Wie gelingt es den Erzieherinnen, dieses sensible Thema altersgerecht zu behandeln und die Fragen der Kinder aufklärend zu beantworten, ohne dabei Ängste und Unsicherheit zu schüren? Wir fragen bei einigen Einrichtungen nach und bekommen einen Einblick, wie bei einem Teil der Blumberger Kindergartenlandschaft mit dem Konfliktthema umgegangen wird.
Kindertagesstätte Buchberg-Arche
In der Evangelischen Kindertagesstätte Buchberg-Arche in Blumberg spiele der Krieg in der Ukraine in der täglichen Arbeit mit den Kindern bislang gar keine Rolle, weil von den Kindern selbst bis jetzt nichts in diese Richtung geäußert worden sei, wie Leiterin Andrea Lienhard auf Anfrage mitteilt. Die Erzieherinnen hätten sich intern in ihren Teamsitzungen miteinander abgestimmt und entschieden, das Thema nicht proaktiv zu behandeln, um keine Ängste zu schüren, solange nicht von den Kindern selbst ein Impuls dazu komme.
Solch ein Kriegsthema sei jedoch ziemlich heikel und so konkret auch nicht in der umfassenden Ausbildung zur Erzieherin vorgesehen. Daher habe das Evangelische Verwaltungs- und Serviceamt in Villingen alle Kindergärten seines Zuständigkeitsbereichs zu einem Infotreffen mit Erfahrungsaustausch eingeladen, wie mit dem Thema Ukraine-Krieg umgegangen werden könne.
Dieses Angebot habe die Buchberg-Arche bis jetzt nicht genutzt. Es bestehe aber jederzeit die Möglichkeit, dieses Schulungsangebot online nachzuholen, sollte sich auch in der Blumberger Einrichtung der Bedarf ergeben, das Thema in den Fokus zu rücken, sagte Lienhard abschließend.
Kindertagesstätte St. Josef
In der Blumberger Einrichtung haben sich die pädagogischen Fachkräfte nach gemeinsamer Abstimmung darauf geeinigt, dass „wir Äußerungen, Verhaltensweisen und Gespräche, die mit dem Krieg in Verbindung stehen, individuell aufgreifen werden“, erklärt Leiterin Tanja Fesenmeier. Wenn Kinder durch Gespräche von Erwachsenen oder durch Medienberichte bereits etwas aufgeschnappt oder gar Bilder über Kriegsgeschehen gesehen hätten, sei es sehr wichtig, sie damit nicht alleine zu lassen.
„Die Kinder nehmen teilweise wahr, dass sich etwas verändert hat, können es aber noch nicht einordnen. Sie spüren Anspannung, Ängste und Unsicherheiten in ihren Familien und in ihrem Umfeld, aber auch eine große Bereitschaft zu Hilfe und Solidarität.“ Letztere konnten die Kinder direkt vor Ort im Kindergarten beobachten. Der Elternbeirat engagierte sich und sammelte Sachspenden wie warme Kleidung, Decken, Isomatten, Windeln, Kindernahrung, Konserven und Verbandsmaterial für eine Lieferung in die ukrainische Grenzregion.
„Sie spüren Anspannung, Ängste und Unsicherheiten in ihren Familien und in ihrem Umfeld.“Tanja Fesenmeier, Leiterin Kindertagesstätte St. Josef
Aktuell sei der Krieg unter den Kindergartenkindern jedoch noch kein großes Thema. Sollte es jedoch verstärkt aufkommen, würde dies individuell mit den interessierten Kindern behandelt, indem ihre Fragen kind- und altersgerecht beantwortet würden. Die Basis dafür sei immer, den Kindern durch Erwachsene, die zuhören, halten und helfen, Sicherheit zu vermitteln, erklärt Tanja Fesenmeier das Vorgehen. Der Krieg könne den Kindern als ein Streit zwischen Erwachsenen erklärt werden, der nicht mit Worten, sondern mit Waffen ausgetragen werde.
Der Fokus in der Kindertagesstätte soll darauf liegen, wie Streit und Konflikte mit Worten gelöst werden könnten, indem Gemeinsamkeiten gesucht und gefunden würden. Zudem soll ein Schwerpunkt auf sichere Orte und helfende Menschen gelegt werden. Mit Hilfe ausgewählter Bücher können sich die Kinder während der Freispielzeit zudem mit den Themen Toleranz, Teilen und Helfen auseinandersetzen.
Kindergarten St. Josef
Der katholische Kindergarten St. Josef in Blumberg-Riedöschingen unter der Leitung von Annette Schellhammer hat in seiner Teamsitzung lange darüber gesprochen, wie mit dem Thema umgegangen und ob darüber gesprochen werden soll. Letztlich habe sich das Team dann darauf geeinigt abzuwarten, bis Stichwörter oder Fragen von den Kindern kommen, wie Erzieherin Verena Preter mitteilt.

Bereits wenige Tage später seien die ersten Kinder mit Fragen gekommen: „Was ist ein Panzer?“, „Wo und wie weit weg liegt die Ukraine?“, „Was sind Bomben?“, um nur ein paar Beispiele davon zu nennen. Im Freispiel gingen die pädagogischen Fachkräfte dann gezielt auf die Fragen ein, zeigten Bilder von einem Panzer und suchten auf dem Globus gemeinsam die Ukraine und Russland.
Der mindestens einmal monatlich stattfindende religionspädagogische Thementag Kinder erleben Jesus behandelte schließlich bewusst das Thema Krieg und Frieden mit Gottes Hilfe. Dabei wurden passende Lieder gesungen und Gebete vorgetragen sowie darüber gesprochen, wie Streit und Krieg entstehe und wie wichtig es sei, sich auch wieder zu vertragen.
Dabei wurde stets darauf geachtet, den Kindern das Thema kindgerecht und mit pädagogischem Hintergrund näher zu bringen und ihnen die nötige Sicherheit zu vermitteln und keinesfalls Ängste zu schüren. Zum Thema Frieden als Ziel am Ende jedes Konflikts haben die Kinder Friedenstauben gebastelt und Ausmalbilder mit Friedenssymbolen gestaltet.