Mit Wohlwollen und großem Lob nahm der Umwelt-, Kultur- und Schulausschuss des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung den Tätigkeitsbericht von Edwin Ernst Weber entgegen. Er ist Leiter des unmittelbar der Landrätin unterstellten Stabsbereichs Kultur und Archiv. Dieser nimmt innerhalb des Landratsamts eine Doppelfunktion wahr. Zum einen erfüllt er mit dem Kreisarchiv die gesetzliche Pflichtaufgabe der Archivierung der Verwaltungsunterlagen von bleibendem Wert der Landkreisverwaltung und der kreiseigenen Einrichtungen.
Zum anderen betreut und koordiniert der Stabsbereich die vom Landkreis als Freiwilligkeitsleistungen wahrgenommenen kulturellen Initiativen und Fördermaßnahmen. „Reichen die Mittel?“, wollte Johannes Kretschmann (Grüne, Sigmaringen) wissen. Weber sprach von 0,35 Prozent des Kreishaushalts, die ihm zur Verfügung stehen. Die Qualität der Arbeit sei aber „nicht nur eine Frage des Geldes“, wie er betonte. Da bekomme er von Landrätin Stefanie Bürkle bei der Einwerbung von Drittmitteln, wie bei den Sparkassen oder den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken, viel Unterstützung. Auch die Kreisräte stehen hinter der Arbeit Webers. So zollte ihm Kreisrat Christoph Stauß (FWV, Mengen) ein großes Lob: „Es ist ihnen kein Thema zu heiß, um es nicht aufzugreifen.“

Neben der Förderung von kulturellen Einrichtungen, Verbänden und Vereinen von kreisweiter Bedeutung liegen die Tätigkeitsschwerpunkte in der kulturgeschichtlichen Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zum Landkreis und seinen Gemeinden, in der Förderung und Dokumentation des regionalen Kunstschaffens durch die Unterhaltung und den Ausbau einer Kreiskunstsammlung und die Organisation von Dauer- und Sonderausstellungen in der Kreisgalerie sowie schließlich in der kreisweiten Koordination und Vernetzung des Kulturschaffens, insbesondere über das Kreiskulturforum und jährliche Kulturschwerpunkte.

Thema des 16. Kulturschwerpunkts von Landkreis und Kreiskulturforum war im Jahr 2018 Demokratie und Freiheit. „Bei insgesamt 43 Veranstaltungen an 16 verschiedenen Orten werden in dem noch bis April 2019 laufenden Programm rund 3000 Besucher erwartet“, konnte Weber einmal mehr von einer Erfolgsgeschichte berichten. Vorträge, Ausstellungen, Exkursionen, eine Tagung, ein Podiumsgespräch, eine achtteiligen Filmreihe und verschiedenen Kleinkunst-, Theater- und Musikveranstaltungen verfolgten laut dem Kulturchef ein doppeltes Anliegen.
Zum einen ging der Blick zurück in die Geschichte auf die freiheitlichen und demokratischen Traditionen und ihre vielfach verfolgten Wortführer aus Landkreis und Region. Mit der Erkundung des freiheitlichen und demokratischen Erbes verknüpfte das Programm die durchaus kritischen Fragen nach der Bedeutung und Akzeptanz der so mühsam erstrittenen demokratischen Werte. In welchem Zustand befindet sich heute unsere demokratische Kultur, und wie ist es um ihre Fähigkeit zum Ausgleich und Konsens bestellt? Ausschlaggebend für den Erfolg des Kulturschwerpunkts waren die Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern sowie die bewährte Förderung durch die beiden Sparkassen im Landkreis. Ein Highlight war sicher die Kreiskulturfahrt zu „Pionieren der Freiheit aus dem Landkreis Sigmaringen“ am 28. Juli unter Leitung von Doris Astrid Muth und Edwin Ernst Weber mit Stationen auf dem Truppenübungsplatz Heuberg, in Kreenheinstetten, Krauchenwies und in Marbach.
Auch im vergangenen Jahr wurde der Kreiskulturpreis vergeben. Er ging an das Ehepaar Sigrid und Peter Weydemann für die verdienstvolle Kunst- und Kulturvermittlung im „Atelier Laubbach“. Es war dies die zehnte Vergabe des 2009 vom Kreiskulturforum und den Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis gestifteten Kulturpreises. Nicht zuletzt hielt Weber zahlreiche Vorträge und war auch an der Herausgabe des Buchs zur Geschichte des Spitals Pfullendorf maßgeblich beteiligt und hatte darin auch mehrere Abhandlungen geschrieben.
Vorhaben 2019
- Der Kulturschwerpunkt hat das Thema „Handwerk und Industrie“ zum Inhalt. Dabei gibt es einen Blick zurück in die Geschichte sowie die Begegnung mit besonderen Handwerkstraditionen in der Handwerks- und Industriekultur. Es soll aber auch die Frage nach den Entwicklungs- und Zukunftsperspektiven, nebst den Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Landkreis Sigmaringen gestellt werden. Das Programm wird im Mai vorgelegt.
- In der Kreisgalerie Schloss Meßkirch sind 2019 drei Sonderausstellungen geplant.
- Im Rahmen der historischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wird es mehrere Vorträge und Lesungen geben.
- Die Aussonderungsmaßnahmen in den Altregistraturen des Landratsamtes werden fortgesetzt. Es wird eine elektronische Listenerfassung und die Übernahme der archivwürdigen Unterlagen in das neue Archivmagazin im Erweiterungsbau des Landratsamtes durchgeführt.
- In der kommunalen Archivpflege werden die Ordnungs- und Erschließungsarbeiten an den Gemeindearchiven Bad Saulgau-Bierstetten, Gammertingen, Herdwangen-Schönach, Inzigkofen, Mengen, Meßkirch-Menningen und Pfullendorf-Mottschieß durch den seit 1. Februar 2018 tätigen Archivpfleger und Hilfskräfte fortgesetzt oder neu begonnen. Dazu kommt die Aktenaussonderung in den Altregistraturen der Gemeindeverwaltung Herdwangen-Schönach und der Stadtverwaltung Mengen. Das Stadtarchiv Bad Saulgau wird bei der Beständegliederung und Zuordnung der Teilortarchive unterstützt. (kf)