Seit über 150 Jahren gibt es die Bräunlinger Feuerwehr. Und immer war es eine Männerdomäne, beim aktiven Feuerwehrdienst mit dabei zu sein. Bis jetzt.

Frauen auch in Ortsteilen vertreten

Denn in der Kernstadtfeuerwehr Bräunlingen sind erstmals mit Leonie Gantert und Johanna Häberle zwei Frauen in den aktiven Feuerwehrdienst eingetreten. Auch sie können nun bei Brandeinsätzen innerhalb ihrer Löschgruppe mithelfen, Feuer zu löschen. Beide hatten durch ihre Väter einen direkten Bezug zu den Wehren. Auch in Döggingen und Unterbränd sind inzwischen Frauen mit dabei.

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Ein vielfältiges Hobby

„Ich finde, das Feuerwehrwesen mit all seinen Herausforderungen ist ein vielseitiges, sinnvolles und verantwortungsvolles Hobby, bei dem ich auch viel für die Gemeinschaft und die Gesellschaft tun kann“, sagt Johanna Häberle, die seit Oktober 2021 zur Bräunlinger Feuerwehr gehört und dabei im Löschzug drei mit Zugführer Jürgen Kern mithilft.

Johanna Häberle kam als zweite Frau vor wenigen Monaten bei der Löschgruppe drei mit dazu.
Johanna Häberle kam als zweite Frau vor wenigen Monaten bei der Löschgruppe drei mit dazu. | Bild: Dagobert Maier

Für die 27-Jährige aus Öhningen, die seit Herbst 2020 in Bräunlingen wohnt, ist die Mithilfe bei der Feuerwehr nichts ganz Neues, denn sie ist schon seit ihrem 18. Lebensjahr in der Öhninger Feuerwehr Mitglied. Durch ihren Vater, der selbst in Öhningen Feuerwehrmann ist, kam sie schon als Kind nicht nur bei Ausflügen und Festen mit der Feuerwehr in Berührung.

Anfänge als Jugendliche

Mit 16 Jahren ließ sie sich von Freunden überzeugen, der Jugendfeuerwehr beizutreten. Mit 18 Jahren trat Häberle dann in den aktiven Feuerwehrdienst über und belegte nach der Grundausbildung Fortbildungskurse für den Sprechfunk und das Tragen von Atemschutzmasken.

„Ich möchte, da ich jetzt in Bräunlingen wohne und als Brauerin in der Löwenbrauerei arbeite, bei der Bräunlinger Wehr mithelfen und mich hier vor Ort einbringen.“
Johanna Häberle, 27 Jahre

In Öhningen war sie schon bei diversen Einsätzen dabei und bekam durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit auch Einblicke in die Arbeitsweise der Schweizer Feuerwehr. Bei der Jugendabteilung in der Öhninger Wehr war Johanna Häberle bei ihrer jahrelangen Arbeit und Mithilfe sehr engagiert.

„Mir macht die Feuerwehrarbeit viel Spaß. Ich möchte, da ich jetzt in Bräunlingen wohne und als Brauerin in der Löwenbrauerei arbeite, bei der Bräunlinger Wehr mithelfen und mich hier vor Ort einbringen“, betont die junge Feuerwehrfrau.

Leonie Gantert (20) absolviert derzeit eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und ist seit August 2019 beim Löschzug drei, in dem alle Altersklassen vertreten sind, als erste Bräunlinger Feuerwehrfrau mit dabei. Normalerweise einmal im Monat ist ein Treffen beim Löschzugabend und manchmal eine Feuerwehrprobe für die gesamte Feuerwehr, was wegen Corona derzeit ausfällt.

Leonie Gantert, die erste Feuerwehrfrau der Bräunlinger Kernstadtwehr.
Leonie Gantert, die erste Feuerwehrfrau der Bräunlinger Kernstadtwehr. | Bild: Dagobert Maier

„Mein Papa ist schon viele Jahre bei der Feuerwehr und so durfte ich ab und zu bereits als Jugendliche mit dabei sein. Ich fand das Feuerwehrwesen schon damals sehr interessant“, erzählt Gantert.

„Mein Cousin, der bei Frankfurt wohnt, ist in der Jugendfeuerwehr und bei Besuchen dort durfte ich auch mitgehen. Dabei konnte ich sehen, dass die Feuerwehr nicht nur Feuer löscht. Und so dachte ich, ich würde es gerne auch in Bräunlingen einmal ausprobieren“, fügt sie an.

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Inzwischen gefalle es ihr bei der Feuerwehr ihres Heimatortes sehr gut. „Ich habe die Feuerwehrgrundausbildung absolviert und bin nun bei den aktiven Feuerwehrlöschgruppen mit dabei. Ich finde die Atemschutztechnik bei der Feuerwehr ganz interessant und ansonsten möchte ich einfach einmal schauen“, so die 20-Jährige.

Einsatzpremiere steht noch aus

Bisher war sie noch bei keinem Brandeinsatz, doch nach ihrer Ausbildung wäre sie beim nächsten Einsatz vor Ort. Der Brand einer Scheune zwischen Bräunlingen und Bruggen im September war der bis dato letzte größere Einsatz der Bräunlinger Wehr.

Zunächst ungewohnt in der Männergruppe

„Am Anfang war es etwas schwierig in der für mich neuen Männergruppe, denn sie wollten mir immer helfen, wenn etwas Schwierigeres auf mich zukam. Inzwischen werde ich wie alle Feuerwehrmänner gleich behandelt und ich mache einfach mit und engagiere mich“, berichtet Leonie Gantert. Da sie viele – vor allem in der eigenen Altersgruppe – schon länger kenne, sei es ihr nicht schwergefallen, in die Gruppe hineinzufinden.

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Beim Feuerwehrfest in Bräunlingen hat Gantert bereits aktiv mitgeholfen. Ihr macht laut eigener Aussage der Feuerwehrdienst viel Spaß und auch in ihrer Löschgruppe fühlt sie sich wohl. Die junge Frau will sich auch in Zukunft bei der Feuerwehr in Bräunlingen aktiv engagieren.

Zum Hintergrund der Wehr

1864 wurde die Bräunlinger Feuerwehr gegründet, 94 Bürger erklärten sich damals zum Eintritt bereit.

Ein Wohnhaus in der Blaumeerstraße brennt vor zehn Jahren ab, hier ein Archivbild.
Ein Wohnhaus in der Blaumeerstraße brennt vor zehn Jahren ab, hier ein Archivbild. | Bild: Dagobert Maier (Archivbild)

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit des Feuerwehrlöschwesens auch überregional erkannt. Der Einsatzbereich war anfangs auf die Kernstadt beschränkt, wurde mit der Gemeindereform, als sich die Wehren aus Waldhausen, Mistelbrunn, Döggingen und Unterbränd zur Gesamtwehr Bräunlingen zusammenschlossen, erweitert.

Ein einprägsames Ereignis: Der Schulhausbrand 1971 ist noch vielen Bräunlingern in Erinnerung.
Ein einprägsames Ereignis: Der Schulhausbrand 1971 ist noch vielen Bräunlingern in Erinnerung. | Bild: Dagobert Maier (Archivbild)

Feuerwehr-Stadtgesamtkommandant ist aktuell Christoph Barth. Größere Einsätze waren der Schulhausbrand 1971 und mehrere Häuserbrände sowie auch die Hochwasserüberflutungen 1990/91.