Spätestens seitdem das Auswärtige Amt im März 2025 seine Reisehinweise für die USA aktualisiert hat, sind neben den Reiseveranstaltern auch die Reisebüros alarmiert. Auch die politische Lage in der Türkei ist angespannt. Wir wollten wissen: Spüren die Donaueschinger Reisebüros das und haben sich die Reisewünsche der Donaueschinger verändert?

Proteste vor allem in den großen Städten

Die Türkei zählt seit Jahren zu den beliebtesten Reisezielen deutscher Touristinnen und Touristen. Doch nach der Inhaftierung des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoğlu kommt es immer wieder zu Massenprotesten gegen die Regierung. Ein Ende der Proteste ist nicht absehbar.

Der Strand der türkischen Stadt Alanya zieht jährlich viele Deutsche an. Die Proteste beunruhigen die Urlauber bisher nicht (Archivbild).
Der Strand der türkischen Stadt Alanya zieht jährlich viele Deutsche an. Die Proteste beunruhigen die Urlauber bisher nicht (Archivbild). | Bild: Can Merey/dpa

Aber: Die begehrten Urlaubsziele an der türkischen Riviera, wie etwa Antalya oder Side, sind bisher kaum betroffen. Dort war von den Unruhen bislang anscheinend wenig zu spüren.

Im Januar und Februar kamen rund 330.000 Gäste aus Deutschland in die Türkei – ähnlich viele wie in den ersten beiden Monaten 2024. Das geht aus Daten des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus hervor.

Das Donaueschinger Reisebüro Reisewelt hat keine merklichen Einbußen bei Türkei-Reisen zu vermelden, wie Büroleiterin Gabi Allaut berichtet: „Diejenigen, die mit Erdogan ein Problem haben, haben auch vorher keinen Urlaub dort gebucht.“ Insbesondere für Familien sei die türkische Riviera der perfekte Urlaubsort.

Sorgen vor allem bei gebuchten Reisen

Dies liege vor allem an den gut ausgestatteten Hotelanlagen und der professionellen Kinderbetreuung, so Allaut. Auch wenn der Urlaub in der Türkei teurer geworden sei, habe der Tourist viel von seinem Geld: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in der Türkei am besten“, stellt Allaut fest.

„Es gibt keinen Grund zur Sorge“, beruhigt die Büroleiterin der Donaueschinger Reisewelt, Gabi Allaut, die Türkeireisenden.
„Es gibt keinen Grund zur Sorge“, beruhigt die Büroleiterin der Donaueschinger Reisewelt, Gabi Allaut, die Türkeireisenden. | Bild: Donaueschinger Reisewelt

Esther Todt, Chefin des Donaueschinger Reisebüros Reiseland, stellt derweil einen Rückgang in der Nachfrage nach Türkei-Reisen fest: „Es ist eine gewisse Zurückhaltung spürbar.“ Allerdings könne die sich erfahrungsgemäß schnell wieder legen. Vorwiegend bei bereits gebuchten Reisen kämen vereinzelt Nachfragen nach der Sicherheitslage oder möglichen Stornierungsoptionen auf.

USA büßen massiv an Touristen ein

Anders verhält es sich in den USA: Dort wurden jüngst drei Deutsche nach ihrer Einreise in Abschiebehaft genommen. Die Angst vor einer verweigerten Einreise steigt offenbar, denn die Touristenzahlen brechen in Amerika merklich ein.

Dafür gibt es konkrete Hinweise: Nach ersten Daten der Einreisestatistik des US National Travel and Tourism Office (NTTO) für den März kamen aus Westeuropa etwa 17 Prozent weniger Besucher als im Vorjahresmonat an. Aus Deutschland trafen mit insgesamt rund 139.000 Ankünften 28 Prozent weniger Menschen an Flughäfen und Häfen ein.

Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen hat für ihre aktuelle Reiseanalyse erstmals erhoben, inwiefern die Bundesbürger die Wahl ihres Urlaubslandes von der politischen Situation vor Ort abhängig machen.

Was ist los in den USA?

Donaueschinger reisen lieber in den Nachbarstaat

Während das Interesse an den USA-Reisen bei Todts Kunden stabil bleibt, bemerkt Allaut einen klaren Knick bei USA-Reisen: „Während Bidens Amtszeit gab es eine wahnsinnige Nachfrage. Gerade kurz vor der Wahl wollten alle nochmal in die Staaten.“ Vergleiche man die Zahlen mit den Vorjahreszeiträumen, seien die Zahlen merklich zurückgegangen.

„Die Nachfrage ist bislang nicht merklich zurückgegangen – vor allem bei den USA bleibt das Interesse stabil“, erklärt Esther Todt vom ...
„Die Nachfrage ist bislang nicht merklich zurückgegangen – vor allem bei den USA bleibt das Interesse stabil“, erklärt Esther Todt vom Reiseland Reisebüro in Donaueschingen. | Bild: Reiseland Reisebüro

Statt in die Vereinigten Staaten wollen viele Donaueschinger nun lieber Kanada besuchen, wie Allaut berichtet: „Da haben wir einen regelrechten Boom. Kanada profitiert.“ Denn viele USA-Reisende satteln jetzt auf den nördlichen Nachbarstaat um.

Visumspflicht hält niemanden von London-Reise ab

Ob Städtetrip nach London oder Wanderurlaub in den schottischen Highlands – viele Menschen planen auch in diesem Jahr eine Reise nach Großbritannien. Für die Einreise reicht seit Anfang April nicht mehr nur der Reisepass. Urlauber brauchen jetzt zusätzlich die digitale Reisegenehmigung Electronic travel authorisation (ETA).

Doch auch diese Hürde hält kaum jemanden von einer Reise nach Großbritannien ab, wie Todt bestätigt: „Bislang gibt es keine spürbare Zurückhaltung bei Buchungen.“ Zwar werde die neue Regelung durchaus thematisiert – vor allem wegen der zusätzlichen Kosten und des organisatorischen Aufwands.

Probleme gibt es mit der App

„Doch scheint dies die Reisefreude der meisten nicht wesentlich zu beeinträchtigen – insbesondere bei Städtereisen nach London oder bei Reisen mit konkretem Anlass“, erklärt die Inhaberin des Reiselands in der Karlstraße.

Die Krux an der neuen Einreisegenehmigung: Sie funktioniert nur mit einer App oder Online. „Gerade ältere Menschen wissen nicht damit umzugehen und fragen dann bei uns im Reisebüro nach Hilfe. Hier unterstützen wir natürlich. Das ist der Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten.“