Der Verband landwirtschaftlicher Fortbildung (VLF) hat in der Andelsbachhalle in Denkingen das Erntedankfest gefeiert. Alle Gastredner gingen, ebenso sowie Stefan Käppeler, der Vorsitzende des VFL, auf die Bedeutung des Erntedankfests aus ihrer Sicht ein. Ein zentrales Thema, das alle Redner beschäftigte, war die aktuelle Diskussion in der Politik und in den Medien über das Insektensterben und den Naturschutz.
„Wir wissen um unsere Verantwortung bei Artenvielfalt und Insektenschutz“
Schon in seiner Begrüßung fand Herr Käppeler klare Worte. „Wir Landwirte wissen um unsere Verantwortung bei Artenvielfalt und Insektenschutz und leisten unseren Beitrag.“ Er kritisierte aber, dass die ordnungsrechtlichen Vorschriften fast ausschließlich für die Bauern gemacht würden, während Bürger, Kommunen und die Wirtschaft nur mit Appellen und Empfehlungen eingebunden würden. „Artenschutz ja, aber gemeinsam mit der Landwirtschaft, und zwar mit einem klaren gesamtgesellschaftlichen Bekenntnis der Bürgerinnen und Bürger sowie der Politik“, war seine Forderung.

Ehrungen und neue Berufsanfänger
Zudem verwies er darauf, dass der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) und der Landesbauernverband nebst des Landesverbands Erwerbsobstbau einen Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen in Baden Württemberg„ beim Landtag eingereicht haben, und bat um dessen Unterstützung.
Lob für Aktion mit den grünen Kreuzen
Auch Ortsvorsteher Karl Abt kritisierte die Schieflage in der öffentlichen Diskussion über den Naturschutz. Er sehe in der einseitigen Verschärfung der Maßnahmen eine Missachtung der Landwirtschaft. Daher lobte er ausdrücklich die Aktion mit den grünen Kreuzen.
Karl Endriß, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbands Biberach-Sigmaringen, setzte seine Akzente in dieselbe Richtung. „1000 Kreuze zeigen, wie die Landwirte unter den unsäglichen Diskussionen leiden.“ Für diese Aussage erhielt der Redner spontanen Zwischenapplaus.

Kritik: Volksbegehren kann nur akzeptiert oder abgelehnt werden
CDU-Landtagsabgeordneter Klaus Burger ging auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ein. Er erklärte, er sehe das hundertprozentige Verbot von Pflanzenschutzmitteln in bestimmten Bereichen sehr kritisch. Ein Volksbegehren könne vom Landtag nur entweder akzeptiert oder abgelehnt werden. „Ein ordentlicher Gesetzesentwurf mit Änderungsanträgen und verschiedenen Lesungen sieht anders aus“, gab er zu bedenken.

Erntedank als Fest des Schöpfungsprozesses
Regina Schmucker, Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Sigmaringen, ging auf die christliche Sichtweise des Erntedankfestes ein. Sie sehe darin ein Fest des Schöpfungsprozesses.
Musik machten die Fischer-Musikanten, die Denkinger Landjugend und die Pfullendorfer Landfrauen sorgten für die Bewirtung. Kurt Stech aus Gammertingen berichtete von seiner Fahrt mit dem Traktor nach Santiago de Compostela in Spanien.
Jakob Schempp: „Landwirt ist ein vielseitiger Beruf“
Jakob Schempp, 19 Jahre alt und aus Großstadelhofen, erhielt seine Berufsabschlussurkunde als Landwirt.
Warum haben Sie sich für den Beruf des Landwirts entschieden?
Es ist einfach ein schöner und vielseitiger Beruf und man arbeitet im Einklang mit der Natur. Es war natürlich auch naheliegend, dass ich den elterlichen Betrieb irgendwann einmal übernehmen werde, in dem ich bereits jetzt mitarbeite. Finanziell ist der Beruf weniger lukrativ, sondern eher ein Kampf ums Überleben. Aber ich mache es aus Überzeugung.
Wie sehen Sie die momentane Diskussion um den Natur- und Insektenschutz?
Obwohl unser Betrieb konventionelle Landwirtschaft mit Schweinemast, Biogas und Ackerbau mit Getreide und Mais betreibt, schauen wir darauf, dass die Insekten geschont werden. Denn ohne Insekten können wir auch als Betrieb nicht überleben. Natürlich sind die Insekten im Obstanbau wichtiger, aber auch Getreide muss bestäubt werden.
Haben Sie sich spezielle Ziele gesetzt?
Der Betrieb muss weitergeführt werden, obwohl dies momentan sehr schwierig ist – ob überhaupt und wie er weitergeführt werden kann. Zudem möchte ich das Bild der Landwirtschaft in der Bevölkerung verbessern.