Lange zogen sich die Vorbereitungen für den Bau der zweiten Gauchachtalbrücke. Neue Gutachten mussten her, die zusätzlich Zeit ins Land ziehen ließen. Nachdem der Termin für den Baustart immer weiter nach hinten verschoben wurde, sollte es nun in diesem Jahr losgehen.

Dann kam die Klage des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Der Regionalverband Südbaden des VCD hatte sich mit dem großen Brückenprojekt beschäftigt und will seitens des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg eklatante Mängel beim Verfahren festgestellt haben, besonders bei den artenschutzrechtlichen Belangen.

Die Klage und das damit verbundene, anstehende Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim könnte jetzt einen weiteren Zeitverlust für den Brückenbau bedeuten. Aus seiner Intention macht der VCD keinen Hehl: es gehe darum, den Bau einer zweiten Brücke zu verhindern, erklärte Jörg Dengler vom VCD im Oktober.

Brief an den VCD

Für die Stadt Bräunlingen und die nahe der Brücke gelegene Ortschaft Döggingen war die Klage ein Schock. Nachdem der Bräunlinger Gemeinderat eine entsprechende Resolution für den Bau der Brücke verabschiedet hat, hat sich Döggingen in einem offenen Schreiben an den VCD gewandt. „Eine Rückäußerung seitens des Verkehrsclubs ist bis heute nicht erfolgt, worüber die Dögginger Bevölkerung sehr enttäuscht ist“, sagt Döggingens Ortsvorsteher Dieter Fehrenbacher.

Dieter Fehrenbacher, Ortsvorsteher Döggingen.
Dieter Fehrenbacher, Ortsvorsteher Döggingen. | Bild: Lutz Rademacher

Für Döggingen verhindere die Klage eine Fertigstellung der Ortsumfahrung Döggingens: „Durch die Verhinderung der Fertigstellung müsste in nicht unerheblichen Zeitumfang der gesamte Verkehr der Bundesstraße 31 mit einer durchschnittlich täglichen Verkehrsstärke von 18.648 Fahrzeugen und einem Schwerverkehrsanteil von 2426 Lastwagen, wie zu früheren Zeit, wieder durch den Ort fahren“, so Fehrenbacher weiter. Die Verkehrszahlen stammen aus der Bundesweiten Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2015.

Das könnte Sie auch interessieren

„Hierdurch würde sich eine erhebliche Gefahrenlage und eine erhebliche Belastung für die Einwohnerschaft von Döggingen ergeben.“ Aus diesem Grund habe sich der Ortschaftsrat, im Namen der gesamten Dögginger Einwohnerschaft, mit einem offenen Brief an den Verkehrsclub Deutschland gewandt. „Mit dem offenen Brief wurde der Verkehrsclub Deutschland, Regionalverband Südbaden zur Rücknahme der unsinnigen Klage gegen die Fertigstellung der Ortsumfahrung aufgefordert“, erläutert der Orstvorsteher.

Was sagt der VCD dazu?

Es gebe einige wesentliche Punkte, die hier eine Rolle spielen, sagt Paul Daum. Er ist der seit etwa zwei Wochen neu gewählte Vorsitzende des VCD-Regionalverbandes Südbaden. Aktuell arbeite der VCD mit Hochdruck an einer ausführlichen Antwort auf den Brief aus Döggingen.

Paul Daum ist neuer Vorsitzender des Regionalverbandes Südbaden des Verkehrsclubs Deutschland.
Paul Daum ist neuer Vorsitzender des Regionalverbandes Südbaden des Verkehrsclubs Deutschland. | Bild: Paul Daum

Dennoch nennt Daum vorab wichtige Aspekte: „Es geht vor allem um die eklatanten Fehler beim Planfeststellungsverfahren. Das geht sogar so weit, dass etwa komplette Umwelt-Verträglichkeitsprüfungen fehlen, weil sie nicht gemacht wurden“, erklärt Daum. Eben jenes Planfeststellungsverfahren musste wiederholt werden, weil die artenschutzrechtlichen Gutachten, die noch vom Bau der ersten Brücke stammten, keine Gültigkeit mehr für die heutigen Bedingungen besaßen.

Zudem sei es eine fehlerhafte Annahme, der Bau einer zweiten Brücke entlaste den Verkehr. „Sie wird noch mehr Verkehr anziehen.“ Zudem gehe es bei den Kosten von rund 57 Millionen Euro um sehr viel Geld. „Man sollte hier nachdenken und diese Summen in den Ausbau von Bus und Bahn investieren“, so Daum.

Mit Region vertraut

Daum betont zudem, dass der Regionalverband Südbaden des VCD ein Zusammenschluss aus dem vormaligen Regionalverband Südlicher Oberrhein und dem vormaligen Kreisverband Schwarzwald-Baar/Rottweil sei. „Unsere Mitglieder setzen sich überall in der Region für menschen- und umweltfreundliche Mobilität ein und sind mit den Verhältnissen vor Ort sehr gut vertraut.“