Im Vorjahr hatte das Brassfestival seine Premiere im Seepark. Der damalige Auftritt, der nur eine extrem kurze Vorbereitungszeit zuließ, stand unter keinem günstigen Stern. Das Wetterglück war den Machern um Ewald Restle nicht hold, und das Zuschauerinteresse ausbaufähig – finanziell alles nicht gerade ein Volltreffer. "Doch jetzt erst recht", haben sich die Organisatoren gesagt. Und dieser Optimismus gab dem Veranstalter recht. Bei bestem Festival-Wetter ließen sich die Gäste nicht zweimal bitten.
Bereits am Freitag strömten fünfmal mehr Besucher wie im gesamten Vorjahr auf das Festival-Gelände, bestätigte Restle. Auch das eigens eingerichtete Campinggelände füllte sich am Vortag mit rund 30 Campern. Die Macher sind Ewald Restle mit seiner Frau Manuela sowie Thomas Hiestand. Restle ist absoluter Kenner der internationalen Musik-Branche. Er kann auf eine vieljährige Erfahrung im Musikmanagement zurückgreifen und sorgte für das musikalische Konzept. "Der Mix macht es aus", erläuterte er in Bezug auf die 24 großen Bands, die den Weg nach Pfullendorf fanden. Dazu kamen nochmals fast 40 weitere kleinen Gruppierungen.
Das sind mehr als 200 Musiker, die das Drei-Tage-Programm gestalteten. So kam aus Kalifornien die "Top Shelf Brass Band", die ihren erstmaligen Deutschland-Auftritt eben in Pfullendorf gestaltete. "Schnuckelig, aber sehr hochwertig", beurteilte Restle das Portfolio des Festivals. Dazu passte das Trio mit Thomas Gansch, Albert Wieder und Leonhard Paul gut ins Bild. Genauso hochkarätig die Trommler von "Fascinating Drum Corps".
Kaum waren die letzten Klänge der "Blassportgruppe" auf der großen Bühne verklungen, marschierten sie geordnet auf den Vorplatz der Bühne. Hier waren die Zuschauer sichtlich von der Synchronität des Trommelspiels fasziniert. Spontan gab es Applaus, wenn die Trommelschläger durch die Luft wirbelten. So auch die fünf Powerfrauen von "Venusbrass" aus Berlin, die von der großen Bühne herab oder mitten in der Zuschauermenge aufspielten. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Gruppe "Dubbbos". Diese Bigband wurde eigens für dieses Festival gegründet. Die "Creme à la Creme" der Brass-Musiker aus einem Umkreis von 100 Kilometern hatten nur wenig Gelegenheit, dafür zu proben. Die Zuschauer jedenfalls waren begeistert, es wurde vor der Bühne ausgiebig getanzt.

Unterstützt wurde das Festival durch 250 Helfer der Stadtmusik, dem Reit- und Fahrverein Pfullendorf, den Linzgau-Oldtimern, der Stegstreckerzunft und der Stadt Pfullendorf. Sie erledigten viele Zusatzaufgaben. Da gab es am Sonntag im Rahmen des "Family Brass Day" eine Bastelstube für die jüngsten Besucher. Die Stadtmusik veranstaltet einen "Drum Circle" mit fast 80 Percussion-Instrumenten.
Ewald Restle kündigte eine Neuauflage für 2018 an. "Wir wollen zum drittgrößten Brass-Event in Deutschland anwachsen – mit vier- bis fünftausend Besuchern", präzisierte er seine Pläne.
"Wir sind alle echte Freunde"
Lukas Bernhard, Medizinstudent an der Universität Ulm spielt die Trompete in der zehnköpfigen Gruppe "Die Brasserie". Der gebürtige Ettenkircher hat sich der Modern-Brass-Musik verschrieben, und auf verschiedenen Musikfestivals mitgewirkt.
Was spricht für sie persönlich gerade für das Festival in Pfullendorf?
Wir waren im letzten Jahr dabei, aber da war das Wetter schlecht und es war wenig los. So eine Veranstaltung muss sich etablieren, und da hat sich hier einiges getan. Den Leuten gefällt es und uns macht es Spaß. Dieses Mal ist unser Auftritt nach Mitternacht, da ist das Publikum angeheizt und wir können die "Fan-Base" sehr schnell erreichen.
Wie verträgt sich die Vielzahl an Auftritten mit ihrem Studium und wie steht es dann mit der Motivation?
Events wie Pfullendorf werden ein Jahr im Voraus geplant. Da kann man das Lernen drum herumlegen. Das Finanzielle ist für uns nicht wichtig. Wir sind alle echte Freunde geworden – nicht nur auf der Bühne. Die Freude, auf der Bühne vor drei- bis viertausend Zuschauern aufzutreten, ist eine riesige Motivation.
Fragen: Robert Reschke