Hans-Peter Fesenmeyer aus Hubertshofen ist Förster in sechster Generation im Donaueschinger Stadtwald. Und während er noch lange nicht ans Aufhören denkt, steht die siebte Generation bereits in den Startlöchern. Sohn Simon absolviert seit 2019 in Erfurt das Studium Forstwirtschaft und Ökosystem-Management und ist bereit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und die nun schon 184 Jahre andauernde Tradition in einigen Jahren fortzusetzen.

Wie alles begann
Die Geschichte begann, als Markus Fesenmeyer im Jahr 1837 seinen Dienst als Waldhüter bei der Großherzoglichen Bezirksforsterei Donaueschingen antrat. Sein Revier waren die Gemeindewaldungen Donaueschingen Oberholz nahe Hubertshofen. Nach 25 Jahren Dienst bat er im Jahr 1862 den Gemeinderat, aufgrund fortgeschrittenen Alters und angeschlagener Gesundheit, seinen Dienst an seinen Sohn Leonard Fesenmeyer abzutreten, der bereits als Hilfshüter arbeitete. Er selbst bot an, diesen einige Zeit als Hilfshüter zu begleiten.
Die Stelle wurde ausgeschrieben und am 14. Januar 1865 an Leonard Fesenmeyer übertragen, der zugleich als Jagdaufseher verpflichtet wurde. Am 24. Januar 1902 informierte der amtierende Bürgermeister Fischer das Großherzogliche Forstamt, dass Leonard Fesenmeyer um seine Entlassung gebeten habe, weil er sich wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr den Anforderungen gewachsen fühle, empfahl aber, aufgrund seiner guten Dienste an ihm festzuhalten.

Am 9. Oktober 1902 verpflichtete der Gemeinderat dessen Sohn Fridolin Fesenmeyer als Hilfsforstwart. Erst mit Beschluss vom 10. Oktober 1908 wurde dieser schließlich offiziell Nachfolger seines Vaters.
Am 4. November 1912 wurde der Gemeinderat aufgefordert, die bis dahin vakante Stelle des Hilfswaldhüters neu zu besetzen. Zunächst wurde Fridolin Fesenmeyers Sohn Karl vorgeschlagen. Doch seine starke Kurzsichtigkeit ließ sich nach einem Gutachten der Augenklinik Freiburg auch durch eine Brille nicht ausreichend korrigieren. So bekam sein Bruder Richard im März 1913 die Stelle.
Richard Fesenmeyer-Hütte
Am 1. Juli 1927 ging Fridolin Fesenmeyer schließlich mit 76 Jahren in den Ruhestand. Gleichzeitig wurde Richard Fesenmeyer zum Forstwart für das Oberholz benannt, nachdem er sich bereit erklärt hatte, auf eigene Kosten an einer entsprechenden Ausbildung teilzunehmen, die er 1929 mit gutem Lehrerfolg abschloss. Im Jahr 1939 wurde er in den Dienstgrad eines Revierförsters versetzt. Am 1. März 1953 ging er in den Ruhestand. Fünf Monate später kamen er und seine Frau Pauline bei einem Autounfall ums Leben. Ihm zu Ehren erhielt die Hütte, die er noch selbst geplant hatte und die heute dem Forst dient, den Namen Richard Fesenmeyer-Hütte.

Bereits seit 1936 hatte Erich Fesenmeyer im Revier seines Vaters als Holzhauer gearbeitet und beim Wegebau und Kulturarbeiten mitgeholfen. Nach einer Fortbildung zum Waldfacharbeiter wurde er im November 1951 zum Hilfsforstwart ernannt. Nach erfolgreicher Weiterbildung zum Forstwart übernahm er 1954 offiziell das Revier seines Vaters. Mit dem Ruhestand von Oberforstwart Ratzer am 30. Juni 1969 wurde sein Revier um den Hubertshofener Wald erweitert. Im Januar 1974 wurde Erich Fesenmeyer zum Revier- und Hauptforstwart ernannt, am 31. Dezember 1984 ging er als Amtsinspektor in den Ruhestand.

1985: Es folgt Generation sechs
Mit dem amtierenden Förster Hans-Peter Fesenmeyer ging schließlich die sechste Generation der Familie an den Start. 1985 wurde ihm das Revier Obere Waldungen mit 760 Hektar übertragen, 1998 kamen dann noch zusätzliche Flächen bei Wolterdingen dazu, insgesamt sind es 1280 Hektar. Hans-Peter Fesenmeyer fühlt sich wohl, er hat den Schritt nie bereut. Vor allem das Aufgabengebiet sei so vielseitig, habe viele Sparten vom Wegebau über die Pflanzung, Verbiss-Schutz, Pflegemaßnahmen, Einschlagen von Bäumen oder die Naturverjüngung bis hin zum Kontakt mit den Jägern.

Von Kind an hatte Hans-Peter Fesenmeyer den Vater oft in den Wald begleitet, hatte ihm geholfen, beispielsweise beim Aufnehmen und Kennzeichnen von Holz oder beim Hauen von Christbäumen. Damals wurde ihm klar, dass er später unbedingt einen Beruf im Freien ausüben, auf keinen Fall den ganzen Tag in einem Büro verbringen wollte. Doch es gab auch eine Alternative. Der Vater seiner Mutter war Postbote, auch das schien ihm interessant, weil dieser immer von seinen Erlebnissen erzählte. Doch Vater Erich Fesenmeyer vermittelte ihm eine Lehrstelle, natürlich im Forst, warum sollte er dann noch woanders suchen? Es war im Nachbarrevier bei Walter Kohler und der Beruf hat Hans-Peter auf Anhieb Spaß gemacht.
Nach der Bundeswehr-Zeit folgten Gespräche mit der Stadt Donaueschingen, die ihn unterstützte und ihm in Aussicht stellte, das Revier nach bestandener Prüfung als Forst-Techniker zu übernehmen. Mit einem guten Abschluss konnte Hans-Peter Fesenmeyer die Stadt schließlich überzeugen. Obligatorisch war auch der Jagdschein, den er nebenher machte. So erfolgte nach einer kurzen Übergangszeit zum Jahreswechsel 1984/85 die bisher letzte Übergabe des Reviers von einer Generation der Familie auf die nächste.
Ins Hier und Jetzt
Auch Simon Fesenmeyer hat seinen Vater von klein auf im Wald begleitet. Heute sagt er, er habe nie daran gedacht, einen anderen Beruf zu ergreifen als seine Vorfahren. Mitschüler erinnern sich, dass er schon in der Grundschule davon geschwärmt hat. Er war ständig mit dem Vater im Wald unterwegs, so habe er vieles schon im Vorfeld gelernt, während er die Realschule besuchte und 2014 mit Erfolg abschloss. Während er dann eine Waldarbeiterlehre machte, habe ihn der Wald immer mehr fasziniert, im Hinterkopf auch immer wieder mit dem Gedanken, das haben schon viele Generationen gemacht, es muss etwas ganz Besonderes sein.

Und während der Ausbildung wurde ihm immer mehr bewusst, wie vielseitig die Aufgabe ist. „Wenn man selbst im Wald arbeitet, ist das noch einmal ganz anders“, schwärmt er. „Und man ist immer draußen.“ Es habe stets Spaß gemacht, auch bei schlechtem Wetter. Nach Abschluss der Ausbildung zum Forstwirt holte er die Fachhochschulreife nach und studiert seit 2019 in Erfurt. Parallel zum Studium hat er bereits den Jagdschein erworben. Sein Ziel ist es, eine Generation weiterzuführen – im gleichen Revier wie seine Vorfahren. Der Weg dorthin dauert noch einige Jahre.
Nach Abschluss des Studiums muss er ein Trainee-Programm (Anwärterjahre) durchlaufen. Doch wenn Hans-Peter Fesenmeyer in den Ruhestand geht, wird Simon sich bewerben. Die Entscheidung obliegt dann der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat Donaueschingen. Bis dahin genießt er Spaziergänge mit seinem Vater im Oberholz, wo noch viele alte Bäume stehen, die sein Urahne Markus Fesenmeyer gepflanzt oder zumindest gepflegt hat.
Das Studium
Der praxisbezogene Bachelor-Studiengang Forstwirtschaft und Ökosystem-Management an der Fachhochschule Erfurt umfasst sieben Semester. Die Studierenden beschäftigen sich mit Wäldern und Ökosystemen, die überwiegend mit Gehölzen bestockt sind. Sie erfahren, wie deren Artenvielfalt gefördert werden kann und wie Holz unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Gesichtspunkte zur Verfügung gestellt werden kann. Die Absolventen sind als Förster in der Lage, Ökosysteme zu bewirtschaften, im Umwelt- und Naturschutz tätig zu werden oder Reviere öffentlicher und privater Forstbetriebe zu betreuen. Themenschwerpunkte sind unter anderem allgemeine und spezielle Ökologie, Forstmessung, Bodenkunde, Botanik, Waldschutz, Wildtiermanagement und Jagd, Holzmarktlehre, Waldbau und Ästhetik.