Die Verärgerung über die Sanierung der Friedrich-Ebert-Straße nimmt nicht ab. Waren es zuletzt die Gewerbetreibenden, die sich über angeblich schlechte Kommunikation und wenig stringente Ausführung der Maßnahme beschwerten, geht der Unmut von Anwohnern in eine andere Stoßrichtung.
Es sind die Anwohner der Baugebiete Schützenberg und Bühlstraße, die sich diese Woche mit einem offenen Brief inklusive Unterschriftenliste Hilfe suchend an die Stadt gewandt haben. Sie beklagen sich über Lärmbelästigung und Verkehrsgefährdung in den verkehrsberuhigten Zonen und Tempo-30-Zonen vor ihrer Haustür.
Und das als unmittelbare Folge der offiziellen und weiträumigen Umfahrung der Baustelle. Ihre Positionen hatten etwa 30 Anwohner bei einem gemeinsamen Treffen in der Vorwoche formuliert.

Sie sprechen von der Gefährdung von Passanten, insbesondere von Kindern und einer erheblichen Minderung der Wohnqualität, wenn sich ortsfremde Fahrzeuge, von der Dietrich-Bonhoeffer-Straße auf den Schützenbergweg abbiegend, über schmale Wohnstraßen und enge Kurven den Weg zur Bühlstraße biegen, um an deren Ende nach links in Richtung Stadt oder nach rechts in Richtung Hüfingen abzubiegen.
Durchfahrt ist nicht verboten
Wer dabei die vorgeschriebene Geschwindigkeit von maximal sieben Stundenkilometern im verkehrsberuhigten Bereich einhält, bewegt sich dabei im Rahmen der gängigen Rechtssprechung. „Wenn sie ordentlich durchfahren, ist das in Ordnung“, sagt Steffen Burdorf. Der Wirtschaftsingenieur lebt mit Frau, drei Kindern und Hund in der Elisabeth-Rothweiler-Straße.
Seine Beobachtungen und das, was ihm erzählt wird, sind besorgniserregend. Angefangen bei den Geschwindigkeitskontrollen. Ja, es werde geblitzt im Wohngebiet. Vier- bis fünfmal häufiger pro Stunde als an der Bundesstraße, habe er sich von einem Bediener des im Auto eingebauten Blitzes sagen lassen.
Dazu kämen die Raser. Nicht nur die, die mit dichtem Auffahren und Hupe jene Fahrer nötigten, die tatsächlich in Schritttempo durchs Viertel fahren. Sondern auch jene, die bei Straßengabelungen nach links Gas gäben, um das vor ihnen nach rechts abbiegende Auto vor der nächsten Zusammenführung zu überholen.
Die Eltern hätten Angst um ihre Kinder. „Man sieht keine Kinder mehr auf der Straße.“ Und selbst? „Ich fahre mit dem Auto ganz vorsichtig raus und Hund nehmen wir nur noch an die kurze Leine“, sagt der dreifache Familienvater.
Kontrollen nicht umfassend genug
Die Bemühungen des Gemeindevollzugsdienstes, die Geschwindigkeitsüberschreitungen zu unterbinden, nehmen die Anwohner zwar erfreut zur Kenntnis. Die Kontrollen deckten aber nur die Zeit ab und fänden laut Wahrnehmung der Anwohner nur tagsüber und an Werktagen statt.
Um Abhilfe zu schaffen, bitten die Anwohner um die Umsetzung sofortiger Maßnahmen. Kurzfristig, noch vor Schulbeginn, müsse die Einmündung Bühlstraße in Richtung Hüfingen gesperrt werden. Dieser gegenüber der Baustellenplanung vorgezogene Schritt würde die vermeintliche Attraktivität der schnellen Verbindung in Richtung Nachbarstadt unterbinden, sagt Daniel Burkhard, einer der Unterzeichner.
Nicht motorisierte Zweiradfahrer sollten den vorhandenen Rad-/Gehweg in Richtung Grüner Baum weiter nutzen können. Abhilfe soll auch eine erweiterte Beschilderung an der Kreuzung Dietrich-Bonhoeffer-Straße/Schützenberg schaffen. Das Verkehrsschild Sackgasse soll um das Schild Durchfahrt verboten/Anlieger frei ergänzt werden.
Die Anwohner bieten der Stadt im Schreiben generell konstruktive Gespräche zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation an – ergänzt um Maßnahmen, die über die Baustellen-Begleiterscheinungen hinaus gehen. Sie nennen dabei die Aufstellung von Blumenkübeln auf der Bühl- und Elisabeth-Rothweiler-Straße, Geschwindigkeits-Anzeigen an mehreren Stellen der beiden Wohngebiete und eine Erweiterung der verkehrsberuhigten Zone vom oberen Bereich der Bühlstraße bis Werksgelände der Firma Bromberger.

Die Stadt habe im Zuge der Baustelle stets reagiert, räumt Burdorf ein. Sei es bei den Absperrungen anfangs oder bei den Geschwindigkeitskontrollen. Inzwischen aber fühlten sich die Anwohner in Stich gelassen. „Obwohl sie diverse Beschwerden bekommen haben, nehmen sie Unfälle billigend in Kauf“, ärgert sich Burdorf.
Plötzlich Verkehr in beide Richtungen
Zumal es dieser Tage zu einer Verschärfung der Situation gekommen sei. Nachdem nämlich zwischen Jet-Tankstelle und Biedermann-Kreisel die Straße gesperrt war, sei der Umfahrungsverkehr plötzlich in beiden Richtungen durchs Wohngebiet geflossen.
Und was sagt die Stadt? Bis Freitag, vier Tage nach der SÜDKURIER-Anfrage, nichts. Bis Anfang, Mitte nächster Woche werde die Redaktion eine Antwort bekommen. Es stünden noch Gespräche an.