Der Weg ist am Freitag dieser Woche vermutlich das Ziel. Und dieser Weg ist kalt, lang und unbequem. Wenn sich in der Nacht auf Freitag Hunderte Landwirte aus Südbaden in ihre Traktoren setzen, um in gemächlichem Tempo nach Stuttgart zu tuckern, dann ist das ein Kraftakt, der Respekt verdient. Dabei dürfte der erste Teil der Protestfahrt in Richtung Stuttgart weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dann schlafen die Städter oder verkürzt die Konsumenten. Deren Verhalten, die Jagd auf möglichst billige Lebensmittel und der grundsätzlich kritische Blick auf die Arbeit auf den Feldern und in den Ställen treibt die Landwirte in neue Protestformen.
Die bisher locker organisierte Bewegung „Land schafft Verbindung“ ist in den sozialen Medien entstanden und im vierten Quartal 2019 rasant gewachsen. Sie vernetzt Landwirte aus den unterschiedlichsten Bereichen, die es satt haben, in Politik und Gesellschaft nach eigener Einschätzung kein Gehör zu finden. Interessanterweise zeigen die über Orga-Teams zu Aktionen gelenkten Landwirte kaum Interesse, sich an ihre berufsständischen Vertretungen zu binden. Deren Aussagen kennen sie zur Genüge.
Die junge Basisbewegung lässt sich nicht vor den Karren spannen. Das ermöglicht auch unbequeme, spontane Aktionen. Ein Flashmob gilt in der Stadt als Ausrufezeichen und moderne Kunstaktion. Die gleiche Wirkung kann künftig ein spontanes Treffen von ein paar Dutzend Ackerschleppern entwickeln. In einer, wie das heute so üblich ist, auffälligen und die breite Bevölkerung ansprechenden medialen Aufmachung.
Die Landwirte fahren ihre Protestaktion vor und nach ihrer oft körperlich harten Arbeiten im eigenen Betrieb. Das möge doch jeder beachten, der sich durchs Traktor-Defilee am Freitag ausgebremst fühlt. Vielleicht setzt das Fahren in der Fahrzeugschlange ein paar Gedanken frei, wie die künftige Rolle des Verbrauchers aussehen könnte.
Und Ihr Kommentar
Der SÜDKURIER als Meinungsplattform für die Region bezieht Stellung zu Themen, die die Leser unserer Lokalausgabe bewegen. Wir lassen dabei auch gerne Fachleute zu Wort kommen, die sich mit Themen aus Donaueschingen auskennen und ihre Meinung zur Debatte stellen. Zum Beispiel der Chef der Feuerwehr, wenn landesweit wieder Zuschüsse gekürzt werden. Oder eine Erzieherin, wenn die Diskussion um Kinderkrippen entflammt.Schreiben Sie für unsere Leser einen Gastkommentar!
Am schnellsten per E-Mail an
http://donaueschingen.redaktion@suedkurier.de
Post: SÜDKURIER Medienhaus
Redaktion
Käferstraße 10-12
78166 Donaueschingen
Fax: (07 71) 85 06 55 90