Die Fasnet ist jene Zeit, in der die Freude am Leben besonders zelebriert wird. Bevor es mit der Fastenzeit losgeht, wird noch einmal ordentlich gefeiert: Mit Gesang, Alkohol, fettigen und deftigen Speisen. Es gibt Umzüge, Bälle und so manchen Spaß. Das alles eingebettet in ein jahrhundertaltes Brauchtum, das von Vereinen und Zünften sorgsam gepflegt wird.

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Entsprechend groß ist auch die Anzahl derer, für die die Fasnet ein wichtiger Festtermin im Jahreskalender einnimmt. Das Fest der verdrehten Realitäten – Narren nehmen der Obrigkeit für ein paar Tage die Macht ab – genießt im Südwesten einen hohen Stellenwert.

Enttäuschung

Entsprechend groß war daher auch die Enttäuschung, als 2021 die Fasnet nicht wie gewohnt stattfinden konnte. Die Pandemie machte dem Fest einen Strich durch die Rechnung. Aber Menschenmassen am Rande der Umzugsstrecke, voll gefüllte Festhallen und Kneipen, in denen sich die Menschen singend Arm in Arm liegen? Undenkbar, während sich ein hoch-infektiöses Virus ausbreitet.

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Alternative

Der Donaueschinger Frohsinn suchte eine Alternative und schuf eine digitale Form der Fasnet, die auch gut ankam. Allerdings äußerte sich Zunftmeister Michael Lehmann im Anschluss an die vergangene Fasnet dazu: „Um nichts in der Welt würde ich das gegen eine normale Fasnet eintauschen.“ Eine Fasnet lebe eben auch vom Kontakt mit den Leuten und vom Austausch.

Zunftmeister Michael Lehmann (rechts) und sein Stellvertreter Wolfgang Hansel auf der Fasnet 2020. Sie organisieren für 2022 einen ...
Zunftmeister Michael Lehmann (rechts) und sein Stellvertreter Wolfgang Hansel auf der Fasnet 2020. Sie organisieren für 2022 einen Narrentag. | Bild: Roger Müller

Aber wie sieht es 2022 aus?

Die Pandemie ist noch nicht besiegt. Eine vierte Welle trifft die Krankenhäuser heftig und es zeichnet sich nicht ab, dass bis im Frühjahr wieder alles erledigt ist: „Es ist anders gekommen als gedacht“, sagt Lehmann. Gewisse Veranstaltungen plane man länger im Voraus, viel Organisation ist dafür notwendig: „Den Zunftball haben wir schon vor längerer Zeit abgesagt“, erklärt der Zunftmeister. Man habe darüber diskutiert und sich die Frage gestellt, ob man das unter diesen Umständen stemmen könnte: „Ich sehe mich noch nicht in einer voll besetzten Halle“, so Lehmann.

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Was ist möglich?

Generall habe man es bei der anstehenden Fasnet mit zwei großen Problemen zu tun: „Was darf man machen? Und bekommen wir es hin?“ So etwa die Umzüge, bei denen sich Tausende Besucher in der Donaueschinger Innenstadt tummeln. Unter Hygiene-Auflagen, die es sicher geben wird, kaum möglich: „Das ist mit den Auflagen schwierig. Man kann ja beim Umzug nicht absperren und kontrollieren. Das geht nicht. Von daher ist da alles auf Eis gelegt.“ Zudem gebe es noch die moralische Ebene: „Wir müssen überlegen. Wenn die Krankenhäuser voll sind und wir Fasnet feiern: Passt das?“

So sieht digitale Fasnet aus – hier im Februar 2021. Der MV Aufen zeigt sein musikalisches Können im Video.
So sieht digitale Fasnet aus – hier im Februar 2021. Der MV Aufen zeigt sein musikalisches Können im Video. | Bild: Narrenzunft Frohsinn

Ein Plan B

Daher arbeite man schon an einem „Plan B“. Was möglich sei, das wolle man machen. In PLanung sei ein neues Konzept für die Fasnet 2022: Am Fasnetsonntag soll im Residenzbereich in einem abgesperrten Bereich ein Fasnettag stattfinden. Die Donaueschinger Fasnet auf einen Tag komprimiert: „Wir planen das schon konkret. Es wird verschiedene Gruppen geben, die auftreten werden. Es soll ein Schauspiel geben, eine Szene des Zunftballs soll gezeigt werden.“ Das Ganze, so Lehmann, unter Einhaltung von 2G-Regeln, gesittet und geordnet. Die Planung sei dabei auch ein bisschen ins Blaue hinein. Auf das Risiko, dass nichts daraus wird. Anders sei es nicht möglich: „Auch wenn es dann nicht genehmigt werden sollte: Wir planen es jetzt mal“, sagt Lehmann.

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Nicht unvorbereitet

Unvorbereitet etwas improvisieren, sollte das möglich sein, das wolle man auf keinen Fall: „Wir machen ja keine Fasnet rein nach dem Prinzip ‚Treffen und Feiern‘. Das steckt ja schon ein Aufwand dahinter.“ Bei einer unvorbereiteten Improvisation komme nichts dabei raus. „Wir schauen, dass wir etwas machen, das auch unserem Vereinszweck entspricht.“ Und das mache man alles auch nicht aus finanziellen Gründen: „Wir investieren jede Fasnet, bekommen dafür auch Spenden.“

Aufruf an die Narren

2021 habe man vor der Fasnet noch einen Aufruf an die Narren gestartet, sich in der Pandemie nicht zum Feiern zu treffen: „Unser Aufruf hat vielleicht auch ein bisschen Wirkung gezeigt“, sagt Lehmann. Damit habe man sich allerdings nicht nur Freunde gemacht. Während es in Donaueschingen über die närrischen Tage ruhig blieb, sah das andernorts nicht so aus. In Rottweil und Villingen waren trotzdem Leute in Häs und Scheme unterwegs.

Vereine sind sich einig: besonnen bleiben

„In Donau haben wir das gut hinbekommen. Wir haben uns auch mit den anderen Vereinen besprochen. Da herrschte Einigkeit, dass wir besonnen bleiben.“ In der Stadt gebe es ein gutes Miteinander: „Wir sind gut aufgestellt und man hilft sich gegenseitig.“ Das soll auch 2022 klappen. Und die nächste richtige Fasnet? Die muss dann wohl bis 2023 warten.