Graue Sackos, Rucksack, mit allerlei Tand verzierte Hüte und immer ein Liedchen auf den Lippen – so haben die Stadtstreich(l)er nicht nur in Donaueschingen absoluten Kultstatus.
Neue Lieder einstudiert
Nachdem die Fasnet im vergangenen Jahr Coronabedingt nicht stattfinden konnte, schnürt sich die Musikanten-Gruppe voller Freude 2022 wieder die Stiefel, um den Menschen an der Fasnet gute Laune und Freude zu bescheren. Darin sind sie besonders gut: „Wir werden wieder wie seit 40 Jahren unsere Zuhörer ein bisschen unterhalten“, erklärt Stadtstreich(l)er Clemens Willmann. Eigens dafür habe man auch neue Lieder einstudiert und fleißig geprobt.

Macht richtig Spaß
So ganz wie früher gehe das jedoch nicht mehr: „Wir sind langsam in einem fortgeschrittenen Alter“, sagt Willmann. Da sei auch schon das Thema, die Gitarre an den Nagel zu hängen diskutiert worden: 'Aber im Moment macht es richtig Spaß und wir freuen uns auf Sonntag.' Dann könne man beim Eschinger Narredag auftreten, 'uns unsere Musik und unseren Blödsinn präsentieren.'
Im Wirtshaus oder der großen Bühne
Das Besondere sei auch, dass man ohne Verstärker unterwegs sei, sich auf Stimme und Instrumente verlasse. Und was ist dabei nun am Schönsten? „Es ist im Wirtshaus um den Tisch schön, aber auch vor über tausend Leuten“, erklärt Willmann.
Denn die Stadtstreich(l)er haben nicht nur Erfahrung von Fasnetsauftritten in verschiedenen Kneipen, sondern auch auf großen Bühnen. Sie spielten in Villingen bei der Zunft und haben schon beim Närrischen Ohrwurm des SWR teilgenommen, wo sie 2009 den zweiten Platz erreichten. Das Herz der Streich(l)er schlage aber am ehesten für die Kneipenfasnet.

Dass die Musik ankommt, liegt vielleicht auch an der Art und Weise, wie die Lieder entstehen: „Überwiegend spielen wir Cover, nehmen eine schöne Melodie, aus der man was machen kann“, erklärt Willmann. Dann wird ein Text darum gebastelt. „Wir haben aber auch Lieder, die wir letzten Endes dann nie gesungen haben.“ Die Stadtstreich(l)er sind außerdem die Schöpfer des Gaudimusikobed, der vor Corona an der Fasnet Hunderte in die Gasthäuser zog.
Ganz besondere Erinnerungen
In 40 Jahren Geschichte, auf welche ganz besonderen Momente lässt sich da zurückblicken? „Das sind ganz, ganz viele“, so Willmann. So etwa den Auftritt in Stuttgart bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Mitschüler von Willmann war: „Es war toll, als mein alter Klassenkamerad meinen Spitznamen aus dem Internat noch kannte.“
Dann erinnert sich Willmann auch an einen Auftritt im Friseursalon Riegger: „Wir haben vor zwei bis drei Damen gesungen, es gab Sekt und man wollte uns kaum wieder gehen lassen. Das war wunderschön.“ Es seien die „kleineren Sachen“, die Willmann viel mehr zum Schmunzeln bringen.
Zwei Herzen
Wenn er an die Fasnet 2022 denkt, schlagen zwei Herzen in Willmanns Brust: „Ich habe eine Meinung als Arzt – und eine als Stadtstreich(l)er.“ Der Arzt habe ein kleines bisschen Bauchweh. Zumindest seien viele schon geimpft und die Verläufe bei der Omikron-Variante seien eher mild, als Stadttreich(l)er freue er sich darauf, was die Fasnet wieder für Erlebnisse bringe.
Die Aufstellung der Musiker habe sich im Laufe der Jahre auch immer wieder verändert. Aktuell sei Jürgen Dold mit an Bord gekommen. Übrigens der einzige Stadtstreich(l)er, der noch arbeitet und „daher am wenigsten Zeit hat.“
Aus einer Laune heraus
Angefangen hat die Gruppe vor 40 Jahren, als aus einer Laune heraus Clemens Willmann und Jochen Hauger auf der Bühne des Altenheims St. Michael einige Witze zum Besten gaben. Weitere Mitglieder stießen hinzu und der Terminkalender füllte sich. Auftritte der Stadtstreich(l)er gehören zur Donaueschinger Fasnet wie der Hansel und Ignaz und Severin.