Schon seit mehr als zwei Jahren hat Corona die Gesellschaft fest im Griff, in fast allen Bereichen des Lebens hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. So auch bei den Hochzeiten: „Bei uns hat sich das Heiraten ein bisschen verändert“, fasst es Sarah Streit, Standesbeamtin in Stockach, zusammen.
Zum einen wollten in den vergangenen Jahren weniger Paare heiraten als vor Corona, zum anderen entschied sich ein Teil, die Trauung doch lieber auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. „Vor der Pandemie wurde so gut wie keine Hochzeit abgesagt“, berichtet Streit. In den vergangenen zwei Jahren sei das dagegen häufiger vorgekommen. Grund dafür seien die Einschränkungen, die Corona mit sich gebracht habe: Wenn Hochzeiten stattfinden durften, dann nur in begrenztem Rahmen, mit weniger Gästen, Abstandsregeln und Masken. Aber nicht jeder fand das schlecht: Wie Sarah Streit erzählt, habe es auch Paare gegeben, die ohnehin nur mit einer kleinen Gesellschaft feiern wollten und sich dann aufgrund der Corona-Verordnung nicht für diese Entscheidung rechtfertigen hätten müssen.
Nur 47 Eheschließungen in Stockach
Allerdings hätten die Einschränkungen auch dafür gesorgt, dass viele Paare, die klein gefeiert haben, quasi als Ausgleich direkt am See heiraten wollten. Das habe sich auf negativ die Zahl der Hochzeiten in Stockach ausgewirkt. Zwar habe es 2021 etwa 100 Anmeldungen für Trauungen am Stockacher Standesamt gegeben, da diese immer direkt am Wohnort getätigt werden müssen.
Schlussendlich hätten in der Stadt oder den Ortsteilen aber nur 47 Paare geheiratet. „Das ist echt wenig“, sagt Sarah Streit. Normalerweise seien es zwischen 70 und 80 heimische Hochzeiten, dazu kämen noch etwa 30 bis 40 Anmeldungen, bei denen die Paare ihre Hochzeit in anderen Gemeinden, etwa Ludwigshafen, Überlingen oder Radolfzell feiern. „Und 2021 war wirklich das schlechteste Jahr“, sagt Streit, die seit zehn Jahren Standesbeamtin in Stockach ist.
Dennoch hat sie Verständnis für die Wahl des Ausrichtungsorts der Hochzeiten: „Es ist etwas ganz Persönliches und dann sollte das so gemacht werden, wie das Brautpaar sich das wünscht.“ Und wenn es zum Beispiel das Zollhaus in Ludwigshafen oder das Schloss Meersburg statt eines Orts in Stockach sein solle, dann sei das in Ordnung. Aber nicht nur in Bezug auf den Ausrichtungsort der Hochzeit war 2021 ein schlechtes Jahr. Es sei auch insgesamt weniger geheiratet worden, normal seien etwa 120 Anmeldungen pro Jahr in Stockach.
Probleme bei ausländischen Paaren
Besonders große Probleme kann die Pandemie übrigens für Paare bedeuten, bei denen ein oder beide Partner aus dem Ausland kommen. Denn wie Sarah Streit berichtet, brauche es dann zum Teil ein Ehefähigkeitszeugnis. Manche Länder stellen dieses aber nicht aus, sodass dann ein Befreiungsantrag beim Oberlandesgericht gestellt werden müsse. Auch dafür brauche es Unterlagen aus dem Herkunftsland. In beiden Fällen entsteht also ein großer Aufwand.
Und es muss schnell gehen – denn die Unterlagen haben nur sechs Monate Gültigkeit. Ebenso wie die Anmeldung einer Eheschließung beim Standesamt. „Und sechs Monate können doch schnell vorbei sein“, so Sarah Streit. Es sei also schwierig, wenn durch die Pandemie nur schwer verlässlich geplant werden könne – oder ein Ehepartner womöglich wegen Corona im Ausland festsitze.
2022 schon einige Samstage ausgebucht
Und wie sieht es im Jahr 2022 aus? Anmeldungen und Reservierungen für Eheschließungen gab es bereits. „Wir haben auch schon einige Samstage, an denen wir schon keine Termine mehr annehmen können“, so Streit. Pro Samstag seien vier bis fünf Hochzeiten möglich. Bis Ende März waren es 37 Anmeldungen, wobei nicht alle dieser Hochzeiten in Stockach stattfinden sollen. Besonders gut seien in diesem Jahr der 22. Tag eines Monats gebucht – nicht nur der 22. Februar sei beliebt gewesen, auch für den 22. März und den 22. April gab oder gebe es Anmeldungen.
Während früher vor allem der Monat Mai für Hochzeiten beliebt gewesen sei, sei das mittlerweile nicht mehr so. „Inzwischen ist es so, dass sich das eher in Richtung Spätsommer oder Herbst verlegt“, sagt Sarah Streit. Auch im Dezember gebe es Häufungen. Eine Rolle spiele aber auch, wann der von den Paaren bevorzugte Ausrichtungsort verfügbar sei und wann Ferien sind – das sei relevant, wenn Familienmitglieder aus weiter entfernten Orten eingeladen werden sollen.