Ein riesiger Tisch dominiert das lichtdurchflutete Eckzimmer im Hofgartenflügel des Meßkircher Schlosses. Auf seiner mit Plastikfolie geschützten Fläche liegen improvisierte Farbpaletten neben Pinseln und Skizzenblätter. Farbflaschen stehen dazwischen. Der wunderschöne Raum mit herrlichem Blick in den Hofgarten dient den Oberstufenschülern des Martin-Heidegger-Gymnasiums ein paar Wochen lang als Malatelier.

Abiturientin Dana Strölin (links) bespricht mit Künstlerin Carola Riester Details in ihrem Bild. Bilder: Isabell Michelberger
Abiturientin Dana Strölin (links) bespricht mit Künstlerin Carola Riester Details in ihrem Bild. Bilder: Isabell Michelberger | Bild: Isabell Michelberger

Ausstellung in der Kreisgalerie als Ausgangspunkt

Ausgangspunkt des Kunstprojekts ist die Ausstellung „Künstler-Nachbarschaften I. Gerhard Berger und Yongbo Zhao„ in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss. Die Beschäftigung mit deren Bildern diente den Schülerinnen und Schülern als Anregung für die eigene Bildsprache und Thematik. Die Künstlerin Carola Riester leitet die Elft- und Zwölftklässler an und gibt Ratschläge für die Umsetzung. Unterstützung findet sie in der Kunsterzieherin Andrea Stumpf, die im Meßkircher Gymnasium unterrichtet.

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Seltsame Aliens mit leuchtenden Augen

An der Wand zwischen den Fenstern sind großformatige Leinwände befestigt, an denen Abiturientinnen arbeiten. Eine Figur auf dem Bild, die dem Künstler Yongbo Zhao gleicht, schreit dem Betrachter verzweifelt entgegen. Eine Frau in einem auberginefarbenen Catsuit, das große Hautflächen und Gerippe durchblicken lässt, verrenkt sich vor grauem Hintergrund. Seltsame Aliens mit leuchtenden Augen scheinen einen Mann zu bedrängen, der die Augen geschlossen hat und sich die Ohren zuhält. Die Motive erinnern an Zhao, sind jedoch kein Abbild, sondern mit der Lebenswelt der Schülerinnen verwoben.

Verschiedene Skizzen bildeten die Basis für die Bilder, die auf der Leinwand entstehen.
Verschiedene Skizzen bildeten die Basis für die Bilder, die auf der Leinwand entstehen. | Bild: Isabell Michelberger

Schwarze Figur, von den vier Elementen umgeben

„Das Thema Macht und Ohnmacht, das die Künstler Gerhard Berger und Yongbo Zhao thematisieren, findet sich auch in den Schülerarbeiten wieder“, erläutert die Künstlerin Carola Riester. In einer Rapper-Szene machte eine Schülerin Gut und Böse sichtbar, ein anderes Bild zeigt eine schwarze Figur, die von den vier Elementen umgeben ist. An der Stelle ihres Herzens befindet sich ein blauer Kreis mit gelbem Rand. Die Malerinnen bringen damit zum Ausdruck, dass die Menschen wieder ein Herz für die Welt in sich tragen müssten. Auf einem weiteren Bild steht der Schmetterling für die Freiheit.

Skizzen mit eigenen Interpretationen

Noch vor den Ferien hatte Carola Riester der 11. und 12. Klasse das Kunstprojekt vorgestellt. Nach einem gemeinsamen Besuch in der Ausstellung fertigten die Schülerinnen und Schüler Skizzen mit ihren Interpretationen an. Parallel dazu lieferten sie einen kleinen Begleittext zu ihrer Skizze ab. Sie erkundeten in der Ausstellung, was ihnen selbst zusagte und welche Bildsprache besonders auf sie wirkte. „Es kamen ganz unterschiedliche Ideen dabei heraus“, berichtete die Lehrerin Andrea Stumpf. Und in der Umsetzung auf der Leinwand sei sogar ein weiterer Veränderungsprozess erfolgt.

Jennifer Wulfert wählte für das Kunstprojekt zur Ausstellung in der Kreisgalerie als Motiv eine Figur, die dem chinesischen Künstler ...
Jennifer Wulfert wählte für das Kunstprojekt zur Ausstellung in der Kreisgalerie als Motiv eine Figur, die dem chinesischen Künstler Yongbo Zhao ähnlich sieht. | Bild: Isabell Michelberger

Die 13 Oberstufen-Schüler, zehn aus der 11. Klasse und drei aus der 12. Klasse, hätten zuerst noch eine gewisse Scheu gezeigt, die Skizzen auf der großen Leinwand umzusetzen, erzählte Carola Riester, doch mit den ersten Pinselstrichen und Farbproben habe sich diese nach und nach verloren. Die meisten hätten sich von der Abstraktion von Gerhard Berger inspiriert gefühlt, aber auch der expressive Ausdruck bei Yongbo fand Niederschlag in den Schülerarbeiten. „Für mich war es eine Chance, an einem solchen Projekt mitzumachen“, meint Anna Vogler und Jennifer Wulfert findet die Größe der Leinwand überwältigend.

„Für mich war es eine Chance, an einem solchen Projekt mitzumachen.“
Anna Vogler

Räumlichkeiten sind ideal

Dana Strölin, die ebenfalls zu den drei Zwölfern gehört, fand das Projekt von Anfang an interessant. Es gelang den Gymnasiasten sogar, in Entsprechung zu den Künstlern Berger und Zhao ein gemeinschaftliches Bild anzufertigen.

„Die Räumlichkeiten sind ideal und waren bei der großen Hitze angenehm kühl“, erzählt Andrea Stumpf. Es sei ein Erlebnis, im Stehen eine so große Fläche bemalen zu dürfen. „Ich bin der Stadt dankbar dafür, dass wir diese Räumlichkeiten nutzen dürfen“, freut sich auch Carola Riester. Die meisten Arbeiten sind fast fertig, sodass vor dem Schulbeginn im September die Ausstellung eröffnet werden kann.

Die Abiturientin Anna Vogler legt letzte Hand an ihre Arbeit an.
Die Abiturientin Anna Vogler legt letzte Hand an ihre Arbeit an. | Bild: Isabell Michelberger