„Das Rührgerät bitte gerade halten“, instruiert Birgit Spähler die Mädchen und Jungen, die in der Zeit zwischen Mittagspause und Nachmittagsunterricht Waffeln backen. Spähler ist Jugendbegleiterin an der Kasimir-Walchner-Schule (KSW), und das schon seit über 30 Jahren. „Mir macht es Freude. Ich habe schon Sportspiele, Tanzen und Hausaufgabenbetreuung angeboten“, erzählt sie. Auch Rentner und Studenten gehören zum Kreis der Jugendbegleiter, die ehrenamtlich arbeiten und nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten. Oft sind es engagierte Menschen, die den Kindern ihr eigenes Hobby näherbringen.

Trommeln mit Severin Dietrich. Die Kinder können drei Tage in der Woche an der Ganztagesbetreuung teilnehmen. Für die Unterstufe ist ein ...
Trommeln mit Severin Dietrich. Die Kinder können drei Tage in der Woche an der Ganztagesbetreuung teilnehmen. Für die Unterstufe ist ein Nachmittag verbindlich, in der Mittelstufe sind es zwei. | Bild: Johanson, Kirsten

Während in der Schulküche die Waffeleisen hochheizen, ist Musikschullehrer Severin Dietrich im Nebengebäude damit beschäftigt, die Teilnehmer der Trommel AG mit Instrumenten zu versorgen. „Die städtische Musikschule kooperiert seit zwölf Jahren mit der Kasimir-Walchner-Schule“, sagt Dietrich. Sophie probiert die Kistentrommel aus und ist begeistert. Die große Trommel, da sind sich alle einig, ist cool. Bei Anna Roesner und ihren beiden Schützlingen geht es ruhiger zu. Unter Roesners Anleitung spielen Denisa und Endourance auf dem Glockenspiel.

Ganztagesbetreuung entlastet

Die Schule hat den Auftrag, Wissen und Bildung zu vermitteln, doch sie ist nicht nur Lernort, sondern für viele Kinder und Jugendliche eine Art zweites Zuhause. Denn den Großteil des Tages verbringen sie – Mittagessen inbegriffen – dort. Ganztagesschulen und Betreuungsangebote am Nachmittag „tragen dazu bei, herkunftsbedingte Benachteiligungen im Schulsystem zu überwinden und verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ – so formuliert es das baden-württembergische Kultusministerium.

Denisa (6) und Endourance (7) sind ganz konzentriert bei der Sache und entlocken dem Glockenspiel eine Melodie.
Denisa (6) und Endourance (7) sind ganz konzentriert bei der Sache und entlocken dem Glockenspiel eine Melodie. | Bild: Johanson, Kirsten

Gerade, wenn beide Eltern berufstätig sind, sind ganztägige Betreuungsangebote besonders wichtig. „Die Kinder sind nicht sich selber überlassen und wir entlasten die Familien, erklärt Schulleiterin Alexandra Keinath die Einschränkungen, die Covid-19 bis zu den Weihnachtsferien mit sich gebracht hat. Wegen Corona dürften die Gruppen nicht gemischt werden und jeder Klasse war ein festes Angebot zugeordnet. Die Vorlesepaten pausierten, größere Schüler durften aufgrund des Kohortenprinzips nicht zu den jüngeren und auch das gemeinsame Singen im Chor musste ausfallen. In dieser Woche findet wegen des verschärften Lockdowns noch gar kein Unterricht in der Schule statt, sondern Fernunterricht.

Alexandra Keinath, Schulleiterin der Kasimir-Walchner-Schule.
Alexandra Keinath, Schulleiterin der Kasimir-Walchner-Schule. | Bild: Johanson, Kirsten

Die Ganztagesbetreuung an der KSW deckt die Zeit von 7.45 bis 16 Uhr ab. Nur an Montagen und Freitagen gilt eine andere Regelung, dann endet die Schule um 12 Uhr. Mit dem Bau des Mensagebäudes und ab 2005 wurde das nachmittägliche Betreuungsangebot ausgeweitet und heute sieht es so aus, dass die Schüler von 13 Uhr bis 15.20 Uhr in den Genuss von Arbeitsgemeinschaften aus den Bereichen Basteln, Werken, Kochen, Musik, Technik und Sport kommen. „An den Vormittagsunterricht schließt sich ein gemeinsames, halbstündiges Mittagessen in der Mensa an, dann haben wir 30 Minuten Pause und danach beginnen die Betreuungsangebote“, erklärt Lehrerin Karin Thoma. Von Schulsanitäter über Computer, Brettspiele, Fahrrad, Flöten, Schwimmen und Fußball bis hin zu Sprachförderung und Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss hat es schon viele Angebote gegeben. Kochen und Backen steht immer ganz hoch im Kurs.

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