Die Eröffnung der neuen Ausstellung in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss mit Arbeiten des aus der Mandschurei in China stammenden Malers Yongbo Zhao und des in Solothurn in der Schweiz geborenen Künstlers Gerhard Berger, der in Laiz aufwuchs, zog zahlreiche Gäste in den Festsaal des Meßkircher Schlosses. Mit dieser Ausstellung startet ein neues Format, das jeweils zwei Künstler in Dialog bringt, die in engem Austausch miteinander stehen. Dabei liegt der Fokus sowohl auf den Gemeinsamkeiten als auch auf den individuellen, sich unterscheidenden Ausdrucksformen. Den Besucher erwartet eine lebhafte Bilderwelt, vor der man staunend verharrt.
Es sei eine Zentimeterarbeit gewesen, um die großen Formate unbeschadet in die Ausstellungsräume zu bringen, lobte Landrätin Stefanie Bürkle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Begrüßung. Denn das größte Bild, „Der Kelch der Päpste III“ von Yongbo Zhao, hat eine Höhe von zwei Metern und eine stattliche Breite von drei Metern. Die Künstler haben eine unterschiedliche Prägung, das Fernöstliche treffe auf das Oberschwäbisch-Hohenzollerische. „Doch gerade das Gegensätzliche und Verbindende macht sie so spannend“, schwärmte die Landrätin.

Eine musikalische Impression der Weite der Landschaft der Mandschurei sowie der Denkweite der beiden Künstler gaben der Komponist und Saxofonist Rainer Fabich sowie die Pianistin Maharani Chakrabarti. Die perlenden Klänge und weit ausklingenden Töne nahmen das Publikum mit auf eine musikalische, anregende Reise. Für die Vernissage hatte Fabich eigens ein Stück komponiert, zu dem ihn die Werke Zhaos inspiriert hatten.
Agathe Schmiddunser von der Ludwig-Maximilians-Universität München kennt die Künstler gut, die seit 20 Jahren in der Münchner Künstlerkolonie „DomagkAteliers“ Tür an Tür arbeiten. „Sie haben eine gemeinsame Terrasse, doch sehe ich sie dort nie, weil sie immer am Arbeiten sind“, erzählte Schmiddunser. Die beiden hätten sich gefunden bei der Suche, was Kunst sein kann. „Auf den ersten Blick kommt man nicht auf die Idee, dass es eine gemeinsame Bildsprache geben könnte“, führte sie aus, doch man müsse sich die Mühe machen, länger die Bilder zu betrachten, so dass sich das Verbindende offenbare.
Zeichnung und Malerei mischen sich bei Berger nicht nur, sondern ergänzen sich. „Es sind Chiffren, die interagieren. Sie sind so stimmig, dass man nicht nach Einzelmotiven sucht“, erklärt die Kunstwissenschaftlerin. In Bergers Bildern seien Hinweise und Andeutungen zu entdecken, welche gelesen werden sollten. Er wolle dem Betrachter auffordern, zu einer eigenen Lesart zu kommen. „Das Bildpersonal von Yongbo Zhao schwappt einem geradezu entgegen“, beschreibt Agathe Schmiddunser. Die Bilder strotzen von „schaurig-schönen Wesen“, die einem Zwischenreich von Mensch und Tier entstammen könnten. Der Maler habe seine Künstlerausbildung in China absolviert, wo der Realismus als Staatskunst gegolten habe. Geschickt nehme er Versatzstücke aus der Kunstgeschichte, um sie in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Die überbordende Übertreibung provoziere und mache nicht vor Staat, Kirche, Philosophen und Gelehrten Halt. „Vertrautes lässt er einem unheimlich erscheinen“, erklärt sie. Dieses kritische infrage stellen, fordere auf, nachzudenken und sich einzumischen.
Das gemeinsame Motiv des künstlerischen Anliegens sei der Mensch als Gefangener im Lebensraum von Macht und Ohnmacht, formuliert Schmiddunser. Das Wesen der beiden Künstler ist hingegen sehr unterschiedlich. Während der ruhige 86-jährige Gerhard Berger sich unauffällig unter die große Zahl der Besucher mischt, hört man den 55-jährigen Yongbo Zhao lachen. Er springt leichtfüßig durch die Räume, umarmt Freunde und Besucher und macht für die Fotografen auch gerne Faxen vor den kleinen Monstern seiner Bilder. Die Grimassen, die er schneidet, findet man auch in seinen Bildern wieder, die mit Selbstbildnissen gespickt sind.
Öffnungszeiten und Begleitprogramm
- Die Ausstellung „Künstler-Nachbarschaften I“ ist bis zum 13. Oktober in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss zu sehen.
- Öffnungszeiten: freitags bis sonntags sowie feiertags jeweils von 13 bis 17 Uhr. Am Sonntag 21. Juli, um 15 Uhr, führen die beiden Künstler Yongbo Zhao und Gerhard Berger durch die Ausstellung. Am Sonntag, 6. Oktober, um 15 Uhr, gibt es eine Sonderführung mit Agathe Schmiddunser.
- Die Eröffnung der Ausstellung „Zu Gast bei Nachbarn“ mit Arbeiten der Oberstufe des Martin-Heidegger-Gymnasiums Meßkirch, die sich unter der Leitung der Künstlerin Carola Riester bildnerisch von der Ausstellung „Künstler-Nachbarschaften I“ anregen lässt, ist am Sonntag, 8. September, um 15 Uhr.
- Eintritt: 3 Euro (ermäßigt 1,50 Euro)
- Kontakt: Telefonnummer 0 75 71/1 02-11 42 oder E-Mail kreisarchiv@lrasig.de