Wer einem fast 100-jährigen Sportverein rund sieben Jahrzehnte seines eigenen Lebens die Treue geschenkt hat, weiß nahezu alles über den Verein, verpasst kaum ein Spiel, ist immer hautnah dabei, kennt alle Interna und ist ein wahrer Fan.
Eine Premiere
Alle diese Attribute treffen bei der DJK Donaueschingen auf Franz Wild zu, der einst als gefürchteter Libero selbst auf dem Platz stand und zwischenzeitlich die ganze eigene Familie in die DJK eingebunden hat. Nahezu alles hat der 74-Jährige schon erlebt, doch nun gibt es eine Premiere. Ein südbadisches Pokalendspiel seiner DJK Donaueschingen ist auch für Wild ein Novum, auf das er schon seit Anfang April hin fiebert. Seit jenem Abend, als sich die Allmendshofener in einem dramatischen Halbfinalspiel gegen den FC Denzlingen in einem spektakulären und unvergesslichen Elfmeterschießen durchsetzten.

Ein Urgestein
Fanschal und Fantrikot gehören eigentlich immer zur optischen Ausrüstung, wenn Wild die nur rund 100 Meter von der eigenen Wohnung zum Sportplatz in Angriff nimmt. „Ich bin schon etwas wie ein Urgestein“, sagt Wild über sich selbst. Wer in so einer Nähe zum Sportplatz aufwächst, für den sind die sportlichen Weichen im Leben schnell gestellt.
Keine Chance für anderen Verein
Schon als Kind und Jugendlicher rannte Wild dem geliebten Ball hinterher, natürlich immer in Grünweiß. „Einmal wollte mich tatsächlich ein benachbarter Verein abwerben, doch ich musste nicht lange überlegen und sagte schnell ab.“ Schon 1966 schaffte Wild den Sprung in die erste Mannschaft, aus der er erst 1981 verabschiedet wurde.
Bis zu 800 Besucher
Tore schießen oder Tore verhindern? Für den späteren Diplom-Ingenieur stellte sich diese Frage nicht. Wild fand seine Position in der Abwehr. Oft spielten die Allmendshofener seinerzeit in der Kreisliga, manchmal auch in der Bezirksliga und eine Saison gar auf jenem Niveau, dem heute die Landesliga entspricht. Bis zu 800 Besucher verfolgten seinerzeit die Spiele, vor allem die Stadt-Derbys gegen den FV lockten die Zuschauer an.
Erstmals ins Halbfinale
Seit einigen Jahren haben die kickenden Nachfolger von Wild die Niederungen der Ligen verlassen. Plötzlich stellten sich Erfolge ein, die lange kaum möglich erschienen. Seit 2019 spielt die DJK auf dem allerhöchsten südbadischen Niveau, der Verbandsliga. Im gleichen Jahr gelang erstmals der Einzug in das Halbfinale im Verbandspokal. Damals scheiterten die Grünweißen noch am Finaleinzug, der nun am 6. April 2022 gelang. Unvergessen ist die Rekordkulisse von 1600 Fans im Jahr 2019, die in diesem Jahr nicht erreicht wurde, der sportliche Erfolg indes getoppt wurde.
Die DJK-Familie
Franz Wild engagierte sich neben der DJK und den langjährigen beruflichen Verpflichtungen zunehmend auch für die Belange seiner Heimatstadt. Noch heute sitzt er als Vertreter der Gemeinschaft unabhängiger Bürger (GUB) im Gemeinderat und vertritt als gewählter Volksvertreter die Interessen der Bürger. Die sportliche Heimat ist jedoch immer die DJK geblieben. „Dass wir oft als DJK-Familie bezeichnet werden, steht uns ganz gut. Wir sind immer offen, mit Angeboten zu helfen.“ Früher war es eine Turnabteilung für behinderte Kinder, heute ist es eine Reha-Gruppe, die Betroffenen nach einer Krebserkrankung hilft. Auch da ist Wild stets mit eigenen Ideen dabei.
Der Platzsprecher
Seit über 30 Jahren ist Wild als Platzsprecher bei nahezu jedem Heimspiel in Allmendshofen dabei, bekannt und geschätzt für Durchsagen, bei denen er nicht alles durch die rosarote Vereinsbrille sieht. Die DJK und Franz Wild, da scheint kein Blatt Papier dazwischen zu passen. „Bei mir haben sich Familien-, Freizeit- und Urlaubspläne immer dem Spielplan der DJK untergeordnet. Bei der heutigen Generation ist das nicht immer so“, fügt der Allmendshofener an.
Spiel im TV zu sehen
Nun also steht der unmittelbare sportliche Höhepunkt für Wild und die gesamte DJK-Familie unmittelbar bevor. Am Samstag, 21. Mai, kommt es in Lahr zum Pokalendspiel gegen den Oberligisten SV Oberachern. Die Frage nach Außenseiter und Favorit stellt sich da nicht. Die Partie, die um 12.15 Uhr angepfiffen wird, ist zum Teil auch im Fernsehen zu verfolgen.
Sechs Fanbusse
Wild und nahezu 400 Fans der Donaueschinger reicht das nicht. Sie werden in Lahr live dabei sein. Sechs Fanbusse setzen sich am Roten Rathaus ab 9 Uhr in Bewegung. Weitere Anhänger nehmen den Zug oder das eigene Auto. Um auch optisch etwas darzustellen, haben sich die Anhänger in den vergangenen Tagen verstärkt im Fan-Shop der DJK ausgestattet. Für die Mannschaft gibt es ein spezielles Final-Trikot, sogar mit dem eigenen Namen beflockt. Ein weiteres Novum bei der DJK.
Ein Höhepunkt
Einige weitere werden am 21. Mai, unabhängig vom Spielausgang, folgen. Ganz Allmendshofen freut sich auf diesen Höhepunkt in der langen Historie der DJK. Allen voran Edel-Fan Franz Wild. Auch mit 74 Jahren gibt es Dinge, die so ein erfahrener Sportsmann noch nie erlebt hat. Obwohl er immer dabei war – und ist.