Die Stadtverwaltung verbraucht viel Strom. Über 3200 Megawattstunden waren es laut Energiebericht im Jahr 2023. Der Trend ist leicht rückläufig. So konnten 21,9 Megawattstunden zum Vorjahr eingespart werden. Hauptgrund für den Rückgang war die reduzierte Beleuchtungsdauer der Straßen.

Als die größten Stromfresser werden im Bericht die Trinkwasserversorgung, die Abwasserbeseitigung und die Infrastruktur mit einem gemeinsamen Anteil von 48 Prozent genannt, gefolgt vom Stromanteil für die Gebäude mit 39 Prozent. Die Straßenbeleuchtung schlägt mit 15 Prozent zu Buche.

Wenn Reparaturen an der Donaueschinger Straßenbeleuchtung stattfinden, müssen die Lampen auch manchmal am Tag eingeschaltet werden.
Wenn Reparaturen an der Donaueschinger Straßenbeleuchtung stattfinden, müssen die Lampen auch manchmal am Tag eingeschaltet werden. | Bild: Fröhlich, Jens

Wie lässt sich dieser beachtliche Bedarf in Zukunft minimieren oder gar klimaneutral abdecken? Eine Frage, mit der sich die Stadtverwaltung nicht erst jetzt beschäftigt. Neben Einsparungen setzt man bei der Verwaltung auch auf regenerative Produktion von eigenem Strom, etwa durch den Ausbau von Photovoltaik (PV) auf städtischen Gebäuden und Freiflächen sowie durch Blockheizkraftwerke.

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Sinn würden solche Anlagen vor allem dort machen, wo viel Strom direkt verbraucht wird, wie etwa bei der Kläranlage, nennt Oberbürgermeister Erik Pauly ein Beispiel. Ziel ist also immer ein möglichst hoher Eigenverbrauch.

Oberbürgermeister Erik Pauly
Oberbürgermeister Erik Pauly | Bild: Fröhlich, Jens

Alle Dachflächen untersucht

Würde sich der gesamte Stromverbrauch der Verwaltung durch Sonnenstrom decken lassen? Um das herauszufinden, wurden alle städtischen Gebäude auf die Möglichkeit zur Anbringung einer PV-Anlage hin untersucht. Auch nach möglichen Standorten auf Parkflächen und Freiflächen wurde in diesem Prozess gesucht.

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Das Ergebnis: Stand heute könnte rein rechnerisch der gesamte Stromverbrauch der Verwaltung durch PV-Anlagen gedeckt werden. Auf allen städtischen Gebäuden könnten laut Berechnung rund 680.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Zwei potenzielle Freiflächenanlagen – bei der Gutterquelle und beim Abwasserpumpwerk Wolterdingen – könnten 3830 Megawattstunden Strom pro Jahr liefern. Doch die Sonne scheint nur tagsüber.

Speicherlösungen seien oft nicht rentabel, teilen Erik Pauly, Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros, und Peter Brieskorn, Leitung Hochbau und Gebäudemanagement, in einem Gespräch über die Energiezukunft der Stadt mit.

Peter Brieskorn, Leitung Hochbau und Gebäudemanagement
Peter Brieskorn, Leitung Hochbau und Gebäudemanagement | Bild: Fröhlich, Jens

Es werde jedoch immer im Einzelfall untersucht, ob der Einsatz von Speichern nicht doch sinnvoll ist, wie zum Beispiel im Fall des Rathauses Hubertshofen, wo eine kleine Speicherlösung in Kombination mit einer Wärmepumpe zum Einsatz kommt.

Diese Anlagen liefern bereits Strom

Auf vier Dächern der Stadt wurden schon eigene PV-Anlagen installiert: auf dem Kindergarten Pfiffikus, auf der Kita am Buchberg und auf dem Rathaus/Kindergarten Hubertshofen. 2023 erzeugten sie zusammen 71.235 Kilowattstunden Strom, zuzüglich des Ertrages der erst 2023 installierten Anlage bei den Technischen Diensten, für die jedoch nur kumulierte Daten aus PV und Blockheizkraftwerk vorliegen.

Auf dem Dach des Rathaus/Kindergarten Hubertshofen hat die Stadt 2021 eine PV-Anlage umgesetzt.
Auf dem Dach des Rathaus/Kindergarten Hubertshofen hat die Stadt 2021 eine PV-Anlage umgesetzt. | Bild: Silvia Bächle

Neben stadteigenen Anlagen ernten auf acht weiteren städtischen Dachflächen PV-Module Sonnenstrom. „Wir haben diese Flächen an Dritte vermietet“, so Erik Pauly. Diese Anlagen sind auf der Mehrzweckhalle Aaasen (Vertragslaufzeit bis 2030), auf der Erich-Kästner-Schule (bis 2035), auf dem Kindergarten Wunderfitz (bis 2036), auf dem Domizil der Freiwilligen Feuerwehr in Grüningen (bis 2034), auf der alten Realschule (bis zum Abriss), auf der Baarsporthalle (bis 2029), der Eichendorffschule (bis 2030) und auf dem Fürstenberg-Gymnasium (bis 2030) zu finden.

Auch die Anlage auf dem Fürstenberg-Gymnasium wird von einem externen Anbieter betrieben. Der Vertrag läuft noch bis 2030.
Auch die Anlage auf dem Fürstenberg-Gymnasium wird von einem externen Anbieter betrieben. Der Vertrag läuft noch bis 2030. | Bild: Roger Müller

Ziel der Stadtverwaltung ist, diese PV-Anlagen nach Vertragsablauf zu übernehmen. Gründe dafür sind nicht zuletzt steigende Energiepreise. Das macht solche Investitionen wirtschaftlich attraktiv. Die Stadt will dazu rechtzeitig vor Vertragsablauf jeweils in Verhandlungen mit den Investoren gehen.

Die PV-Anlage auf der Erich-Kästner-Schule wird von einem externen Anbieter betrieben, der die Dachfläche von der Stadt bis 2035 ...
Die PV-Anlage auf der Erich-Kästner-Schule wird von einem externen Anbieter betrieben, der die Dachfläche von der Stadt bis 2035 gemietet hat. Áuf dem Hallendach im Hintergrund plant die Verwaltung, eine eigene Anlage zu installieren. | Bild: Roger Müller

Hier sollen neue Anlagen entstehen

Auf insgesamt 19 städtischen Gebäuden sind noch PV-Anlagen möglich. Andere scheiden aufgrund der Statik und dem Denkmalschutz vorläufig aus.

Um den Ausbau voranzutreiben, stehen im Haushaltsplan für 2024 Mittel für sieben Anlageninstallationen zur Verfügung. In der Umsetzung befinden sich Anlagen auf der Donauhalle und der Kindertagesstätte Wunderfitz. Anlagen auf der Erich-Kästner-Halle, der Mehrzweckhalle Grüningen und dem Wasserwerk-Betriebsgebäude sind geplant oder sollen zeitnah folgen.

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Außerdem sind Anlagen auf der Grundschule Allmendshofen und dem Rathaus Heidenhofen angedacht. In den kommenden Jahren sollen Anlagen auf dem Realschulneubau (2026, 127 Kilowatt Peak) und der Dreifeldsporthalle (100 Kilowatt Peak) in Betrieb gehen.

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Im Bereich der Gutterquelle ist eine vertikale, bifaziale Freiflächenanlage mit 400 Kilowatt Peak in Planung. Bifazial heißt, dass die Solarzellen sowohl mit der Vorderseite als auch mit der Rückseite Strom gewinnen können. Eine weitere Freiflächenanlage beim Abwasserpumpwerk Wolterdingen muss noch im Detail geprüft werden.

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Knackpunkt Finanzierung

Das größte Hindernis auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Finanzierung, da sind sich alle Beteiligen der Verwaltung einig. In manchen Fällen helfen Fördermittel, der Rest muss über den Haushalt finanziert werden. Die daraus resultierenden Einsparungen können ebenfalls genutzt werden.

Erik Pauly sieht hier in einer Art Zwickmühle. Einerseits sei ein Umbau der Energieversorgung wichtig, andererseits dürfe man Bürger nicht übermäßig belasten, um keine Antistimmung zu erzeugen. Unter dem Strich sei man auf einem guten Weg.

Gerhard Bronner, Leiter Umweltbüro
Gerhard Bronner, Leiter Umweltbüro | Bild: Fröhlich, Jens

Mehr Tempo im Transformationsprozess fordert Gerhard Bronner, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Das ist auch im Energiebericht 2023 zu lesen: „Wenn die Energiesanierungsrate wie in den letzten Jahren bleibt, wird es nicht möglich sein, das Ziel der Klimaneutralität in angemessener Zeit zu erreichen.“

Vorgeschlagen wird deshalb, künftige Investitionen, nicht nur für PV, auszulagern und die Maßnahmen durch sogenannte Contractor planen, umsetzen und finanzieren zu lassen. Die Mittel dafür könnten dann – je nach Konzept – aus den Verbrauchseinsparungen finanziert werden.

Die Kosten für PV

Um welche Summen geht es beim PV-Ausbau? Die Stadtverwaltung nennt 1700 Euro pro Kilowatt Peak als Richtwert, der sich aus den Anlagen ergibt, die die Stadt bereits umgesetzt und beauftragt hat.

Um eine Leistung von 2650 Kilowatt Peak zu erreichen – dieser Wert ergibt sich aus allen bereits umgesetzten, beauftragten und theoretisch möglichen PV-Anlagen (siehe oben) – wäre eine Investition von rund 4,5 Millionen Euro nötig.