Angst hat die Familie Prager in Blumberg vor Corona nicht. Die Eltern Dirk und Katrin Prager sowie die vier Söhne schütteln auf die Frage mit dem Kopf. Wie fühlen sie sich zurzeit? „Mir geht es gut, weil ich hier immer spielen und mit Freunden mit dem Rad auf den Eichberg fahren kann“, beginnt der achtjährige Linus.
„Mir geht es gut“
„Mir geht es auch gut“, sagt sein zehnjähriger Bruder Jakob, „ich habe keinen Grund, dass es mir schlecht geht“, fügt der 15-jährige Jannis hinzu. Dem zwölfjährigen Elias geht es ähnlich. Sie hätten sich der Situation angepasst, erklärt Vater Dirk Prager, „wir schauen schon, dass die Kinder die Kontakte beibehalten können“, das sei das Wichtigste. Da würden sie sich mit den anderen Eltern absprechen. Mutter Katrin Prager fügt hinzu, sie würden sich mit solchen Eltern absprechen, von denen sie wüssten, dass sie im Befolgen der Corona-Verordnungen auch nicht nachlässig seien, und die Kontakte dann auf die ganze Woche verteilen. Eines steht für die Mutter fest: „Man kann den Kindern nicht ein Jahr lang alle Kontakte verwehren.“
An die neue Situation gewöhnt
Wie erlebt die Familie den aktuellen Lockdown? „Jetzt ist es eigentlich human“, empfindet Vater Dirk Prager. „Ich habe mich daran gewöhnt“, berichtet Sohn Linus, manchmal gehe er in die Schule zum Präsenzunterricht, manchmal nicht, wenn er Fernunterricht habe. Jannis Prager ist es gewohnt, wenn er in die Schule geht, die Hände zu desinfizieren, die Maske anzuziehen und regelmäßig zu lüften, oder wenn er in einen Laden gehe, die Hände zu desinfizieren und die Maske aufzusetzen.
Wie sieht die Familie die nächsten Wochen und Monate, worauf hofft sie, was erwartet sie? Zu Wort meldet sich Linus. Er hofft, dass bis zum Sommer beziehungsweise zumindest dann im Sommer vielleicht mehr geimpft werde, dass er selbst geimpft werde, „dann wäre es auch besser“, seine Familie und die Freunde hätten wieder mehr Möglichkeiten.
„Im ersten Lockdown waren wir nur zu Hause“
Wie hat die Familie den ersten Lockdown vor einem Jahr erlebt? „Da mussten wir alles mitnehmen in der Schule, die ganzen Bücher.“ Was sich zunächst vielleicht noch gut anfühlte, etwa nicht mehr in die Schule zu müssen, zeigte bald auch andere Seiten: Homeschooling, ein anderes Lernen ohne den Lehrer. „Im ersten Lockdown waren wir nur hier zu Hause, keine Oma, kein Opa“, schildert Katrin Prager. Elias vermisste das Tischtennisspielen, Jannis das DLRG-Training, er sei lange Zeit gar nicht mehr geschwommen. „Am Anfang war es sehr ungewiss: Beim Homeschooling war anfangs auch nicht so klar, wie es läuft“, blickt Katrin Prager zurück. Die Familie musste für ihre vier Kinder die ganzen Arbeitsblätter ausdrucken.
Welche schönen Momente und Erlebnisse hatte die Familie seit Frühjahr 2020? Linus konnte mit Freunden spielen, Jannis konnte im Sommer wieder in das Schwimmbad, man musste sich online anmelden, das sei ok gewesen. Mutter Katrin nennt Radtouren mit Picknick im Längewald, sie seien den ganzen Längewald abgeradelt.
Dennoch bedeutet die Pandemie für die ganze Familie schmerzliche Einschränkungen und Einschnitte. Jannis ist in der Abschlussklasse der Realschule, „so wie es aussieht, machen wir keine Abschlussfahrt.“ Vom Berufsorientierungspraktikum fiel ein Teil weg, die ganze Familie bedauert, dass auch der Schüleraustausch mit der ungarischen Partnerstadt Kunszentmiklós unterbrochen wurde. „Der Austauschschüler war da, wir waren letztes Jahr im Sommer in Ungarn“ schildert Katrin Prager.
Die Hoffnung bleibt
Katrin und Dirk Prager hoffen, dass die Situation irgendwann wieder besser wird, dass man sich wieder mit der ganzen Familie treffen kann. „Die Hoffnung bleibt am Leben“, betont Sohn Jannis. Katrins Eltern Ulla und Rolf-Peter Urbanke helfen beim Homeschooling, ein Lichtblick. Die Gesamtsituation bringt Katrin Prager so auf den Punkt: „Wir versuchen, es den Kindern so normal wie möglich zu machen, dass sie die Zeit nicht als eine so starke Einschränkung erleben. Wir sind nicht die Typen, die sich so schnell beirren lassen, aber man kommt ab und zu schon an Grenzen. Man muss schon eine ganze Menge Kraft reinstecken.“