Abgemagerte oder verwilderte Heimtiere, vergiftete Köder, misshandelte Nutztiere, Tierhortung – die Liste von potenziellen Tierqualen ist lang. Doch wie ist die Lage auf der Baar? Der SÜDKURIER hat bei Tierheimleitern und dem Veterinäramt nachgefragt.
„Wir haben seit Jahren keine extremen Tierschutzfälle mehr erlebt“, sagt Nadine Vögel vom Tierheim Donaueschingen. Vor ein paar Jahren habe sie 45 Tiere in Vöhrenbach beschlagnahmt. „Das waren schlimme Verhältnisse in einer Messi-Wohnung“, erzählt sie.
Sieben von 70 Tieren haben überlebt
Sie erinnert sich auch einen Extremfall in St. Georgen: 20 Hunde sowie 50 Wellensittiche hätten dort in einer Zwei-Zimmer-Wohnung gehaust. „Es lagen Tierleichen auf den Böden, nur sieben Tiere von über 70 haben letztendlich überlebt“, sagt Vögel.
Erfreulich sei es allerdings, dass es in Donaueschingen in den vergangenen zehn Jahren keinen Vergiftungsfall mehr gegeben habe. „Die Menschen sind vernünftiger geworden“, mutmaßt Vögel. Das größte Tierschutzproblem im Landkreis seien immer noch die verwilderten Hauskatzen. Deren Vermehrung könne man mit einer Katzenschutzverordnung entgegenwirken, sagt sie.

Internet-Boom um Hunde
„Auffällig ist im Augenblick auch der Tierimport“, so Vögel weiter. Das sei momentan ein großes Problem, da die Tiere aus dem Ausland, etwa wegen mangelnder Tollwutimpfung, in Quarantäne müssten.
Wegen Corona gebe es momentan einen Internet-Boom auf Hunde. Dort würden Tiere gekauft, aber auch über Tierschutzvereine übermittelt, etwa Tiere, die vor einer Tötung gerettet worden seien. Vögel warnt dennoch: „Im Internet muss man beim Tierkauf vorsichtig und überlegt sein.“
Tierschutzverein darf nicht eingreifen
Für Fälle von Tierquälerei sei das Veterinäramt zuständig. Der Grund: Der Tierschutzverein dürfe nicht auf fremde Grundstücke oder könne jemandem ein Tier wegnehmen, erklärt Natascha Schneider vom Tierschutzverein Villingen-Schwenningen, der auch für die Baar zuständig ist. Der Tierschutzverein würde dann die Meldungen dokumentieren und fotografieren.
„Doch Menschen, die Tiere quälen sind in der Regel beratungsresistent. Man kommt mit Argumenten nicht an sie ran“, sagt Scheider. Deswegen empfehle sie, die Thematik präventiv an Schulen zu bearbeiten. Sie sagt: „Auch die Tierschutzjugendgruppe wirkt präventiv, da die Kinder einen respektvollen Umgang mit Tieren lernen.“
Menschen haben mehr Zeit und legen sich Tier zu
Im Zusammenhang mit Corona gebe es keine Häufung von Tierquälerei, sagt Schneider. „Was sich allerdings häuft, ist, dass sich viel mehr Menschen ein Tier anschaffen, da sie mehr Zeit haben.“ Der Tierschutzverein beobachte dies mit Sorge. „Was passiert nach Corona; werden die Tiere abgegeben oder sogar ausgesetzt?“, fragen die Verantwortlichen.
„In den vergangenen 25 Jahren hat sich viel getan“, sagt Veterinär Michael Langer. So wurde etwa die Käfighaltung in der Landwirtschaft verboten. Jährlich gebe es um die 300 Anzeigen, dabei bestehe Handlungsbedarf bei rund 90 Fällen, sagt Langer. Drei Viertel der Verstöße seien im Heimtierbereich und ein Viertel im Nutztierbereich.
Langer sagt aber auch: „Auf der Baar gibt es keine Massentierhaltung.“ Denn in der Landwirtschaft gebe es häufig kleine Familienbetriebe, sagt er. In diesem Bereich habe es zwischen 40 und 50 Nachkontrollen gegeben. „Jährlich gibt es in unserer Region auch nur ein bis zwei gezwungene Betriebsauflösungen“, so der Veterinär.