Wie kann es gelingen, die 36 Jahre Amtszeit darzustellen? Ein Ansatz sind Anekdoten, in denen Weggefährten von ihrer Zeit mit Bernhard Kaiser berichten. Das haben die Donaueschinger Fraktionssprecher und Ehrenbürger Hansjürgen Bühler gesagt:
Claudia Weishaar
"Schwabe bleibt man das ganze Leben", sagt GUB-Sprecherin Claudia Weishaar. Das habe sich bei Bernhard Kaiser einerseits in der Sprache gezeigt, aber auch in seiner Sparsamkeit. "Wenn er etwa nach seiner allerletzten Gemeinderatssitzung nach Hause geht, ohne die Räte auf einen Umtrunk einzuladen, wie es sonst eigentlich üblich ist."
Er habe sich für die Stadt mit Herz und Hand eingebracht. Besonders in Erinnerung werde er Claudia Weishaar bleiben, wenn es bei der neuen Realschule wieder um Statistiken gehe. Die habe er zur Zeit der Wiedervereinigung bereits erstellt, als etliche Schüler aus der ehemaligen DDR in die Bundesrepublik gekommen seien. "Es ging darum, schnell Schulraum zu schaffen."
Konrad Hall
Die herausragende Charaktereigenschaften von Bernhard Kaiser? "Wir haben uns auch mal gestritten, aber Reibung erzeugt ja Energie", so CDU-Stadtrat Konrad Hall. Für ihn ist Kaiser das Vorbild eines Beamten. "So wie er sein muss: Loyal, pflichtbewusst und engagiert." Er habe sich schützend vor jeden Mitarbeiter gestellt.
"Wenn man ihm mit einem neuen Thema kommen wollte, musste man sich zuvor ausgiebig informieren – denn er tat das auch", so Hall. Man könne froh sein, dass er sich für eine Laufbahn im Donaueschinger Rathaus entschieden habe. "Mit seinen Talenten hätte er überall eingesetzt werden können."
Im Bauausschuss sei Kaiser manchmal der Meinung gewesen, die Räte brauche man für eine Entscheidung nicht wirklich. "Dort konnte ihm auch manchmal der Kragen platzen. Meistens gelang es ihm jedoch schließlich, alle zu überzeugen. Wenn man eine Frage stellte, konnte es passieren, dass er antwortet: 'Wieso fragen sie das jetzt? Ich habe das ja gerade erklärt'". Und Kaiser hat noch etwas geschafft: "Im Bauausschuss war selbst ich pünktlich."
Gottfried Vetter
War ein Lastwagen nicht ein zu großer Dienstwagen für Bernhard Kaiser, der gerne mal mit solch einem Fahrzeug gefahren ist? "Für einen Kaiser ist nichts zu klein", so SPD-Sprecher Gottfried Vetter. Er habe zwar ein Faible für schnelle Autos, auch mal einen Porsche als potenziellen Dienstwagen Probe gefahren. Schließlich habe sich die Vernunft durchgesetzt.
Besonders in Erinnerung sei Vetter ein Erlebnis gewesen: Bernhard Kaiser mit dem Roten Kreuz als Lastwagenfahrer auf dem Weg in die ungarische Partnerstadt. Nach dem Ausladen habe man schnell wieder nach Hause fahren müssen. Kaiser sei dann in Ungarn etwas zu schnell falsch abgebogen – "direkt in die Arme der Polizei." Die habe ihm den Führerschein abgenommen. Kaiser hatte aber am nächsten Tag einen Termin im Rathaus. Also wurde die Diplomatie ausgepackt, die schließlich auch funktioniert habe.
Bertolt Wagner
"Welchem Bürgermeister ist es gelungen, bereits zu Lebzeiten ein Denkmal zu bekommen. Kaiser hat es geschafft", sagt FDP-Sprecher Bertolt Wagner. Insgeheim sei doch der Kaiserkreisel nach ihm benannt. Lediglich aus Neid habe man die rote Haube darüber gestülpt", scherzt Wagner.
Besonders in der Bürgerstiftung sei Kaisers Handschrift zu erkennen. Gemeinsam mit OB Thorsten Frei habe er die Weichen dafür gelegt. "Das kann jetzt über Jahrhundert wirken und Gutes tun." Außerdem sei es im Prinzip eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Kaiser: "Einen Posten im Vorstand, den er in seinem Ruhestand dann antreten kann", so Wagner.
In seinem Ruhestand wolle Bernhard Kaiser nun das Golfen beginnen. Und da man nunmal weiß, dass wenn Kaiser etwas macht, dann macht er es mit vollem Einsatz, habe es für den Öschberhof nur eine Lösung gegeben: "Eigens deshalb hat der Öschberghof für 55 Millionen Euro angebaut", scherzt Wagner.
Außerdem pflege er das Radfahren, sei mit einer Gruppe überall unterwegs. "Dort nimmt er jeden Berg locker, während die anderen schnaufen müssen – auf ihren Rädern mit Elektromotor."
Annie Bronner
Obwohl Bernhard Kaiser aus einer Gegend gekommen war, in der die Fasnet keine allzu große Rolle spielt, sei er trotzdem extrem begeistert von der Donaueschinger Fasnet: "Ob als Hästräger, als Besucher des Zunftballs oder als Verteidiger des Oberbürgermeisters am Schmotzigen vor Ignaz und Severin", sagt Annie Bronner von den Grünen. Im Stillen sei er Neulingen ein sicherer Stilberater gewesen, wie man sich an der Fasnet zu kleide hatte.
Hansjürgen Bühler
Ehrenbürger Hansjürgen Bühler war als Stadtrat bei der Wahl von Bernhard Kaiser zum Ersten Beigeordneten 1982 mit dabei: "Damals war das Interesse nicht ganz so groß wie 2019." Man habe schon vorab eine Kandidaten-Auswahl getroffen, bei der drei schließlich übrig geblieben waren, davon ein Parteiloser. Bei 33 Stadträten seien 17 Stimmen für eine absolute Mehrheit notwendig gewesen. FDP und SPD hatten sich bereits auf Kaiser verständigt, um ihn in den zweiten Wahlgang zu bekommen. "Er bekam im ersten Wahlgang 17 Stimmen und wurde direkt gewählt", so Bühler.
Kaiser habe auch in seiner Freizeit viel für die Gemeinschaft getan, bei seinem Einsatz bei der Gründung des Lions Clubs. Dort war er damals das jüngste Mitglied. "Seine Freizeit hat er nutzbringend und sinnvoll für die Mitmenschen eingesetzt", sagt Bühler.