„Wir haben da sehr viel Glück gehabt“, sagt der 39-jährige Firmenchef nach einer Woche, in der die Aufräumarbeiten angelaufen sind und viel Klärungsbedarf bestand. „Wir haben keinen Personen- und keinen Umweltschaden“, bilanziert er. Es gäbe nichts, was nicht mit Geld wiederaufgebaut werden könnte. Auch angesichts der guten Zusammenarbeit mit der Versicherung kann er mit dem Umstand umgehen, dass sich die Schadensschätzung binnen einer Woche verfünffacht hat. „Wir liegen jetzt bei 2,5 Millionen und mehr“. Gar nicht eingerechnet seien dabei die Kosten aus künftigen Produktionsausfällen. Ebenfalls in die Schadensbilanz gehen produzierte Waren ein, die aufgrund der brandbedingten Verunreinigungen nicht ausgeliefert werden können. Die Brandursache ist noch nicht geklärt, die Ermittlungen der Polizei laufen noch.

Rückhaltebecken lief nicht über

Deusch war am Sonntagabend gar nicht in Pfohren. Er erfuhr von der Katastrophe am späten Abend bei einem Aufenthalt in Leipzig. Die Feuerwehr hatte dabei ihren wichtigsten Job schon getan: „Sie hat es geschafft, dass das Rückhaltebecken nicht überläuft“, lobt Deusch. Keine Selbstverständlichkeit sei es gewesen, das Feuer mit möglichst wenig Wasser zu bekämpfen. Wäre das mit Löschwasser vermengte Säurebad übergelaufen, wäre der Umweltschaden mutmaßlich viel höher gewesen als die Kosten für eine neue Halle.

Kurze Besprechung während des Einsatzes. Ortskenntnis und Umsicht der Feuerwehrleute haben Schlimmeres, insbesondere Umweltschäden, ...
Kurze Besprechung während des Einsatzes. Ortskenntnis und Umsicht der Feuerwehrleute haben Schlimmeres, insbesondere Umweltschäden, verhindert. | Bild: Roland Sigwart

Wenn Deusch überschwenglich formuliert, er könne den Feuerwehrleuten und allen Helfern „gar nicht genug auf die Schultern klopfen“, hat er zuvorderst die Pfohrener Feuerwehrleute mit im Auge. Von den ersten zehn Einsatzkräften, die am Pfingstsonntag kurz nach halb neun an der Brandstelle eintrafen, „waren fünf Männer aus meiner Firma“. Die Ortskenntnis habe ohne Zweifel vereinfacht, alles Wichtige schnell in den Griff zu kriegen. Aquatec sei im Dorf verwurzelt, betont Deusch, dessen Familie aus Neudingen stammt. Jetzt habe es sich, ohne man sich das gewünscht hätte, die Vertrautheit der Situation für die Retter ausgezahlt: Schon mehrere Male konnte die Abteilung Pfohren bei Aquatec proben.

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Zweiter Plusfaktor: Ordnung nach Schicht. Am Samstag war in der Firma vor dem langen Wochenende gearbeitet worden; danach Abschalten, alles reinigen und das Rückhaltebecken leerpumpen. Zum Glück. Mitunter schon mal infrage gestellte Sicherheitsabläufe hätten jetzt ihre Bedeutung unter Beweis gestellt, sagt der gelernte Verfahrensmechaniker Kunststoff, der auf diese Ausbildung den Bachelor in Betriebswirtschaft aufsattelte, ehe er 2014 die Firma von seinem Vater übernahm.

Alles muss gereinigt werden

Deutlich mehr Schaden als zunächst gedacht habe der gelblich schwarze Rauch verursacht, der beim Brand entstand, in Schwaden durch den Ort zog und einen Warnhinweis via Nina-App auslöste. Vermutlich sei da die Kunststoff-Innenverkleidung der Galvanikhalle in Flammen aufgegangen. Die Aufräumarbeiten hat bereits am vergangenen Montag ein 25-köpfiger Putztrupp auf Veranlassung der Versicherung übernommen. Sämtliche Maschinen und Einrichtungsgegenstände, die von den säuregetränkten Rußpartikeln überzogen sind, müssen gereinigt werden. „Die arbeiten von sechs Uhr bis 18 Uhr, sechs Tage in der Woche“, unterstreicht Deusch die hohe Priorität des Einsatzes von Spezialisten in Schutzkleidung.

Am Abend des Pfingstsonntags hat die Feuerwehr einen Einsatz in Pfohren. Der Schaden geht, wie man jetzt weiß, in die Millionen.
Am Abend des Pfingstsonntags hat die Feuerwehr einen Einsatz in Pfohren. Der Schaden geht, wie man jetzt weiß, in die Millionen. | Bild: Roland Sigwart

Die Produktion konnte der 130-Mitarbeiter-Betrieb bereits am Tag nach dem Brand wieder aufnehmen. Was ausfällt, ist ein Produktionsschritt, den Deusch als Finish bezeichnet. Die Produkte für Kunden in der Halbleiter- und Lebenmittelbranche oder der Medizintechnik werden in der Galvanik elektropoliert. Durch die Veredlung werden Unebenheiten beseitigt und ein angenehmer Glanzeffekt hervorgerufen. Drei Mitarbeiter und eine Aushilfe sind in der Galvanik beschäftigt.

Die Produktion brummt, die Austragsbücher sind so voll wie noch nie. Vor allem sind es langfristige Verträge, auf die Deusch bauen kann. Weil der Beschaffungsmarkt derzeit extrem angespannt sei, freue sich die Firma über lange Laufzeiten.

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Bleibt das Problem der zerstörten Galvanik. Hier stützt sich Deusch auf externe Dienstleister und freut sich über große Solidarität aus der Branche. „Mir wurde von einer Firma Hilfe angeboten“, berichtet er über eine Situation in der vergangenen Woche. Konkret spielt sich gegenwärtig ein anderes Modell ein. „Wir dürfen die Galvanik einer Firma im Kreis für die Nachtschicht nutzen“, so der Firmenschef. Die drei Galvanikmitarbeiter arbeiten dort schon, nach zwei Wochen soll Bilanz gezogen werden, ob sich diese Kooperation verlängert. Nicht mehr ausführen kann Deusch allerdings Galvanik-Auftragsarbeiten für externe Kunden.

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Lieber heute als morgen würde er die Galvanik neu aufbauen. Das dürfte aber, über die Dauer der Reinigungsarbeiten hinaus, derzeit nicht funktionieren. Ihm sei bewusst, dass viel Glück einen größeren Schaden verhindert habe. Deshalb erwartet er nun strengere Auflagen der Behörden beim Wiederaufbau. Auflagen wiederum erfordern meist mehr Fläche der Produktionsanlage. Deshalb sei es noch nicht klar, ob die neue Anlage an gleicher Stelle wiederaufgebaut werden könnte. Das sei, Stichwort Flächenverbrauch, auch der Wunsch der Versicherung.