinde, wie unter anderem Kindergarten und Kinderkrippe, Schule, Sport- und Turnhallen, lagen die Aufwendungen für die Beheizung der Räumlichkeiten bisher bei rund 55.000 Euro im Jahr 2020, beziehungsweise 48.000 Euro im Jahr 2021“, so Weckbach.

Bürgermeister geht von erheblichem Mehraufwand aus

Bei einer Verdoppelung der Energiepreise müsse die Gemeinde also mit 50.000 Euro Mehraufwand rechnen, bei einer Verdreifachung der Preise mit einem Mehraufwand von 100.000 Euro, rechnet Weckbach vor. Der gemeindeeigene Fuhrpark bestehe zum größten Teil noch aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, auch wenn der Bauhof inzwischen über ein E-Fahrzeug verfügt. Die Gemeindeverwaltung habe drei weitere E-Autos in Betrieb.

Die Gemeindeverwaltung Bodman-Ludwigshafen hat einige Elektroautos im Fuhrpart. Für sie sind eigene Ladestationen vor dem Zollhaus ...
Die Gemeindeverwaltung Bodman-Ludwigshafen hat einige Elektroautos im Fuhrpart. Für sie sind eigene Ladestationen vor dem Zollhaus reserviert. | Bild: Dominique Hahn

Dementsprechend habe die Gemeinde im vergangenen Jahr rund 28.500 Euro für Treibstoff ausgegeben. „Die Preissteigerung zum Beispiel beim Diesel von 1,315 Euro pro Liter im März 2021 zu 2,140 Euro pro Liter im März 2022 lassen vermuten, dass die Gemeinde mit Mehraufwendungen von mindestens 18.000 Euro im Jahr 2022 rechnen muss, sofern die Preise jetzt stabil bleiben“ schätzt Weckbach.

Auch andere Kosten steigen

Mehrkosten aufgrund gestiegener Energiepreise resultieren ihm zufolge aber nicht nur aus der Bewirtschaftung der Gebäude oder aus dem Betrieb von Fahrzeugen. „Auch Lieferungen und Dienstleistungen werden künftig mehr kosten.“ Im Jahr 2020 seien insgesamt Aufwendungen in Höhe von 3,5 Millionen Euro für Sach- und Dienstleistungen angefallen. „Wenn diese Sach- und Dienstleistungen insgesamt um 10 Prozent teurer würden, so würden, bei gleichem Leistungsumfang, in 2022 rund 350.000 Euro Mehrkosten anfallen“, sagt Weckbach.

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Auch Transferleistungen wie Betriebskostenumlagen für den katholischen Kindergarten oder den Abwasserzweckverband werden ihm zufolge steigen. Deshalb ist sich Weckbach sicher: „Die Auswirkungen für den Gemeindehaushalt werden sehr deutlich spürbar sein und sind von der weiteren Preisentwicklung abhängig.“ Um den Auswirkungen der hohen Energiepreise entgegenzuwirken helfe kurzfristig nur Energiesparen.

Mittel- bis langfristig bestehe die Möglichkeit, durch Umrüstung von Heizungen und den Ausbau der Photovoltaik, unabhängiger von den Preissteigerungen des Energiemarktes zu werden.

Gerade noch rechtzeitig getankt

Die Gemeinde Hohenfels verfüge „über eine überschaubare Gebäudeanzahl, welche derzeit mit fossilen Energieträgern beheizt werden“, macht Bürgermeister Florian Zindeler gegenüber dem SÜDKURIER deutlich. Rathaus und Halle sind beispielsweise seit Jahren am örtlichen Nahwärmenetz in Liggersdorf angeschlossen. Bei den Gebäuden, die noch mit Öl geheizt werden, habe man die Heizöltanks noch vor den extremen Preissteigerungen gefüllt, berichtet Zindeler.

Deswegen seien aktuell noch keine größeren kurzfristigen Auswirkungen bei den Ausgaben für die Heizung zu erwarten. Zudem habe man im Zuge der Aufstellung des Haushaltsplans bei den Energiekosten kleine Puffer für steigende Preise einkalkuliert. Durchschnittlich liegen die Ausgaben der Gemeinde für die Heizkosten zwischen 55.000 und 60.000 Euro. Für Kraftstoff der Fahrzeuge/Maschinen sei ein Aufwand von durchschnittlich 7.000 Euro zu erwarten.

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„Im Bereich des Strombezugs haben wir zuletzt einen Rahmenvertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen und somit sind die Preise, in Abhängigkeit zum Verbrauch, stabil“, erklärt Zindeler. Zu spüren bekomme man die Auswirkungen der hohen Energiepreise somit wohl am deutlichsten beim kommunalen Fuhrpark, auch wenn dieser nicht besonders groß ist.

Unabhängig von der aktuellen Situation versuche die Gemeinde stets Energiekosten zu senken. Eine große Ersparnis sei beispielsweise die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED gewesen. Zudem sei festgelegt worden, den Sanierungsfahrplan für die Gebäude fortzuschreiben und dabei auch das Potential für Photovoltaikanlagen auszuloten. „Strategisch möchten wir zum Beispiel in die freiwillige kommunale Wärmeplanung einsteigen, die Potentiale erkennen und Maßnahmen darauf aufbauen“, sagt Zindeler.

Klimaneutral und sparsam

Welche Auswirkungen die extremen Energiekosten auf den Haushalt der Gemeinde Eigeltingen haben ist laut Bürgermeister Alois Fritschi derzeit noch nicht abzusehen. Allerdings dürften sie geringer ausfallen als in anderen Gemeinden. Denn die meisten öffentlichen Gebäude wie Kindergarten, Rathaus und Schule werden über eine Kooperation durch die Holzhackschnitzelanlage der Lochmühle mit Wärme versorgt, erklärt er.

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Im Herbst wolle der Gemeinderat zudem zusammen mit der Energieagentur eine Bestandsaufnahme machen, wo im kommunalen Bereich noch weitere Solarflächen geschaffen werden können, um den Grad der erneuerbaren Energien noch weiter zu erhöhen, erklärt Fritschi.