Ein Benediktinermönch wird neuer Stadtpfarrer im sächsischen Stollberg, wo weniger als acht Prozent der Menschen die katholische Marienkirche oder die evangelische Jakobuskirche besuchen. Die Stadt liegt am Jakobusweg und eine Unternehmerin will eine Pilgerstatue finanzieren. Es gibt vor 2,5 Jahren einen Workshop im Kloster Beuron, wo der Stollberger Pfarrer die von Peter Klink geschaffene Pilgerstatue sieht. Er ruft in Denkingen und seit dem 27. August steht vor seiner Jakobuskirche das Ergebnis dieses Gesprächs – eine Pilgerin, geschmiedet aus zahllosen Einzelteilen, vom Stahlkünstler aus Denkingen. Als Klink erstmals den Namen Stollberg hörte, fragte er sich, ob das jene Stadt ist, in der zu DDR-Zeiten das berüchtigte Frauengefängnis war.
Pilgerbuch und Entlassungspapiere
Bei einem Ortsbesuch erblickte er das finstere Gebäude aus finsteren Zeiten. Für ihn war klar, dass die Statue deshalb eine Pilgerin und keinen Pilger darstellen sollte, und die Figur musste einen Bezug zur Stadtgeschichte wie dem Jakobusweg haben. Auf dem Rücken ist die Jakobus-Muschel, das Erkennungszeichen aller Pilger zu sehen. An ihrem Pilgerstab schlängelt sich eine grüne Girlande hinab, entlehnt aus dem Wappen des Landes Sachsen. In der Hand hält sie ihr Pilgerbuch stolz in die Höhe, und zerknüllt die Entlassungspapiere aus dem berüchtigten Gefängnis. Die Schuhe ähneln Militärstiefeln, die die Insassen des Gefängnisses tragen mussten. Peter Klink hat wie ein Schuster die Schuhe mit filigranen Schnürsenkeln aus hartem Stahl geschmiedet. Auf 350 Stunden schätzt Klink die gesamte Arbeitszeit für die Pilgerin, die er in die große Kreisstadt Stollberg in den Erzgebirgskreis transportierte, wo sie am 27. August aufgestellt wurde. „Die kreative Arbeit geht nie aus“, antwortet er auf die SÜDKURIER-Frage, nach weiteren Projekten, die 2025 noch anstehen. So gibt es einen Auftrag aus Donauwörth und auch in der Dorfgemeinschaft Lautenbach wird eine Klink‘sche Arbeit zu sehen sein.