Ungewohnte Düfte wehten am Fronleichnamstag über dem Seepark: Der Islamische Bildungs- und Kulturverein, der im Mühlweg eine Moschee und ein Begegnungszentrum unterhält, hatte eine Essensmeile der besonderen Art aufgebaut. Spezialitäten aus allen Regionen der Türkei wurden angeboten. Von deftig bis süß war alles vorhanden, was die türkische Küche hergibt. Und das fand auch bei den deutschen Besuchern großen Anklang.
„Wir sind extra aus Waldhausen nach Pfullendorf gefahren, weil wir die türkische Küche lieben“, stellte Wolfgang Redlich fest. Er hatte gleich noch Gäste aus Würzburg mitgebracht, und die waren ebenso vom Angebot begeistert. Leckere Salate mit besonderen Gewürzen, gebratene Sardinen und natürlich auch der Döner fanden reichlich Absatz. Zudem hatte man Gelegenheit, auch traditionellen Kebap zu testen. Dabei handelt es sich um flache Metallspieße, die Fleisch-bestückt und dann auf Holzkohlenfeuer gegrillt werden. Jede Region in der Türkei hat da ihre eigenen Spezialitäten. Übrigens werden dort auch Kartoffeln sehr gerne gegessen. „Hört sich fast Schwäbisch an“, wunderte sich eine Besucherin am Kumpir-Stand. Schließlich heißt die Knolle im Süden ja auch oft „Grumbeere“ (Grundbeere). „Des schtimmt voll“, kam es in breitem Dialekt aus türkischem Mund. Man sei ja hier geboren und spreche selbstverständlich die schwäbische Sprache. Bei Kumpir handelt es sich übrigens um ein türkisches Kartoffelgericht, bei dem die auch bei uns sehr beliebten Knollen in einem dreistöckigen Ofen gegart und dann mit Butter, Käse, Gemüse, Knoblauchwurst oder Fleischstückchen gefüllt wird.
Auch Veganer brauchten nicht hungern. Zwar etwas scharf („Ist was für richtige Männer“) aber echt lecker waren die aus Couscous gefertigten Röllchen mit allerlei pflanzlichen Zutaten. An den zahlreichen Essensständen kamen Anbieter und Gäste schnell miteinander ins Gespräch. „Essen verbindet Kulturen“, sagt Cavit Kedikli, der beim Bildungs- und Kulturverein für die Finanzen zuständig ist. Das war auch im Seepark so. Da wurden sogar an der Kuchentheke Rezepte ausgetauscht. Und dass man aus Spinat auch süße Kuchen machen kann, das war manchem Besucher wirklich neu.
Aber das Wichtigste war sicher die Atmosphäre. Die Frage, ob der Islam zu Deustchland gehört, spielte keine Rolle. „Wir leben gerne hier. Deutschland ist unsere Heimat. Und es ist klar, dass man sich an die Regeln halten muss“, machten mehrere Muslime im Gespräch deutlich. Von vielen Besuchern war zu hören, dass die „Integra“ eine wirklich tolle Sache sei. Und dass man auch wiederkommen wolle. Das große Fest dauert bis zum Sonntag und es werden nicht nur Unterhaltungsmöglichkeiten für Kinder, sondern auch eine riesige Tombola geboten.
"Das Zusammenleben ist wichtig"
Cavit Kedikli verwaltet beim Islamischen Bildungs- und Kulturverein die Finanzen und lebt seit 27 Jahren in Pfullendorf.
Was ist für Sie dieses Jahr neu?Wir sind erstmals hier im Seepark, weil am Stadtgartenvorplatz die große Baustelle ist. Am Montag haben wir mit dem Aufbau begonnen. Rund 80 Helfer waren im Einsatz. Die haben einen großen Dank verdient. Wir bedanken uns auch bei der Stadt für das große Entgegenkommen. Das hat alles ohne Probleme geklappt.
Wäre der Seepark im kommenden Jahr auch ein guter Platz für sie?Das können wir erst sagen, wenn das Fest vorüber ist. Dass wir hier nur unsere Essensstände aufbauen mussten und ein großes Zelt zur Verfügung steht, das ist natürlich ein großer Vorteil. Auch die Parksituation ist deutlich besser als am Stadtgarten. Und schließlich kommen immer viele Touristen in den Seepark.
Was ist für Sie das Wichtigste?Dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und ihnen etwas von unserer Kultur zeigen können. Das Zusammenleben ist so unheimlich wichtig. Natürlich können wir auch den Gewinn gut brauchen. Wir müssen unseren Imam selbst bezhalen und werden nicht aus der Türkei unterstützt.
Fragen: Karlheinz Fahlbusch