Radfahrer müssen seit Beginn der Brücken-Baustelle auf der B 313 vor dem Rißtorf-Kreisverkehr eine Umleitung fahren, wenn sie aus Richtung Espasingen nach Stockach wollen. Sie können auf dem Weg an den alten Bierkellern entlang in die Stadt fahren. Dort sind allerdings auch viele Spaziergänger unterwegs – die Nutzungen prallen aufeinander.

Der Stockacher Bernd Karotsch ist verärgert: „Seitdem der Fahrradweg von Espasingen her an den Bierkellern vorbei geleitet wird, ist es gefährlich für Mensch und Tier.“ Die Fahrräder kämen mit einem Affenzahn um die Ecken geschossen, so dass sie teilweise eine Vollbremsung hinlegen müssen, um nicht in die Fußgänger zu krachen, so Karotsch.

Die Ecke, von der Karotsch spricht, befindet sich in Verlängerung der Waldstraße kurz nach dem Thyga-Gashäuschen. Dort gehen viele Menschen mit Kinderwagen oder auch mit ihren Hunden spazieren. Es sind allerdings nicht nur die Radfahrer, die dort seit Beginn der Baustelle verstärkt unterwegs sind. Der Stockacher erzählt auch von Motorrädern oder anderen Fahrzeugen, die dort unerlaubt unterwegs seien – laut Karotsch oft mit Schweizer Kennzeichen.

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Hohes Tempo und wenig Abstand

Eigentlich müsse ein Radfahrer so fahren, dass er in Sichtweite reagieren könne, sagt Karotsch. Dies sei aber bei dem Tempo gar nicht möglich, zumal viele E-Biker sich offenbar gar nicht darüber klar seien, mit welcher Geschwindigkeit sie da unterwegs seien und was das für die Länge ihres Bremswegs bedeute. Sie hätten auch oft wenig Abstand zu den Fußgängern, manchmal unter einem Meter. Man bekomme dann nicht nur als Mensch einen Riesenschreck, sondern die Hunde gerieten beinahe in Panik, wenn so etwas passiere.

Karotschs Hund Capo, der aus dem Tierschutz komme und ohnehin sehr ängstlich sei, habe inzwischen regelrecht Angst davor, diesen Weg zu laufen. Einmal habe der Vierbeiner sich zitternd von der Leine losgerissen und sei dann in Angst in einen Elektrozaun gelaufen – ein schmerzhaftes Erlebnis.

Auch Frank Karotsch, der Bruder von Bernd Karotsch, der in dieser Ecke von Stockach gerne mit seiner Hündin Nia laufen geht, und ein anderer Hundehalter können bestätigen, dass es häufig zu solchen Vorfällen komme. Und wenn man dann etwas sage, dann werde man angepöbelt: Sätze wie „Halt Deinen blöden Köter zurück“, obwohl man ganz normal mit dem Hund auf dem Weg laufe, seien keine Seltenheit und seien noch eine abgemilderte Variante dessen, was manche Leute so riefen.

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„Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Zauberwort“

Man könne ja verstehen, dass manche Menschen Angst vor Hunden haben, jedoch würden sie dann schon von Weitem rufen, nicht abbremsen und dann, wie auf einem Rennen, an einem vorbeibrettern. Dabei würde, so Frank Karotsch, alles gut funktionieren, wenn es mehr Miteinander gäbe und man sensibler miteinander umginge. „Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Zauberwort“, sagt er.

Der Großteil der Biker, so betont Bernd Karotsch, halte sich aber an die Regeln und bekomme den Frust unberechtigt ab. Das Problem bestehe jedoch nicht nur auf dieser Umleitungsstrecke, sondern überall. Karotsch verweist auf Paragraf 14 des Waldgesetzes des Bundes, das Fahrradfahren im Wald auf Wegen unter zwei Metern Breite verbietet.

Straßenverkehrsordnung gilt auf dem Weg

Allerdings gilt dies dort nicht, wie Margareta Lattner vom Ordnungsamt der Stadt Stockach auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt: „Die Straße ist durch Verkehrszeichen 260 mit Zusatzeichen (frei für Land- und Forstwirtschaft) der Straßenverkehrsordnung für Kraftfahrzeuge aller Art gesperrt, welche in diesem Streckenabschnitt keine Land- und Forstwirtschaft betreiben. Somit greift die Regelung nach der Straßenverkehrsordnung und nicht nach dem Waldgesetz.“ Bei Missachtung drohen 20 Euro Bußgeld.

Es habe bisher vereinzelten Kontrollen geben, aber ohne Auffälligkeiten. Bei der Stadtverwaltung seien zwei Beschwerden eingegangen, sagt sie weiter auf Nachfrage.

Karotsch appelliert an die Vernunft der Menschen: „Stoppt endlich diese gefährlichen Rowdys, denn es ist im Wald und seinen Wegen eigentlich Platz für alle, die vernünftig und rücksichtsvoll sind.“

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