In den Donaueschinger Straßen ist am Sonntagnachmittag wenig los. Einzig ein paar Kostümträger flanieren über die Karlstraße. Im Wahllokal in der Realschule hingegen herrscht mehr Trubel: Um 17 Uhr findet immer noch der eine oder andere Wähler den Weg an die Urne.
„Gegen 17.50 Uhr wird wohl der letzte Schwung mit dem Bus kommen“, vermutet der Wahlhelfer Edgar Schiesel. Er ist Rentner, habe genügend Freizeit – und sich als Wahlhelfer zu engagieren gehört für ihn zum guten Ton und zur Bürgerpflicht.
Schiesel absolviert die Nachmittagsschicht, gemeinsam mit Tobias Ringwald, Ute Augenstein und Marjana Jürk. Noch eine knappe Stunde dürfen die Wähler des Wahlbezirks 010-05 ihre Stimme in der Donaueschinger Realschule abgeben. Rund 300 Wähler des Wahlbezirks habe man bisher vor Ort verzeichnet und alles sei ruhig verlaufen, so Schiesel.
Prüfung der Unterlagen
Auch im Klassenzimmer nebenan, wo die Wahlhelfer des Briefwahlbezirks 01 parat stehen, herrscht noch eine lockere Atmosphäre. Am Nachmittag wurden die eingegangenen Briefwahlunterlagen von acht Wahlhelfern geprüft. 956 Umschläge habe man im Laufe des Nachmittags ausgewertet, so Tobias Butsch, Wahlvorstand des Briefwahlbezirks 01.

Zu den Briefwahlunterlagen gehören der Wahlschein, der Stimmzettel mit einem dafür vorgesehenen Umschlag, ein roter, bereits mit einer Anschrift versehener Wahlbriefumschlag sowie ein Merkblatt mit Hinweisen für die Briefwahl. Die letztendliche Öffnung der roten Umschläge mit den Stimmzetteln erfolgt erst nach 18 Uhr. Doch rund 20 Briefwahlunterlagen habe man aufgrund Ungültigkeit bereits im Vorfeld aussortieren müssen, beispielsweise weil in den Unterlagen Flyer mit beigelegt waren, so Butsch.
AfD und CDU sind Stimmenkönige
Um 21 Uhr liegen dann die Wahlergebnisse aus Donaueschingen vor. Die Wahlbeteiligung liegt in Donaueschingen bei 82,2 Prozent – ein Höchstwert. Bei der letzten Bundestagswahl lag die Wahlbeteiligung in der Quellstadt bei 75 Prozent.
44,5 Prozent der Donaueschinger Wähler aus 20 Wahlbezirken stimmen mit ihrer Erststimme für Thorsten Frei (CDU), Derya Türk-Nachbaur hingegen erhält nur 12,5 Prozent der Stimmen – auf Platz drei hinter Sebastian van Ryt (AfD), der sich 24 Prozent der Erststimmen sicherte. In Donaueschingen haben auch 25,2 Prozent der Wähler ihre Zweitstimme der AfD gegeben und somit ist AfD neben der CDU (Zweistimmenanteil von 32,9 Prozent) der große Gewinner in Donaueschingen. Die Rechtsaußen-Partei konnte ihre Stimmen im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 mehr als verdoppeln.
„Vernichtendes Ergebnis“
Für Jens Reinbolz, SPD-Fraktionssprecher des Donaueschinger Gemeinderats ist der Wahlausgang, auch hinsichtlich des SPD-Ergebnisses der Zweitstimmen der Donaueschinger (11,3 Prozent), eine mittlere Katastrophe. „Auch das Ergebnis auf Bundesebene ist vernichtend für die SPD.“ Er befürchtet, dass die Union nun der SPD in allfälligen Koalitionsverhandlungen ein Messer auf die Brust setzt. Und dass die Brandmauer gegen rechts nur noch eine Farce sei. „Die CDU hat sich durch ihre Tonalität die letzten Wochen den Weg zu einer Koalition mit der AfD geebnet“, ist er sich sicher.
Enttäuschung bei der FDP
Miese Stimmung herrscht auch bei der FDP, die im SSC-Vereinsheim in Donaueschingen am Sonntagabend eine Wahlparty schmeißt. Oder ist es eher eine Trauerzusammenkunft?
Der Kreisvorsitzende der FDP im Schwarzwald-Baar-Kreis, Patrick Leismann ist sich sicher: Nachdem die FDP an der Fünfprozent-Hürde scheitert und nicht im Bundestag vertreten sein wird, sei klar, dass eine breitere personelle Aufstellung – auch auf Bundesebene – angegangen werden müsse. „Christian Lindner war die letzten Wochen für die Außenwirkung der FDP-Bundespartei nicht optimal und wechselhaft. Wir brauchen einen vertrauenswürdigeren Auftritt der Gesamtpartei.“
Landtagswahlen im Fokus
FDP-Fraktionssprecher im Gemeinderat und Landtagsabgeordneter Niko Reith ist zwar auch enttäuscht über das Ergebnis, aber richtet den Blick nach vorn, nämlich auf die Landtagswahlen 2026. „Wir brauchen in Baden-Württemberg einen Richtungswechsel. Und den wird es mit der FDP geben, da wir auf die Themen Bildung und Wirtschaft setzen.“

Bei den Zweitstimmen hat die FDP in Donaueschingen zwar mit 6,2 Prozent bessere Ergebnisse eingefahren als die FDP auf Bundesebene (jüngsten Hochrechnungen zufolge sind es 4,4Prozent), doch FDP-Direktkandidat Mark Hohensee hat bei den Erststimmen nur 3,6 Prozent der Donaueschinger Stimmen erhalten. „Das ist durchaus enttäuschend. Schön ist das nicht, so ehrlich muss man sein“, sagt er am Wahlabend. Wichtig sei es aus seiner Sicht nun im Nachgang zu analysieren, weshalb die AfD hier so gut abgeschnitten habe.
Auch für die Grünen läuft es in Donaueschingen nicht gut. 10,2 Prozent haben ihre Zweitstimme und 7,7 Prozent ihre Erststimme an die Grünen gegeben. 2021 waren es noch 13,4 Prozent grüne Zweitstimmen und 10,7 Prozent der Erststimmen.