Gesunde Ernährung ist etwas, das in jedem Lebensalter wichtig ist. Von ganz besonderer Bedeutung ist sie aber bei Kindern. Obwohl dieser Sachverhalt auf der Hand zu liegen scheint, ist die Realität oftmals eine andere. „Kinder essen immer ungesünder“, sagt Andrea Maier-Nöth, Professorin im Bereich Ernährung, Gesundheit und Sensorik an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.

Sie führt zusammen mit ihrem Team deshalb zur Zeit eine Studie durch, in der untersucht werden soll, wie in der Kita-Verpflegung Salz und Zucker reduziert und Fette optimiert werden können. Denn diese Inhaltsstoffe, die besonders in hochverarbeiten Lebensmitteln stark zum Einsatz kommen, wirken sich in zu hohen Maßen negativ auf die Gesundheit aus, erklärt Maier-Nöth.

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Salz, Zucker und Fett reduzieren

Sie ist sich indes sicher, dass es möglich ist, Salz, Zucker und Fett in der Ernährung zu reduzieren, Ohne, dass die Speisen schlechter schmecken. Die Studie, die jüngst im Evangelischen Kindergarten Zum guten Hirten, als erster Einrichtung gestartet ist, soll diese Annahme untermauern.

„Langfristig soll dabei auch eine Handlungsempfehlung herauskommen, wie man Kindern eine gesunde Ernährung anerziehen kann“, erklärt Maier-Nöth Wichtig sei dabei allerdings: „Gesunde Ernährung muss mit Genuss gegessen werden, nicht mit Druck“

Bevor es ans Essen geht werden Ean, Ida, Feline und Elly von Doktorandin Jo-Ann Fromm zu ihrem Hungergefühl befragt. Die Waage zum ...
Bevor es ans Essen geht werden Ean, Ida, Feline und Elly von Doktorandin Jo-Ann Fromm zu ihrem Hungergefühl befragt. Die Waage zum abwiegen der Portionen steht schon bereit. | Bild: Dominique Hahn

Insgesamt sind sechs Kindergärten in die Studie eingebunden. Drei von ihnen haben ein Zertifikat für Bewusste Kinderernährung (BeKi), die anderen nicht. Der Kindergarten Zum Guten Hirten ist dabei die einzige Einrichtung in der Region, die in das Projekt eingebunden ist. Die anderen beteiligten Kindergärten verteilen sich im Stuttgarter Raum, erklärt Maier Nöth.

Die Eltern waren sehr interessiert

Im Vorfeld habe es extra einen Elternabend zu dem Thema gegeben. „Die Eltern waren sehr interessiert und viele von ihnen waren motiviert, bei der Studie mitzumachen“, berichtet die Ernährungsexpertin. Sie mussten dann einen Fragebogen ausfüllen, in dem es darum ging, was die Kinder zuhause essen und wie zuhause gekocht wird.

Im nächsten Schritt ging es nun in die praktische Phase. „Heute bekommen die Kinder Vanillepudding, der mit 40 Prozent weniger Zucker enthält als in der Zubereitungsempfehlung angegeben wird“, erklärt Doktorandin Jo-Ann Fromm, die für die Studie zuständig ist.

Verzieht jemand das Gesicht?

Die Kinder werden zuvor zu ihrem Hungergefühl befragt und dürfen sich dann selbst schöpfen. Bevor es an das Schlemmen geht, werden die Schüsselchen abgewogen, um zu erfassen, wie viel die Kinder essen. Drei Kameras filmen die zwölf Kinder beim Pudding essen, um ihr Verhalten aufzuzeichnen. Verzieht eines der Kinder das Gesicht, oder wirken sie zufrieden?

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Beim Zuckerreduzierten Pudding ist augenscheinlich letzteres der Fall. Fast alle fragen nach einem Nachschlag. Keinem der Kinder scheint etwas ungewöhnliches aufgefallen zu sein. Für Maier-Nöth ein gutes Zeichen. „Ohne weiteres kann man beim Pudding schon mal mindestens 40 Prozent Zucker weg lassen, ohne, dass sich geschmacklich groß etwas verändert“, freut sie sich.

Weitere Gerichte stehen auf der Liste

In den kommenden Wochen und Monaten sollen weitere Mustergerichte untersucht werden. So stehen noch Nudeln mit einer Bolognese-Soße auf dem Speiseplan, bei der der Gemüseanteil erhöht werden soll und ein Gurkensalat ohne Soße.

Valentina Blaß, Leiterin des Kindergartens Zum guten Hirten, zeigt sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER begeistert von dem Projekt. „Es ist eine schöne Sache, die wir gerne unterstützen und ich finde es schön, dass die Kinder so sehr mit einbezogen werden, und ihre Meinung im Vordergrund steht“, betont sie.

Nach dem Essen gibt es mit jedem Kind nochmal eine Befragung. Auf dem Bild berichtet Studienteilnehmer Ean Andrea Maier-Nöth, wie ihm ...
Nach dem Essen gibt es mit jedem Kind nochmal eine Befragung. Auf dem Bild berichtet Studienteilnehmer Ean Andrea Maier-Nöth, wie ihm der zuckerreduzierte Pudding geschmeckt hat. | Bild: Dominique Hahn

Mit im Boot sind bei dem Projekt auch die Speisenanbieter für Kindergärten. Sie sollen am Ende Handlungsempfehlungen und Schulungsmaterial bekommen, wie sie gesündere Speisen für Kinder herstellen können. Viele hätten sich durchaus offen gezeigt. „Das Problem ist auch in diesem Bereich wie so oft Zeit und Geld“, klagt Maier-Nöth. In Deutschland werde einfach zu wenig in dieses Thema investiert.

Gesundheitskosten könnten besser investiert werden

„Wir haben so hohe Kosten im Gesundheitsbereich. Dieses Geld wäre besser investiert in gesunde Ernährung, denn damit ließen sich viele Erkrankungen eindämmen“, ist Jo-Ann Fromm überzeugt. Immerhin stellen die beiden in den vergangenen Jahren eine Veränderung fest: Gesunde und genussvolle Ernährung rücke mehr in den Fokus. Das sei schon mal eine gute Entwicklung.

Nun komme es aber darauf an, dass mehr in eine nachhaltige Ernährungsbildung investiert wird, betont Maier-Nöth. Ihrer Meinung nach bräuchte es ein eigenes Schulfach Ernährungslehre-Lebensmittelkunde, in dem die Schüler das nötige Wissen über gesunde Ernährung mitbekommen. „Und wir brauchen ein Werbeverbot für ungesunde Lebendmittel“, fordert die Expertin.

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